Von Rekord zu Rekord
In jedem Fall hören und lesen wir Tag für Tag neue Rekordzahlen des Elends, wenn von der Pandemie in Indien – und nicht nur dort – berichtet wird. Da mag es eine gewisse Beruhigung sein, wenn aus den meisten Ländern in unseren Breitengraden von sinkenden Fallzahlen die Rede ist. Nur – ist das wirklich eine Beruhigung? Können wir uns zufrieden zurücklehnen, wenn wir erfahren, daß immer mehr Menschen in Luxemburg und in den Nachbarländern geimpft wurden, daß neue Lockerungen in Aussicht gestellt werden, vor allem in Gegenden, in denen wir gern Urlaub machen möchten?
Fast nie ist von der Entwicklung der Pandemie in den Ländern Afrikas die Rede, von Ländern, in denen angesichts knapper oder nicht vorhandener Impfstoffe zum Teil weniger als 1 Prozent der Bevölkerung gerade mal die erste Impfung erhalten hat. Dafür wird am Montag stolz vermeldet, daß in Südafrika, bekanntlich einer der Hotspots der Pandemie, inzwischen die ersten (!) Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer eingetroffen seien. Das ist keine Erfolgsmeldung, sondern ein Zeugnis der Schande. Denn diese Meldung macht deutlich, daß die »wohlhabenden« Länder, in denen Pharmakonzerne mit großzügiger finanzieller Beihilfe des Staates bei der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen tätig sind, nur dann etwas abgeben, wenn es im eigenen Land nicht unbedingt gebraucht wird – und wenn es sich gut macht für die Imagepflege als »großzügiger Spender«.
So ist auch die Nachricht zu verstehen, daß der Pharmariese Pfizer beabsichtigt, Indien Medikamente im Wert von 70 Millionen Dollar zu spenden. Pfizer ist der Konzern, der gemeinsam mit der deutschen Firma Biontech den Impfstoff herstellt, der in der EU, von der EU-Kommission und von den EU-hörigen Medien als der vor allem selig machende Wirkstoff dargestellt wird. Zu diesem Zweck gibt es immer wieder rufschädigende Kampagnen gegen andere Impfstoffe, aus diesem Grund werden Impfstoffe aus Rußland, China oder Kuba im Herrschaftsbereich der EU nicht zugelassen oder nicht einmal öffentlich erwähnt.
Hier geht es nämlich auch um Rekorde. So hat sich der Kurs der Aktie von Biontech von 41,78 Euro am 10. Juni 2020 auf immerhin 158,50 Euro mit Stand vom 30. April 2021 verteuert. Zur Freude der Besitzer des Unternehmens und aller Spekulanten, die sich rechtzeitig mit Aktien eingedeckt hatten, will der deutsche Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat die Subventionen in dreistellige Millionenhöhe aus dem Staatshaushalt auch nicht zurückfordern.
Zu alledem kommt als Skandal hinzu, daß gemäß ihrem Klassenauftrag die Regierungen der Mitgliedstaaten und die EU-Kommission sich standhaft weigern, über die Freigabe von Patenten für Corona-Impfstoffe auch nur nachzudenken. Das in diesen Tagen besonders leidgeplagte Indien wäre nämlich in der Lage, die Impfstoffe in großer Menge selbst zu produzieren. Allerdings würde das den zu erwartenden Profiten von Biontech, Pfizer & Konsorten einen empfindlichen Dämpfer zufügen. Und das kann man ja nun wirklich nicht verlangen – nur weil die Zahl der Infizierten und Toten irgendwo auf der Welt morgen wieder neue Rekorde erreichen wird…