Regisseur Dieter Wedel »nach langer schwerer Krankheit« gestorben
Der deutsche Regisseur Dieter Wedel ist tot. Er starb »nach langer schwerer Krankheit« bereits am 13. Juli, teilten seine Anwälte um den CSU-Politiker Peter Gauweiler am Mittwoch in München mit. Nach Angaben des Landgerichts München I, wo wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung ein Strafverfahren gegen Wedel anhängig war, starb er in einem Hamburger Krankenhaus. Der Schöpfer von beliebten Fernsehmehrteilern wie »Der große Bellheim« oder »Der Schattenmann« wurde 82 Jahre alt.
Das Gericht hatte eigentlich am Mittwoch endlich bekanntgeben wollen, ob es zum Prozeß gegen Wedel kommt. Das Verfahren gegen ihn wird nun aber eingestellt – »ohne Weiteres«, wie seine Anwälte in ihrem Schreiben betonten. Die Staatsanwaltschaft hatte Wedel schon im März 2021 wegen eines Vorwurfs aus dem Jahr 1996 angeklagt. Die Schauspielerin Jany Tempel gibt an, Wedel habe sie damals in einem Münchner Luxushotel vergewaltigt – ein Vorwurf, den Wedel bestritten hat.
Nach der Todesnachricht zeigte sich Schauspielerin Tempel »völlig perplex«. Das sagte ihr Anwalt Alexander Stevens der Agentur dpa. Er sprach Wedels Angehörigen sein Beileid aus, betonte aber, daß er davon ausgehe, daß der Prozeß gegen Wedel eröffnet und dieser auch verurteilt worden wäre. Nach Wedels Tod hoffe seine Mandantin, daß sich nun mehr Frauen aus der Defensive wagen – »und ihre Geschichte erzählen«. Tempel war zuletzt sogar kurz in den Hungerstreik getreten, um dagegen zu protestieren, daß das Gericht sich mit seiner Entscheidung über eine Verfahrenseröffnung so lange Zeit ließ.
Die Vorwürfe gegen Wedel waren Anfang 2018 bekannt geworden. Damals beschuldigten drei Schauspielerinnen – darunter Tempel – ihn im »Zeit-Magazin«, sie in den 90er Jahren sexuell bedrängt zu haben. Der Fall wurde der bekannteste in der deutschen #MeToo-Debatte, die 2017 ins Rollen gekommen war. Unter dem Hashtag #MeToo posteten vor allem Frauen im Internet millionenfach ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen.
Wedel zählte zu den erfolgreichsten deutschen Filmemachern. Mit seinen Mehrteilern begeisterte er ein Millionenpublikum und schrieb Fernsehgeschichte. Mit seiner Arbeit startete er in den 90er Jahren durch. Ein Erfolg jagte den nächsten: »Der große Bellheim« (1993, ZDF), »Der Schattenmann« (1996, ZDF), »Der König von St. Pauli« (1998, Sat. 1) und »Die Affäre Semmeling« (2002, ZDF). Wenn der Geschichtenerzähler sein neuestes Werk herausbrachte, sprach man mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier vom »neuen Wedel«. Das klang wie ein Gütesiegel – und bewahrheitete sich oft.
Bevor die Vorwürfe gegen ihn im Rahmen der #MeToo-Debatte bekannt wurden, war Wedel Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Bei dem Freilichttheaterfestival hatte der promovierte Theaterwissenschaftler Zuschauerrekorde aufgestellt und dafür gesorgt, daß viel Prominenz zur Eröffnung über den roten Teppich lief. Wedel hatte von sechs Frauen ebenso viele Kinder, darunter einen Sohn mit der 2019 gestorbenen deutschen Ausnahmeschauspielerin Hannelore Elsner.