Leitartikel30. August 2025

Arbeit für den Frieden – das Gebot der Stunde

von Alain Herman

Am Sonntag wird des Generalstreiks vom 31. August 1942 gegen die Zwangsrekrutierung von Luxemburgern in die faschistische Wehrmacht gedacht, diesem couragierten Akt der Solidarität gegen nazistische Willkür und Krieg. Die Erinnerungsorte wurden maßgeblich von den Iconomaques gestaltet. Diese Künstlergruppe prägte in Luxemburg nach 1945 die Gedenkkultur und den Wiederaufbau im Zeichen des Humanismus. Gezeichnet von Kriegserfahrung und Widerstand wandten sie sich von einer konservativen Bildsprache ab und entwickelten eine universale Formensprache der Abstraktion. In Glasfenstern, Skulpturen und Mosaiken gestalteten sie öffentliche Gebäude, darunter Schulen, und verbanden so progressive Kunst mit dem Alltag. Ihre rational-ästhetischen Werke stellen Frieden, Freiheit und menschliche Würde in den Mittelpunkt und machen Kunst am Bau zu einem sichtbaren Symbol für ein modernes Luxemburg, in dem historisch-politische Mahnung und Zukunftsgestaltung Hand in Hand gehen sollten.

Angesichts der dröhnenden Bewaffnungsrhetorik, der gegen Russland und zunehmend auch gegen China gerichteten Feindbilder sowie der stetig unheimlicher klingenden Kriegsbeschwörung aus den Hauptquartieren der NATO, der EU und ihren Relaisstationen, den Redaktionsstuben der Konzernmedien mag selbst in dem gegen Idealisierung gefeiten Kunstliebhaber die Betrachtung humanistischer Plastiken der 1950er-Jahre eine gewisse Wehmut auslösen – derart groß ist die Gefahr eines definitiven Abgleitens des politisch-medialen Diskurses in euroatlantische Selbstüberhöhung und militaristische Unkultur.

Der neueste Schlachtruf der EU, »Rearm Europe/Readiness 2030«, signalisiert nicht nur massive Aufrüstung, sondern auch Mobilmachung, wenngleich noch unter dem Tarnwort »Resilienz«. Wer solche Botschaften verbreitet, verfolgt Absichten. Bertolt Brecht warnte 1952 in einem öffentlichen Brief: Rüsten wir zum Krieg, werden wir Krieg haben.

Gerade aufgrund dieser der kapitalistischen Expansionslogik folgenden Kriegsvorbereitungspolitik dürfen wir nicht nur steril des heroischen Arbeitskampfes von 1942 gedenken oder nostalgisch vor den Werken der Iconomaques verweilen, sie resigniert als Relikte einer längst versunkenen Epoche des Friedens, der Hoffnung und humanistischen Zukunftsgestaltung wahrnehmen. Es gilt, diesen Geist der Nachkriegszeit wieder aufzunehmen, die existierenden Friedenskräfte zu bündeln und eine neue fortschrittliche Friedensbewegung ins Leben zu rufen, die den Militarisierungsapologeten der bürgerlichen Einheitsparteien mit Aufklärungsarbeit und breitem Protest entgegentritt und sich für Völkerfreundschaft, internationalen diplomatischen Austausch, Abrüstungsverträge sowie ein Verbot der Massenvernichtungswaffen einsetzt.

Der Frieden kann unter den aktuellen weltpolitischen Voraussetzungen nur mit der Errichtung eines Systems echter kollektiver Sicherheit, kurzum friedlicher Koexistenz gesichert werden. Deshalb noch einmal Brecht – und zwar ganz laut: »Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche sind, und sie werden kommen ohne jeden Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.« Die Kommunisten kennen das Gebot der Stunde.