Zhurong schickt erste Aufnahmen vom Mars
Beim chinesischen Raumfahrtprogramm geht es Schlag auf Schlag: Nach der Landung auf dem Mars sandte das Fahrzeug »Zhurong« am Mittwoch erste Aufnahmen vom Roten Planeten zur Erde. »Alle Systeme arbeiten normal«, berichtete die Nationale Raumfahrtbehörde Chinas (CNSA). Eines der Fotos zeigt das Marsfahrzeug nach der Landung im Süden der Tiefebene Utopia Planitia, das andere die Trennung von »Zhurong« und dem Landegerät.
Nur wenige Stunden zuvor war vom Kosmodrom Jiuquan in der Wüste Gobi eine Rakete vom Typ »Langer Marsch 4B« gestartet, die einen Satelliten zur Meeresbeobachtung ins All brachte. Parallel dazu liefen auf dem Raumfahrtbahnhof Wenchang auf der Insel Hainan die Vorbereitungen für den unmittelbar bevorstehenden Start eines Transportfluges zum Hauptmodul der künftigen chinesischen Raumstation.
Die Rakete vom Typ »Langer Marsch 7« sollte der US-amerikanischen NASA zufolge heute um 1.30 Uhr Ortszeit starten. Die CNSA hat jedoch noch keinen Starttermin genannt. Doch verhängte die Polizei um den Raumfahrtbahnhof bereits Beschränkungen für den Verkehr, was meist als Hinweis auf einen Start gilt.
»Tianzhou 2« (»Himmelsschiff«) soll Versorgungsgüter und Treibstoff zum chinesischen Raummodul »Tianhe« (»Himmlische Harmonie«) bringen, das am 29. April ins All gebracht worden war. Der Cargoflug ist der zweite von insgesamt elf Flügen, mit denen die Raumstation »Tiangong» (»Himmelspalast«) bis Ende nächsten Jahres fertiggestellt werden soll.
Das 10,5 Meter lange und 3,35 Meter breite Raumschiff kann 6,5 Tonnen transportieren. Es soll an das Kernmodul andocken und seine Fracht automatisch verladen. Damit soll der Flug von drei Raumfahrern mit »Shenzhou 12« im Juni vorbereitet werden. Sie sollen drei Monate an Bord von »Tianhe« bleiben.
Das Flugprogramm ist eng getaktet: Im September soll ein weiterer Versorgungsflug starten, im Oktober werden drei weitere Taikonauten folgen. Um die Raumstation fertigzustellen, werden nächstes Jahr noch zwei jeweils über 20 Tonnen schwere Labormodule ins All gebracht, die t-förmig an das Kernmodul anmontiert werden.
Im nächsten Jahr sind zusätzlich zwei Frachtflüge sowie zwei bemannte Flüge geplant. Wenn die Internationale Raumstation ISS ihren Dienst in den nächsten Jahren wie geplant einstellen wird, wäre China das einzige Land, das noch eine Station im Weltall betreibt.
Erst am Samstag war China erstmals die Landung auf einem anderen Planeten gelungen. Auch wurde der Orbiter »Tianwen 1« erfolgreich in eine Marsumlaufbahn gebracht, die es ermöglicht, als Relaisstation für die Kommunikation zur Erde zu arbeiten. So konnten die Aufnahmen geschickt werden. Nach der Landung erfasse das Marsfahrzeug planmäßig zunächst seine nähere Umgebung, so die CNSA.
Bislang haben es nur die USA geschafft, Erkundungsfahrzeuge auf dem Mars zum Einsatz zu bringen. In den 70ern gelang der Sowjetunion zwar eine Landung auf dem Roten Planeten, der Kontakt zur Sonde riß aber schnell ab. Doch schon die Landung auf dem Mars gilt als äußerst schwierig. Bisher war nur etwa die Hälfte aller Versuche erfolgreich.
Chinas Mission ist eine von drei Marsflügen, die im vergangenen Sommer gestartet waren. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA hatten Raumschiffe geschickt. Das Marsfahrzeug der NASA »Perseverance« war bereits im Februar gelandet und hat seine Arbeit aufgenommen.
»Zhurong« soll mindestens drei Monate lang Untersuchungen auf der Marsoberfläche durchführen. Geplant ist auch eine Rückholmission, mit der ca. 2029/30 Bodenproben zurück auf die Erde gebracht werden sollen. Chinesische Medien sprachen von einem »neuen Kapitel« im ehrgeizigen Raumfahrtprogramm der Volksrepublik.