Ausland18. Februar 2010

Israelischer Staatsterrorismus

Gegenwärtig überzieht der israelische Geheimdienst Mossad den Nahen Osten mit einer Welle von Morden an führenden Persönlichkeiten der Hamas, der Hisbollah und der iranischen Revolutionären Garden. Laut einem Bericht der britischen »Times« besteht das Ziel darin, die »Gegner Israels an der Koordination ihrer Aktivitäten zu hindern«.
Staatliche Mordaufträge sind jedoch nicht neu für Israel. So hat laut dem Londoner Blatt der Mossad im Auftrag der verschiedenen Regierungen »seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts rund um die Welt Mordaufträge durchgeführt«. Darunter auch zwei Exekutionen in Brüssel, an die sich der Autor dieses Beitrages aus der Zeit seiner Tätigkeit in der belgischen Hauptstadt noch gut erinnern kann. Einem dieser Anschläge war der kanadische Ingenieur Bull zum Opfer gefallen, der mit der irakischen Regierung zusammengearbeitet hatte.

Die jüngste Mordserie hat unter Führung des neuen Mossad-Chefs Meir Dagan im vergangenen Dezember begonnen, als in einem Vorort von Damaskus ein Bus in die Luft gesprengt wurde, der mit Vertretern der Hamas und Abgesandten aus dem Iran besetzt war. Es gab viele Tote. Nur wenige Wochen danach wurden bei einem weiteren israelischen Terrorangriff auf ein Treffen zwischen Vertretern der Hamas und der Hisbollah in Beirut mehrere Teilnehmer getötet. Das jüngste Kapitalverbrechen des Mossad fand am 19. Januar in Dubai statt, wo das Mitglied der militärischen Führungsriege der Hamas, Mahmoud al-Mabhoud, auf heimtückische Weise in seinem Hotelzimmer umgebracht wurde.

Die Rekonstruktion des Tathergangs ergab, daß, nachdem der Hamas-Führer in seinem Hotelzimmer überwältigt worden war, ihm ein Gift gespritzt wurde, das die Symptome eines Herzanfalls vortäuscht. In der Tat schloß die Polizei von Dubai zuerst auf Tod durch Herzversagen. Erst als sich herausstellte, daß der Tote ein führendes Mitglied der Hamas war, wurde eine Blutprobe an ein Speziallabor in Frankreich geschickt. Dort wurden Spuren des besagten Giftes nachgewiesen. Seither beschuldigte die Hamas Israel, al-Mabhoud ermordet zu haben.

Obwohl Israel für seine Mordserien bisher nie öffentlich die Verantwortung übernommen hat, lassen hochrangige Vertreter des zionistischen Staatsterrorismus gerne vor den Medien durchblicken, daß die israelischen Geheimdienste dahinter stecken. Als Innenminister Eli Yishai auf den Mord in Dubai angesprochen wurde, erklärte er lächelnd: »Gott sei Dank strengen sich alle unsere Sicherheitsdienste an, die Sicherheit des Israels zu schützen«. Auch andere Kabinettsmitglieder der israelischen Regierung brüsteten sich indirekt damit, daß der Massad hinter dem feigen Mord in Dubai steckt. Staatsminister Danny Hershkovitz erklärte: »Der Mossad weiß genau, wie man mit den Feinden Israels umgeht«. Die Eliminierung in Dubai zeige, daß Meir Dagan einer der kompetentesten Mossad-Chefs in der Geschichte Israel ist. Und der Minister für Minoritäten, Avishay Braverman, bekräftigte: »Töte bevor du getötet wirst«.

International bemühen sich israelische Medien derweil, die israelischen Mordserien zu verteidigen. Für Stephen Pollard, Chefredakteur des führenden israelischen Sprachrohrs in Großbritannien, »The Jewish Chronicle«, sind Israels staatlich verordnete Morde »in jeder Hinsicht akzeptabel«. Und der viel gedruckte britische Kolumnist Professor Geoffrey Aldeman geht noch weiter. Jeder Palästinenser in Gaza, der Hamas gewählt hat, sei nach jüdischem Recht ein legitimes Ziel für Ermordungen, erklärte der Professor im vergangenen Jahr in der britischen Tageszeitung »The Guardian«.

Der Polizeichef von Dubai, Generalleutnant Dhahi Khalfan Tamim präsentierte am Montag der Presse die Fotos von elf Verdächtigen, die mit dem Mord am Hamas-Führer Mahmoud al-Mabhoud in Verbindung gebracht werden. Sie hatten britische, irische, deutsche und französische Pässe bei sich.

Zu einer möglichen Verstrickung des israelischen Geheimdienstes äußerte sich General Tamim nicht direkt. Es sei möglich, daß »die Führer bestimmter Länder ihren Geheimdienstagenten den Auftrag gegeben haben, Mabhuh zu töten«, sagte er. Das Killerkommando sei in Dubai von Überwachungskameras aufgenommen worden, sagte der Polizeichef. Nur 19 Stunden nach ihrer Ankunft hätten die elf Verdächtigen die Vereinigten Arabischen Emirate wieder verlassen.

Rainer Rupp