Luxemburg18. August 2022

Der Krieg geht weiter

Vor einem Jahr mußten die USA und ihre Verbündeten aus Afghanistan abziehen. Auch für die Luxemburger Armee war es ihr bislang längster »Auslandseinsatz«

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Ein Jahr nachdem mit dem kampflosen Einzug der Taliban in und der eiligen Evakuierung der US-amerikanischen und verbündeten Soldaten aus der afghanischen Hauptstadt Kabul auch für Luxemburg der fast zwei Jahrzehnte währende Kolonialkrieg am Hindukusch-Gebirge endete, wird auch in den Mainstream-Medien wieder über das Land berichtet. Doch mehr oder weniger das einzige Problem, das dabei angesprochen wird, ist die weitere Evakuierung sogenannter Ortskräfte. Selten bis gar nicht werden in diesen Beiträgen die wahrscheinlich etwa 250.000 Toten erwähnt, die USA und NATO hinterlassen haben. Und der Krieg geht weiter: Noch immer werden in Afghanistan sogenannte Terrorverdächtige zusammen mit Unbeteiligten mit Drohnen ermordet und noch immer geben insbesondere die USA das eingefrorene afghanische Staatsvermögen nicht frei, mit dem Hunderttausende Menschenleben gerettet werden könnten.

Schon bevor sich die Ereignisse in Kabul im August vor einem Jahr überschlugen, waren die beiden letzten luxemburgischen Soldaten am 19. Mai 2021 aus Afghanistan zurückgekehrt. Seit Juli 2003 hatten sich insgesamt 333 Soldaten aus Luxemburg in 49 Kontingenten an der Besatzung Afghanistans beteiligt – bis 2014 in Kabul im Rahmen der »Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe« (ISAF), die einen offiziellen Kampfauftrag hatte, dann bis zuletzt unter deutschem Kommando im nordafghanischen Masar-e-Scharif als Teil von »Resolute Support«, der NATO-Mission zur »Ausbildung, Beratung und Unterstützung« der Armee der von den USA installierten Marionettenregierung, die vor einem Jahr ähnlich überstürzt wie ihre ausländischen Förderer die Flucht aus Kabul ergriff.

In die im August 2021 noch rund 300.000 Mann umfassende »afghanische« Armee, die noch nicht einmal versucht hat, es mit 60.000 deutlich schlechter bewaffneten Taliban-Kämpfern aufzunehmen, ist ein Großteil der knapp 52 Millionen Euro geflossen, die Luxemburg den Kabuler Marionetten in beinah zwei Jahrzehnten zukommen ließ. So behauptete es zumindest Außenminister Jean Asselborn im Frühjahr 2021 in Beantwortung einer parlamentarischen Frage des Deputierten Fernand Kartheiser von der ADR. Der »Auslandseinsatz« der Armee am Hindukusch habe – angeblich! – »rund sieben Millionen Euro« gekostet, so Asselborn in seiner Antwort weiter. Bleibt zu ergänzen, daß sich die Regierung aus DP, LSAP und Grünen noch auf dem NATO-Gipfel 2018 bereiterklärt hatte, bis zum Jahr 2024 (!) jährlich vier Millionen Euro in einen Fonds einzuzahlen, mit dem der Aufbau der »afghanischen« Armee und die Ausbildung ihrer Soldaten finanziert werden sollte.

Ganz andere Sorgen haben die geschätzt 38 Millionen Afghanen, die sich den Besatzern nicht als »Ortskräfte« angedient haben. Nicht zuletzt weil das Staatsvermögen Afghanistans im Zuge des Wirtschaftskrieges gegen die Taliban im Westen »eingefroren« wurde (sieben Milliarden US-Dollar in den USA und weitere drei Milliarden in Britannien und EU-Europa), leidet mittlerweile über die Hälfte der Bewohner Afghanistans Hunger, 95 Prozent leiden nach UNO-Angaben unter größten wirtschaftlichen Problemen.