»Nur Neubau kann keine Lösung sein«
Meco: Den Umbau bestehender Gebäude deregulieren, nicht den Schutz von Klima und Biodiversität
Während er beim Umbau bestehender Gebäude eine viel Geld und Zeit verschlingende Überregulierung beklagt, warnt der Mouvement Ecologique hinsichtlich des von der Regierung angekündigten nationalen Bautenreglements vor einer zu weit gehenden Deregulierung. Die Wohnungskrise, so Präsidentin Blanche Weber am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Oekozenter Pafendall, müsse insbesondere mit den ja gleichzeitig grassierenden Krisen des Weltklimas und der Biodiversität, aber auch mit dem offensichtlich immer wichtiger werdenden Wassermanagement, zusammengedacht werden.
Weil sich die Wohnungsnot nunmal nicht allein mit dem beschleunigten Neubau von Wohnungen (»Méi a méi seier bauen«) lösen lasse, so die ökologische Bauberaterin Thécla Kisch auf der Pressekonferenz, solle die Regierung den in der Regel mit einer Modernisierung verbundenen und jedenfalls viel klimaschonenderen Umbau bereits bestehender Gebäude fördern. Weil das einschlägige Gesetz aus dem Jahr 2004 fordere, nach jeglichem Umbau und sogar nach jeder Nutzungsänderung müsse ein Gebäude fortan alle Anforderungen des aktuellen Reglements erfüllen, werde diese Form der Schaffung neuen Wohnraums derzeit stark benachteiligt.
Es könne doch zum Beispiel nicht sein, daß die Deckenhöhe eines kompletten Gebäudes nach einem Umbau 2,55 statt 2,50 Meter betragen müsse. Hier sei nicht weniger als ein »Paradigmenwechsel« vonnöten, so die Bauberaterin, die daran erinnerte, daß derzeit rund 40 Prozent der luxemburgischen Treibhausgasemissionen auf den Bausektor, vor allem auf den Neubau von Gebäuden, entfallen.
»Statt Fassadenfarben und Simshöhen«, so Blanche Weber, solle die Regierung in ihrem vor einem Jahr angekündigten Bautenreglement besser landesweit einheitliche Vorgaben für Solaranlagen und Wärmepumpen festlegen. Auch könne zum Beispiel der Umgang mit längere Zeit leerstehenden Gebäuden geregelt werden oder es könnte ein Mindestanteil von Grünflächen (auch auf Dächern) festgelegt werden. Auch sollten Wohnungs- und Verkehrsplanung nicht mehr unabhängig voneinander vorgenommen, sondern integriert zusammen abgewogen werden. Es gelte, Flächen zu entsiegeln und gezielt zu begrünen.
Dazu erklärte die beim Meco für Biodiversität zuständige Claire Wolff, jedes Dach ohne oder mit nur einer geringen Neigung könne begrünt werden. Das sei einerseits wichtig für Bienen und andere Insekten, also für den Erhalt der Biodiversität, andererseits würden Starkregenereignisse, wie sie wegen des Klimawandels auch in unseren Breiten immer öfter auftreten, abgepuffert werden.
Zu den in vielen Gemeinden leerstehenden Häusern – die Rede war von acht, zehn oder 15 Prozent Leerstand – hieß es, es sei von »imminentem gesellschaftlichen Interesse«, »daß diese Häuser bewertet, umgebaut und wieder neu bezogen werden«. Einen Eingriff in die Gemeindeautonomie sieht der Meco beim nationalen Bautenreglement nicht. Landeseinheitliche Vorschriften seien zu begrüßen, hieß es. Wichtig sei auch die Förderung neuer Wohnformen wie generationsübergreifende WGs oder Wohnkooperativen.