Brände um Los Angeles breiten sich weiter aus
Los Angeles – An der Westküste der USA haben sich die Brände in der Metropole Los Angeles und ihrer Umgebung am Wochenende nochmals ausgedehnt – und trotz des seit Tagen ununterbrochenen Löscheinsatzes ist weiter kein Ende in Sicht. Die offizielle Zahl der Toten stieg nach Angaben von Gerichtsmedizinern bis Montag auf mindestens 24, weitere Menschen werden noch vermißt. Mehr als 100.000 Bewohner mußten ihre Häuser verlassen und durften weiterhin nicht zurück.
Nachdem sich die Flammen am Samstag vom Stadtteil Pacific Palisades (Foto) weiter nach Osten und Norden ausgebreitet hatten, warnten die Behörden am Sonntag vor neuen starken Winden, die die Feuer weiter gefährlich anfachen könnten. Der Nationale Wetterdienst der USA rechnet noch mindestens bis Mitte der Woche mit Starkwinden: Anhaltende Winde mit Geschwindigkeiten von 80 Kilometern pro Stunde und Böen in den Bergen mit bis zu 113 km/h seien möglich, sagte der Meteorologe Rich Thompson. Dazu kämen trockenes Wetter und verdorrte Pflanzen. Der gefährlichste Tag sei voraussichtlich der heutige Dienstag.
Auch die Feuerwehr schätzt die Lage weiter als »kritisch« ein, unter anderem weil der starke Wind auch Flammen und Glut in neue Gebiete tragen könne. Brice Bennett von der kalifornischen Brandschutzbehörde Cal Fire sagte dem Sender CNN: »Wir haben die Feuerwehrleute, wir haben das Wasser, wir brauchen mehr Zeit.« Die Löschbrigaden arbeiteten weiter in Schichten von 24 und 36 Stunden am Stück.
Ein großes Problem sei, daß bei Windgeschwindigkeiten über 50 km/h die Löschung aus der Luft nicht mehr funktioniere, sagte Bennett. Denn der Wind verwehe das Wasser, bevor es in einer Ladung am Boden ankommen könne. Unterdessen trieben die Winde Funken durch die Gegend, die neue Feuer starteten.
Die sogenannten Santa-Ana-Winde werden dafür verantwortlich gemacht, daß die Waldbrände im Großraum Los Angeles sich so rasant und unberechenbar ausbreiteten. Ein weiterer Grund ist die Trockenheit: In den betroffenen Gegenden hat es seit acht Monaten so gut wie nicht geregnet. Neuen offiziellen Zahlen zufolge ist das Palisades-Fire erst zu rund 13 Prozent eingedämmt und hat bereits 9.500 Hektar Fläche vernichtet. Das Eaton-Fire, das unter anderem im Vorort Altadena wütete, ist demnach zu 27 Prozent unter Kontrolle und hat 5.660 Hektar zerstört. Nur das Kenneth-Fire bei Calabasas wurde am Sonntag unter Kontrolle gebracht.
Laut Cal Fire wurden bereits 12.000 Gebäude durch die Brände zerstört. Eingerechnet wurden auch Anbauten, Wohnmobile und Schuppen. Nach Einschätzung des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom könnte es sechs bis neun Monate dauern, auch nur die Trümmer zu beseitigen. Damit die Menschen erfahren, was mit ihren Häusern passiert ist, werden die Straßen nun Gebäude für Gebäude abfotografiert. Mit den Fotos können die Betroffenen auch ihre Versicherungen informieren.
Um Plünderungen zu verhindern, wurden in mehreren Vierteln von LA nächtliche Ausgangssperren verhängt. Die Polizei nahm mehrere mutmaßliche Plünderer fest, unter ihnen einen Mann, der sich als Feuerwehrmann verkleidet hatte. Über 180.000 Personen hatten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen müssen, unter ihnen viele Hollywoodstars und andere Prominente. Am Sonntag galten noch Evakuierungsanordnungen für ungefähr 100.000 Personen.
Über die Verantwortung für das Ausmaß der Brände wird weiter diskutiert. Der designierte USA-Präsident Donald Trump warf den Behörden in Kalifornien Unfähigkeit vor. Die Behörden bekämen es einfach nicht hin, die Feuer zu löschen, schrieb er in seinem eigenen Internetdienst Truth Social. »Was stimmt nicht mit ihnen?« Gouverneur Newsom wies Trumps Kritik und dessen »Beleidigungen« zurück. Zugleich lud er Trump nach Los Angeles ein, um sich vor Ort ein Bild von den Zerstörungen zu machen.
Die in der Kritik stehende Bürgermeisterin Karen Bass versicherte am Sonntag, alle Behörden zögen bei der Bekämpfung der Brände am selben Strang. Zuvor hatte die Feuerwehrchefin von Los Angeles eine unzureichende Finanzierung ihrer Behörde kritisiert. Im umliegenden Verwaltungsbezirk Los Angeles hat die Feuerwehr nach Angaben ihres Chefs Anthony Marrone inzwischen Verstärkung erhalten.