Wir wissen nicht genau, was der iranische Präsident in seiner Rede auf der Konferenz der UNO gegen den Rassismus gesagt hat, denn niemand von uns kann Farsi lesen, die Sprache, die Ahmadinedschad in Genf gesprochen hat. Aus der mehr oder weniger offiziellen Übersetzung geht zumindest nicht hervor, daß er »den Holocaust geleugnet« hat, wie ihm die westliche bürgerliche Presse unisono vorwirft.

Das Problem ist ein ganz anderes. Ahmadinedschad hätte auch Goethes »Osterspaziergang« vorlesen oder aus der Bibel zitieren können – man hätte in keinem Fall auf die vorbereiteten Angriffe gegen ihn und seine Rede verzichtet. Denn in Tel Aviv und Washington, und längst auch in Brüssel, ist nun einmal entschieden worden, daß der Mann zum »Feind der freien Welt« aufzubauen ist.

Man kann Ahmadinedschad vorwerfen, daß er ein religiöser Eiferer ist, und das ist er wirklich – aber was unterscheidet ihn dann von den führenden Leuten in Israel?

Der iranische Präsident hat laut einer vorliegenden Übersetzung den Regierungen der ständigen Mitgliedstaaten des UNO-Sicherheitsrates vorgeworfen: »Als Kompensation für die schlimmen Konsequenzen des Rassismus in Europa verhalfen sie einem höchst grausamen und unterdrückerischen rassistischen Regime in Palästina zur Macht.«

Über die Wortwahl kann man streiten – Tatsache ist, daß in Israel ein repressives rassistisches Regime herrscht, das etliche grausame Kriege gegen seine Nachbarn geführt hat. Tatsache ist auch, daß die USA und die EU-Länder dieses Regime nicht verurteilen, sondern stützen und finanzieren – mit dem Verweis auf den »Holocaust«.

Der Begriff »Holocaust« beruht auf dem griechischen Wort für »vollständig Verbranntes« und wird heute dazu mißbraucht, den Eindruck zu erwecken, die Juden seien die einzigen Opfer der deutschen Faschisten gewesen und als habe es den Völkermord an 20 Millionen Sowjetbürgern, 6 Millionen Polen, 1,8 Millionen Jugoslawen, 600.000 Franzosen, die Verbrechen an Sinti und Roma, die massenweise Ermordung politischer Gegner nicht gegeben.

Der Völkermord an 6 Mil-lionen Juden ist eine historische Tatsache und ist eines der größten Verbrechen der deutschen Faschisten. Die Reduzierung der Nazi-Verbrechen auf den Massenmord an Juden ist jedoch eine Verfälschung der Geschichte und dient sowohl dem Reinwaschen der Faschisten als auch der für Kriegsverbrechen in Israel Verantwortlichen, die mit dem Verweis auf den »Holocaust« immer neue Kriege anzetteln.

bro