Kultur12. Oktober 2024

Am 15., 17. und 18. Oktober im Kasemattentheater

»Apoplexie«

Nach dem Tod ihres Vaters will die Tochter dessen abseits gelegenes Haus entrümpeln. Doch was sich als simple Aufgabe ankündigt, ist ein surrealer Road Movie, der die Protagonistin durch unendliche nächtliche Autobahnen bis zu einem dubiosen Motel inmitten eines Waldes führt.

In einer vergammelten Sporttasche findet sie Tonbänder und einen alten Kassettenspieler. Eine Männerstimme spricht ihr direkt ins Herz, und sie macht sich auf den Weg in eine ungewisse Zukunft, in der sie auf einen Hirsch trifft und von einer schwarzen Katze begleitet wird, eine Odyssee zwischen Vergangenheitsbewältigung und dunkler Prophetie.

»Apoplexie« ist ein multisensorielles Theaterstück, ein Live-Hörspiel das sich zwischen Musik, Text und Performance bewegt und in vieler Hinsicht den Rahmen eines herkömmlichen Theaterabends sprengt.

Auf der Bühne, die von Anfang an in Dunkelheit getaucht ist, hat sich ein Sammelsurium an Requisiten und Instrumenten angehäuft. Musiker unter der Leitung von Catherine Kontz, mit an deren Seite die Perkussionistin und Klangkünstlerin Céline Bernard, begleiten mit Sound-Effekten, Foley Art und Originalkompositionen die Schauspielerin und die Erzählstimme. Die Sounds spiegeln nicht nur die äußeren Ereignisse wider, sondern tauchen die Zuschauer auch in die verschachtelten Tiefen des Innenlebens der Frau ein.

Foley Art ist die Kunst der Geräuscheffekte. Mit Hilfe von alltäglichen Gegenständen und sorgfältig ausgesuchten Materialien entsteht synchron zur Geschichte eine äußerst realistische, wenn auch geheimnisvolle Klangwelt.

Eine ausgeklügelte Partitur aus Stimmen, Geräuschen und Musik, entführt das Publikum in ein mysteriöses Universum zwischen Stephen King und David Lynch. Die Musik wird ergänzt von Marc Theins diskretem Licht- und Schattenspiel, das die Bühne in eine sensorische Phantasmagorie verwandelt und dem Zwielicht im Raum für kurze Momente Kontrast verschafft. Seine fast taktile Arbeit spielt mit den Grenzen einer traditionellen Theaterbeleuchtung

Das Publikum kann die Temperatur der Schweinwerfer spüren. Das Licht huscht über sie hinweg und sie riechen den verbrannten Staub. Jede Bewegung wird wahrgenommen. Da alle fünf Sinne angesprochen werden, richtet sich das Stück auch an ein blinde und sehbehinderte Theaterbesucher. Aber auch jene Zuschauer, die oft ins Theater gehen, bekommen einen fesselnden Abend voller Effekte und Überraschungen geboten.

»Apoplexie«, Text, Konzept und Regie: Claire Thill. Komposition: Catherine Kontz. Foley Art: Céline Bernard. Schauspiel: Rahel Jankowski. Licht: Marc Thein. Ton: Ken Nnganyadi. Requisiten: Marko Mladjenovic. Direktion: Jill Christophe. Produktion: Independent Little Lies (ILL) in Koproduktion mit dem Kasemattentheater.

Independent Little Lies (ILL), 1995 gegründet, ist ein interdisziplinäres Theaterkollektiv, das Theaterschaffende, Künstler, Pädagogen und Kunstbegeisterte zusammenbringt. Seit fast 30 Jahren ist ILL ein fester Bestandteil der Kulturszene .

Dienstag, 15., Donnerstag, 17. und Freitag, 18. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Preis: 20 Euro, ermäßigt acht Euro. Kasemattentheater, 14, Rue du Puits, Bonneweg, Luxemburg-Stadt.