Ausland

USA wollen syrisches Öl

Kritik aus Moskau an Plänen Washingtons. Satellitenaufnahmen des russischen Verteidigungsministeriums sollen Förderung und Schmuggel belegen

Rußland hat die Pläne der USA-Regierung, Spezialkräfte mit gepanzerten Fahrzeugen zum »Schutz« der syrischen Ölfelder im Osten des Landes zu stationieren, scharf zurückgewiesen. Jeder Schritt, der die Souveränität und territoriale Integrität Syriens unterlaufe, müsse vermieden werden, erklärte Außenminister Sergej Lawrow am Samstag in einem Telefonat mit seinem US-amerikanischen Amtskollegen Michael Pompeo. Lawrow erinnerte daran, daß das Vorhaben einen Bruch des Völkerrechts darstelle. Die nationalen Ressourcen Syriens dürften nur von der Regierung in Damaskus kontrolliert werden.

Das russische Verteidigungsministerium legte am selben Tag Satellitenaufnahmen vor, die eine umfangreiche illegale Förderung und den Schmuggel syrischen Öls dokumentieren sollen. Die Bilder stammen von August und September und zeigen Ansammlungen von Fahrzeugen und Tanklastwagen an verschiedenen Ölpumpstationen in den Provinzen Deir Al-Sor und Hasaka.

Das Öl werde von einer von der kurdischen Selbstverwaltung gegründeten Firma namens »Sadcub« unter dem Schutz von USA-Soldaten und Mitarbeitern privater US-amerikanischer Militärfirmen außer Landes geschmuggelt, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, laut der russischen Nachrichtenagentur TASS. Unterstützung gebe es von »führenden amerikanischen Unternehmen« , militärischen Schutz von USA-Elitesoldaten und aus der Luft. Die illegale Ölförderung bringe rund 30 Millionen US-Dollar pro Monat ein, die auf den Konten mehrerer USA-Militärunternehmen und Geheimdienste landeten.

Bereits am 21. Oktober hatte USA-Präsident Donald Trump bei einer Besprechung im Weißen Haus erklärt, wenn man das Öl behalten wolle, »sollte vielleicht eine unserer großen Ölunternehmen dort hineingehen und es richtig tun« . Der republikanischen Senator Lindsey Graham freute sich darüber, daß »Präsident Trump kreativ« denke. »Wir sollten nicht nur verhindern, daß die Ölfelder Iran in die Hände fallen, wir stehen kurz davor, ein Joint-venture mit den Syrischen Demokratischen Kräften zu vereinbaren (…), um die Ölfelder zu modernisieren und sicherzustellen, daß sie die Erträge bekommen, nicht die Iraner, nicht Assad.« 

Namentlich nicht genannte Quellen aus der Washingtoner Administration hatten gegenüber dem Sender NBC erklärt, daß USA-Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge die syrischen Ölfelder schützen sollten. Es müsse verhindert werden, daß der »IS« wieder die Kontrolle übernehme und daran verdiene.

Die Kontrolle der Ölfelder im Osten Syriens sei eine der wichtigsten Errungenschaften für die »USA und unsere Partner« , sagte laut der britischen Nachrichtenagentur Reuters ein anderer USA-Beamter, ebenfalls anonym. Die USA seien »entschlossen (…) in Zusammenarbeit mit unseren SDK-Partnern (…) zu verhindern, daß diese Ölfelder wieder in die Hände von ISIS oder anderen destabilisierenden Akteuren fallen« . Von kurdischer Seite gab es zu den Vorwürfen des illegalen Ölhandels zunächst keine Stellungnahme.

Über umfangreichen Schmuggel war der Autorin bereits Anfang Oktober in Damaskus berichtet worden. Ingenieure, die vor dem Krieg auf den Ölfeldern östlich des Euphrat gearbeitet hatten, beschrieben in einem ausführlichen Gespräch, daß das syrische Öl über den Nordirak in die Türkei, aber auch in die Gebiete unter Kontrolle der von Ankara unterstützten Kampfverbände nördlich und westlich von Aleppo geschmuggelt werde. Zudem würden Geschäftsleute Öl an die syrische Regierung verkaufen, damit es in Homs, einer von zwei Raffinerien Syriens, zu Benzin und Diesel verarbeitet werden könne.

Die Ingenieure berichteten auch, daß die Verantwortlichen für die illegale Ölförderung ungestraft Produktionsabfall in Gruben entsorgten oder in lokale Wasserläufe leiteten. Die Angaben wurden mit Fotos dokumentiert. Allein im Gebiet zwischen Rmeilan und Schadadi soll es 1.290 solcher illegalen »Teergruben« geben. Das zuständige syrische Ministerium geht davon aus, daß es rund um die Ölfelder Syriens östlich des Euphrats bis zu 20.000 illegale Bohrlöcher gibt. Damaskus bereitet sich darauf vor, schätzungsweise eine Million Tonnen verseuchten Bodens entsorgen zu müssen.

Karin Leukefeld

Ein USA-Soldat in einem gepanzerten Fahrzeug (Manbidsch, 4.4.2018) (Foto : Hussein Malla/AP/dpa)