»B-Team« gegen den Iran
Nach Angriffen auf Öltanker im Golf von Oman beschuldigt Teheran eine Viererallianz
Als am 13. Juni zwei Tankschiffe im Golf von Oman angegriffen wurden, stand für USA-Außenminister Michael Pompeo schnell der Iran als Täter fest. Der wies die Anschuldigung jedoch ebenso postwendend zurück. Per Kurznachrichtendienst Twitter beschuldigte der iranische Außenminister Dschawad Sarif ein »B-Team«, die diplomatische Mission des japanischen Premier Shinzo Abe sabotieren zu wollen, der sich zum Zeitpunkt der Attacke in Teheran aufhielt.
Während die Wortschöpfung hierzulande wohl Achselzucken auslöst, war vielen in der Nahostregion sofort klar, wen Sarif meinte. Das »B-Team« besteht aus vier Politikern, die aus ihrer Gegnerschaft gegenüber dem Iran keinen Hehl machen und miteinander eng verbunden sind: John Bolton, nationaler Sicherheitsberater der USA; Benjamin »Bibi« Netanjahu, Premier Israels; Mohammed bin Salman, Kronprinz Saudi-Arabiens, und Mohammed bin Sajed Al Nahjan, Kronprinz von Abu Dhabi und stellvertretender Kommandeur der Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
John Bolton gilt als einer der Architekten des völkerrechtswidrigen Irak-Krieges von 2003. Kurz vor seiner Ernennung zu Donald Trumps nationalen Sicherheitsberater im April vergangenen Jahres erklärte er im Sender Fox News, warum ausgerechnet der Iran die größte Gefahr für die USA darstelle: »Seit Jahrzehnten ist der Iran die Zentralbank des internationalen Terrorismus.« Hätte Israel vor 15 Jahren die Atomreaktoren im Iran bombardiert, so wie Tel Aviv es mit denen im Irak und in Syrien gemacht habe, »wäre die Welt heute ein besserer Ort«, findet er.
Bolton gilt zudem als Unterstützer der iranischen Exilorganisation »Volksmudschaheddin«. Bei einer Versammlung der Gruppe trat er im März 2018 als Redner auf. Dabei versprach er, auf Präsident Trump einzuwirken, um »das Regime in Teheran zu stürzen«.
Die Macht des israelischen Premiers Netanjahu beruht zu einem Großteil auf Angst vor dem Iran. Kein Wunder also, daß »Bibi« nicht müde wird, vor der iranischen Atombombe zu warnen. Daß Israel laut SIPRI, dem Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstitut, über mehr als 80 Atomwaffen verfügt, verschweigt Netanjahu. Lieber setzt er auf Einmischung in die Angelegenheiten der Nachbarländer. Bei einem für Montag anberaumten Treffen der nationalen Sicherheitsberater der USA, Rußlands und Israels in Jerusalem sollte der Druck auf den Iran, seine Truppen aus Syrien abzuziehen, erhöht werden. In einem Artikel der »Jerusalem Post« vom 19. Juni wird Netanjahu mit den Worten zitiert, es bestünden »umfassende Beziehungen« zu den meisten arabischen Staaten. Gemeint sein dürfte vor allem die militärische und geheimdienstliche Kooperation mit Saudi-Arabien und den VAE.
Der dritte im Bunde, Mohammed bin Salman, gilt im Westen vielfach als »Reformer«. Tatsächlich finanzierte der Kronprinz jedoch Kampfverbände in Syrien und sorgte als saudischer Militärminister für gigantische Einkäufe von Waffen, die derzeit auch im Krieg gegen den Jemen eingesetzt werden. Den »Obersten Revolutionsführer« Irans Ali Khamenei bezeichnete er wiederholt als den »Hitler des Nahen Ostens«, der gestoppt werden müsse.
Mohammed bin Sajed Al Nahjan gilt als der eigentliche starke Mann am Golf. Der Kronprinz von Abu Dhabi baute das Emirat zu einer Waffenschmiede aus, zusammen mit dem saudischen Thronfolger führt er Krieg im Jemen und treibt die Bildung eines arabischen Kriegsbündnisses voran. Im Sommer 2018 veröffentlichte die britische Lobbyüberwachungsorganisation »Spinwatch« einen 52-seitigen Bericht über die »aggressive Lobbyarbeit« der VAE in Britannien und den USA. Diese verfolge das Ziel, »die Innen- und Außenpolitik dieser Länder der Förderung ihrer eigenen Interessen und Agenda zu unterwerfen«.
Schon im April hatte Irans Außenminister Sarif vor den Kriegsplänen des »B-Teams« gewarnt. In Interviews mit den USA-Sendern Fox News und CBS News betonte er, USA-Präsident Trump müsse wissen, daß die Interessen Israels, Saudi-Arabiens und der VAE nicht dieselben seien wie seine eigenen.
Karin Leukefeld
Irans Außenminister Dschawad Sarif (r.) vor dem Treffen mit dem japanischen Premierminister Shinzo Abe am 16. Mai 2019 in Tokio (Foto: EPA-EFE)