Kaleidoskop18. November 2021

Indien schaltet wegen Smog zeitweise Kohlekraftwerke ab

von dpa/ZLV

Wegen eines dicken und stinkenden Smogs über der indischen Hauptstadt Neu-Delhi haben die Behörden am späten Dienstagabend mehrere umliegende Kohlekraftwerke vorübergehend schließen lassen. Auch Lastwagen dürfen nur eingeschränkt in die Hauptstadt fahren. Die meisten Bauarbeiten wurden gestoppt. Schulen sollen bis auf weiteres geschlossen bleiben, teilte eine Kontrollkommission, die sich mit Luftverschmutzung beschäftigt, mit.

Das höchste Gericht des Landes hatte die Regierung zuvor aufgefordert, Maßnahmen gegen den schlimmen Smog zu ergreifen. Die Feinstaubbelastung in und um Delhi liegt derzeit ein Vielfaches über den als akzeptabel angesehenen Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Die Luftqualität in der Megametropole gehört zu den schlechtesten der Welt, vor allem im Winter. Dann verbrennen Bauern in den umliegenden Bundesstaaten Erntereste, um schnell und ohne viel Aufwand wieder anbauen zu können. Außerdem feierten kürzlich viele Menschen das hinduistische Lichterfest Diwali mit Feuerwerk. Eigentlich ist beides verboten, aber diese Verbote werden kaum durchgesetzt – unter anderem, weil für Politiker wichtige Interessensgruppen betroffen sind. Dazu kommen die Abgase von vielen Autos, der Industrie, Staub von Baustellen und Müllverbrennungen.

Die meisten Menschen in der Hauptstadt sehen die Luftverschmutzung aber nicht als großes Problem an. Die Politik versucht es immer mal wieder mit halbherzigen Lösungsansätzen und Notfallmaßnahmen wie derzeit. Einige Reiche leisten sich Reinigungsgeräte, die die Luft in ihren Häusern sauber halten. Ganz auf Kohle verzichten will Indien aber derzeit noch nicht. Weil noch viele Menschen keinen Strom haben, will das Land seine Stromkapazitäten noch deutlich ausbauen. Dabei wird auf mehr Erneuerbare Energien, aber auch auf mehr Kohle gesetzt.