Luxemburg16. Juli 2025

Neue »Fähigkeiten« für den Krieg

Armee verfügt mittlerweile über Panzerbekämpfer, Scharfschützen, Angriffskoordinatoren und Militärpolizisten

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Die NATO will mehr. Waren ihr der Flughafen Findel, ihre Waffenwartungsagentur in Capellen und die Militärlager in Sanem und Düdelingen im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion wichtiger als eine aus 900 leichtbewaffneten Infanteristen bestehende Luxemburger Armee, so kamen mit elektronischer Kriegführung, dem Militärtransporter A400M, der Beteiligung an Flugzeugen zur Luftbetankung und dem Betreiben eigener Satelliten zur Spionage und militärischen Kommunikation neue »Fähigkeiten« hinzu, bei denen bislang die USA die Hauptrolle spielen, die aber im Rahmen einer neuen »Lastenteilung« nach und nach von den europäischen NATO-Mitgliedern übernommen werden sollen, da sich Washington auf seinen erklärten Hauptkonkurrenten, die Volksrepublik China, konzentrieren möchte und dafür perspektivisch Truppen und Kriegsgerät aus Europa abziehen wird.

So ist die Armee schon lange mehr als die »kleine spezialisierte Truppe«, als die sie noch im Programm der CSV zu den Chamberwahlen vom Oktober 2023 beschrieben wurde. Sowohl der olivgrüne Armeeminister François Bausch als auch seine von der DP gestellte Nachfolgerin Yuriko Backes taten und tun alles, um den neuen Zielvorgaben der NATO für die jeweiligen militärischen Fähigkeiten der nationalen Armeen nachzukommen. Bei der Luxemburger Armee führte die Erhöhung der Anforderungen unter anderem zu vier neuen »Fähigkeiten«, die im Pressekommuniqué zum Tag der offenen Tür am vergangenen Sonntag (Zeitung vom 15. Juli 2025) beschrieben werden.

So verfügt die Armee mittlerweile über Einheiten zur Panzerbekämpfung, die mit tragbaren Lenkraketen des Typs MMP (»Missile Moyenne Portée«) bewaffnet sind. Hersteller dieser »Panzerfäuste« ist die französische Sparte der MBDA, die wiederum ein Joint Venture der Rüstungskonzerne Airbus (Deutschland, Frankreich, Spanien), BAE Systems (Britannien) und Leonardo (Italien) ist. Sie funktioniert nach dem Prinzip »fire and forget« (abfeuern und vergessen), sucht sich also ihr Ziel selbständig. Sie kann laut Pressekommuniqué der Armee sowohl von einem Infanteriesoldaten als auch aus dem Innern des Aufklärungs- und Kampffahrzeugs »Jaguar« eingesetzt werden, von dem die Regierung 38 Stück für das im Aufbau befindliche binationale Kampfaufklärungsbataillon mit Belgien bestellt hat. Mit einer solchen Lenkrakete ließen sich »bewegliche oder statische Ziele« aus einer Entfernung von bis zu 4.000 Metern »neutralisieren«.

Zur neuen »Fähigkeit« der Armee im Bereich »Sniper« heißt es, solche erst seit vergangenem Jahr bestehende Einheiten, die dank hochauflösender Kameras sowohl bei Tag als auch bei Nacht einsetzbar seien, bestünden aus mindestens zwei Soldaten, einem Scharfschützen und einem »Spotter« (Aufklärer). Nach erfolgreicher »Infiltration zu Fuß« würden diese Einheiten in feindlicher und oft nur schwer zugänglicher Umgebung »unauffällig beobachten, um taktische Informationen zu sammeln und (in Echtzeit) weiterzugeben, Ziele zu benennen und Ziele (…) auf große Entfernung mit höchster Präzision zu bekämpfen«.

Neu sind auch die FST (»Fire Support Teams«), die laut Kommuniqué »Luftschläge und Artillerieangriffe zur direkten Unterstützung der Bodeneinheiten koordinieren und leiten« sollen. Sie bestünden aus einem »Joint Terminal Attack Controller« (JTAC) und einem »Forward Observer« (FO). Und schließlich wurden mittlerweile acht reguläre Polizisten in die Militärpolizei (MP) integriert, die »bei besonderen Einsätzen« für »Sicherheit und Ordnung« sorgen sollen.