Kaleidoskop01. Februar 2025

Anstieg der Meerestemperaturen beschleunigt sich

von dpa/ZLV

Reading – Die Oberflächentemperaturen der Weltmeere steigen einer Studie zufolge immer schneller. Betrug der Anstieg von 1985 bis 1989 noch 0,06 Grad Celsius pro Jahrzehnt, so waren es von 2019 bis 2023 bereits 0,27 Grad – mehr als viermal so viel. Bisher wurde meist ein geradliniger Anstieg der Wassererwärmung vermutet. Doch die nun im Fachmagazin »Environmental Research Letters« publizierte Studie der Forschergruppe um Christopher Merchant von der englischen Universität Reading deutet darauf hin, daß der Temperaturanstieg sich deutlich beschleunigt.

Von April 2023 bis Juli 2024 waren die Temperaturen der Oberflächen der Meere im Durchschnitt so hoch wie nie zuvor. Das hatte auch mit dem intensiven Auftreten des Klimaphänomens El Niño zu tun. Dabei sind aufgrund von Strömungsänderungen in der Atmosphäre und den Ozeanen unter anderem die Meeresoberflächentemperaturen in Teilen des Pazifiks deutlich höher als üblich.

In den Meeresgebieten vom 60. Grad nördlicher Breite bis zum 60. Grad südlicher Breite waren die Oberflächentemperaturen in dieser Zeit um bis zu 0,31 Grad Celsius höher als die bisher gemessenen Höchstwerte der jeweiligen Jahreszeiten. Im Durchschnitt waren es 0,18 Grad.

Für diese Meeresgebiete – sie reichen auf der Nordhalbkugel bis auf die Höhe vom russischen St. Petersburg, auf der Südhalbkugel bis südlich von Feuerland – untersuchten die Wissenschaftler anhand von Satellitendaten und Klimamodellen, welcher Anteil der Erwärmung auf natürliche Phänomene – wie El Niño oder eine erhöhte Sonnenaktivität – zurückgeht, und welcher auf die Erderwärmung zurückzuführen ist.

Zwischen den starken El-Niño-Ereignissen 2015/2016 und 2023/2024 stiegen die Spitzenwerte der Meeresoberflächentemperatur demnach um 0,22 Grad. Davon gehe fast die Hälfte (44 Prozent) auf den menschgemachten Klimawandel zurück – vor allem durch Treibhausgase, die sich in der Atmosphäre angereichert haben.

»Unsere Ergebnisse liefern Beobachtungsbelege dafür, daß der in den letzten 40 Jahren abgeleitete globale Anstieg der mittleren Meeresoberflächentemperatur wahrscheinlich innerhalb der nächsten 20 Jahre überschritten wird«, warnen die Studienautoren. Bei der Annahme einer linearen Erhöhung der Temperatur würden die Prognosen für die kommenden Jahre deutlich zu niedrig ausfallen, betonen sie.