Kaleidoskop22. Januar 2022

Staatsanwaltschaft prüft 42 Mißbrauchsfälle in Süddeutschland

von dpa/ZLV

Die Staatsanwaltschaft München I prüft im Zusammenhang mit einem neuen Gutachten zu sexuellem Kindesmißbrauch im Erzbistum München und Freising derzeit 42 Fälle von Fehlverhalten kirchlicher Verantwortungsträger. Das bestätigte die Sprecherin der Behörde, Anne Leiding, am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl, die das Gutachten im Auftrag des Bistums verfaßt hat, habe der Staatsanwaltschaft im August 2021 »41 Fälle zur Verfügung gestellt«, sagte Leiding – und einen weiteren Fall im November 2021. »Sie betreffen ausschließlich noch lebende kirchliche Verantwortungsträger und wurden stark anonymisiert übermittelt.«

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, daß Fälle von sexuellem Mißbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden, und wirft den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem heute emeritierten Papst Benedikt XVI., konkret und persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vor.

Auch dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx wird formales Fehlverhalten in zwei Fällen vorgeworfen. Von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern sprechen die Gutachter, gehen aber von einem deutlich größeren Dunkelfeld aus. Besonders brisant ist die Rolle Ratzingers. Denn die Gutachter gehen davon aus, daß er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht die Wahrheit gesagt hat.