Ausland05. Februar 2021

Das Virus des Kapitalismus

Wie wir festgestellt haben, legt die OVID-19-Pandemie die unheilvollen Widersprüche des Kapitalismus immer deutlicher offen. Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in sozialer Hinsicht und zwischen Nationen befinden sich in einer Eskalationsspirale, die verheerende Folgen für Milliarden von Menschen haben wird.

Ein Beispiel ist die Instrumentalisierung und Verwaltung des Instruments, das die Wissenschaft geschaffen hat, um zu versuchen, die Pandemie einzudämmen – Impfstoffe. Obwohl es weltweit mehr als 270 verschiedene Impfstoffe gibt und einigen Studien zufolge bereits 7 Milliarden Dosen Impfstoff gekauft oder bestellt wurden (womit die halbe Weltbevölkerung einmal geimpft werden könnte), ist es eine Tatsache, daß auf Kontinenten wie Afrika die Bevölkerung voraussichtlich erst im Jahr 2024 universellen Zugang zu dem Impfstoff haben wird. Es gibt sogar Prognosen, daß in einigen der ärmsten Länder der Welt die Bevölkerung bis 2030 nicht geimpft sein wird.

In der Zwischenzeit erwägt Israel, seinen Impfplan bereits im März zu beenden; 100 Prozent der modernen Impfstoffe und 96 Prozent der Impfstoffe von Pfizer und BioNTech wurden von reichen Ländern gekauft; Kanada hat bereits Impfstoffe gekauft, um seine Bevölkerung fünfmal zu impfen, und 53 Prozent der Impfstoffe wurden von Ländern gekauft, die 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren.
Die WHO spricht nun von der Notwendigkeit, den »Nationalismus« des Impfens zu bekämpfen. Aber das ist nicht das Problem. Es gibt noch weitere Grundprobleme: Das erste ist, daß der Kapitalismus Gesundheit, Krankheit und das Recht zu leben in eines der profitabelsten Privatgeschäfte verwandelt hat, wobei die großen Pharmakonzerne das Schicksal von Millionen von Menschen diktieren. Das zweite sind die tiefen Gräben der globalen Entwicklung, in denen Dutzende und Aberdutzende von Ländern einfach der Rolle der Armen überlassen wurden, die mit ausgestreckten Händen auf die Almosen der Reichen warten.

Das dritte ist die kapitalistische Akkumulation. Seit Beginn der Pandemie haben die zehn reichsten Menschen der Welt ihr Vermögen um 540 Milliarden US-Dollar gesteigert. Mit diesem Geld könnte man die gesamte Weltbevölkerung impfen, und es bliebe immer noch genug übrig, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Armut zu bekämpfen.

Ángelo Alves, Lissabon
Aus »Avante!«, Zeitung der Portugiesischen Kommunistischen Partei (PCP)

Die zehn reichsten Menschen der Welt – darunter Amazon-Chef Jeff Bezos – haben ihr Vermögen um 540 Milliarden US-Dollar gesteigert (Foto: dpa)