Frankreich bangt um Leuchtturm von La Coubre
La Tremblade – An der französischen Atlantikküste knabbert die Erosion, das Meer rückt ihm immer näher: Jetzt droht dem Leuchtturm von La Coubre in der Nähe von La Tremblade das Aus. Die zuständige Meeresbehörde habe entschieden, daß das Gebäude an der Spitze der Halbinsel Arvert nicht verlegt, sondern definitiv abgerissen wird, wenn das Meer sich ihm bis auf 65 Meter genähert hat, berichtete die französische Zeitung »Le Litoral«. Sie trat damit einen Sturm der Entrüstung los.
»Rettet den Leuchtturm von La Coubre!« heißt es in einer von Philippe Gigon lancierten Petition. »Der Leuchtturm hat Zeit und Stürmen standgehalten und im Laufe der Jahre vielen Seefahrern den sicheren Weg gewiesen«, sagt Gigon. Heute benötige das historische Bauwerk, das mehr sei als eine Sehenswürdigkeit, Unterstützung, um erhalten zu bleiben.
Seit 121 Jahren steht der 64 Meter hohe Leuchtturm aus Beton an der Küste bei La Tremblade in der Region Nouvelle-Aquitaine. Er ragt aus den Dünen auf und ist umgeben von Seekiefernwäldern. Er weist mit seinem bis auf 52 Kilometer Entfernung sichtbaren Leuchtfeuer Schiffen den Weg an der Küste. Bei seinem Bau war er noch 1,8 Kilometer von der Küste entfernt – jetzt sind es noch knapp 130 Meter.
Axelle Da Silva, die eine weitere Petition zum Erhalt des Leuchtturms lanciert hat, schwärmt: »Für mich stellt der Leuchtturm von La Coubre den schönsten Ort in Frankreich dar. Er ist ein Stück Paradies am Rande des Ozeans, ein wertvolles Denkmal für Seeleute, aber auch für Liebhaber der wilden Küste. Wir dürfen nicht zulassen, daß er verschwindet. Angesichts der drohenden Erosion schlage ich seine Versetzung und nicht seine Entfernung vor.«
Dabei steht ein genaues Datum oder nur Jahr, in dem der Abriß erfolgen soll, noch nicht fest, heißt es von der Küstenverwaltung. Es handle sich um einen »Plan« – entscheidend sei, wie schnell die Erosion voranschreitet.
Leuchttürme sind für Touristen beliebte Sightseeing-Ziele, in einigen kann man sogar übernachten. Von den französischen Leuchttürmen steht mehr als ein Drittel an der bretonischen Westküste. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels nimmt die Erosion am Atlantik und an anderen französischen Küstenabschnitten zu. Ein Warnsignal für Frankreich war vor zwei Jahren der Abriß einer großen Ferienanlage im Badeort Soulac-sur-Mer, der das Meer bedrohlich nahe rückte. Bis zu 50.000 Wohnungen seien perspektivisch von der Erosion betroffen, sagte der damalige Umweltminister Christophe Béchu, als die Bagger in Soulac anrückten – 25 Kilometer von dem jetzt bedrohten Leuchtturm entfernt.
Weiter nördlich in der Bretagne in Treffiagat entschied sich der Staat kürzlich – zum ersten Mal in Frankreich – zum Aufkauf bedrohter Häuser, um sie abzureißen. Obwohl die Gemeinde die Düne erst Ende 2024 für 95.000 Euro mit aufgeschüttetem Sand verstärken ließ, sagte der Präsident der Regionalbehörde, Stéphane Le Doarré, dem Sender Ici: »Wir müssen uns eingestehen, daß wir nicht kämpfen können.« Der Kampf gegen das Meer sei verloren.
Auch andere Länder haben Probleme mit geliebten, aber bedrohten Leuchttürmen. In Dänemark bröckelten über die Jahre die Klippen unter dem Rubjerg Knude Fyr weg. Bei seinem Bau 1899 lag der Leuchtturm in der Nähe von Lønstrup noch mehr als 200 Meter vom Ufer entfernt, zuletzt waren es nur noch sechs Meter. 2019 wurde das 23 Meter hohe Gebäude aufwendig und spektakulär um 70 Meter ins Landesinnere verschoben.