Leitartikel08. August 2025

Die Erreichbarkeit moderner Medizin

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Ende vergangenen Jahres waren die langen Wartezeiten auf eine MRT-Untersuchung in Luxemburg ein Thema, das zeigte, wie es um eines der technisch modernsten Gesundheitssysteme in der EU bestellt ist. Patienten klagen nach wie vor über lange Wartezeiten auf wichtige Termine, nicht nur in der Gerätediagnostik, sondern ganz einfach schon im Zusammenhang mit einem Facharzttermin. Damals wurde festgestellt, daß die Anzahl der durchgeführten MRT-Untersuchungen bereits um die Hälfte zugenommen habe. Demgegenüber stehen verzweifelte Versuche, überhaupt jemanden zu erreichen, der einen Termin vergeben kann.

Da ist es kein Wunder, daß die Wartezeiten, die im vergangenen Jahr laut CHEM rund 30 Minuten am Telefon betragen haben sollen, sich nicht nennenswert verbessert haben. So bleibt also vieles beim Alten, und auf der Hatz nach einem Termin resigniert vermutlich so mancher und läßt es gut sein, während andere sich Sorgen machen, was eine derart lange Wartezeit mit ihrem Leiden anstellen könnte. Eine funktionierende Online-Terminvergabe wurde zumindest den Weg zu einer Untersuchung, ob in naher oder ferner Zukunft, weniger holprig gestalten, doch auch dies bleibt aktuell noch die Ausnahme. Das elektronische Patientendossier, welches alle Untersuchungsergebnisse bündeln und unsinnige und mitunter schädliche Mehrfachuntersuchungen, etwa im Röntgen, verhindern helfen soll, krankt noch an allen Ecken und Enden. Die Plattform Doctena ist ein Lichtblick: Termin via App. Leider sind auch hier eben viele Mediziner nach wie vor nicht angeschlossen.

Apropos viele Mediziner: Auch der voranschreitende Mangel an medizinischem Personal sowie an Allgemein- und Fachärzten verschärft die Lage zusätzlich. Die Ausbildungspolitik in medizinischen Berufen im Inland mit Ziel des Einsatzes hierzulande muß in den kommenden Jahren deutlicher voranschreiten, denn es geht dabei auch nicht nur um den Alltag: Die nächste Pandemie kommt bestimmt, in manchen Ländern wird gerade freundlich formuliert hart daran gearbeitet, und eine weiterhin fehlende Resilienz, wie wir sie schon 2020 erleben durften, darf es nicht geben.

Da paßt es ins Bild, daß sich dieser Tage ein Onkologe bei RTL darüber äußerte, daß man sich gemeinsam mit den Laboratorien darüber einig sei, daß in der Krebsdiagnostik die Wartezeiten auf Ergebnisse von etwa Biopsien oder anderen entsprechenden Untersuchungen seit rund 20 Jahren kontinuierlich schlechter würden. Im Gegensatz zu einem verstauchten Fuß kommt hier die psychische Belastung des Patienten dazu, welcher mitunter nicht weniger als um sein Leben fürchtet.

Vorgänge müßten weiter digitalisiert und automatisiert werden im Laborbereich, um entsprechende Prozesse weiter zu beschleunigen, heißt es da. Eine Erkenntnis, die sicherlich auch in anderen Feldern der luxemburgischen Gesundheitsversorgung geboten wäre. Dazu kommt die immer noch nicht flächendeckende automatische Abrechnung zwischen CNS und Mediziner. Wenn die Durchsetzung dieser in Nachbarländern jahrzehntelangen Selbstverständlichkeit auf freiwilliger Basis in diesem Tempo weitergeht, dürfte es ebenfalls noch Jahrzehnte dauern, bis alle Praxen angeschlossen sind.

Und so stehen die modernen Geräte in Praxen und Kliniken und warten auf Patienten. Allein deren Weg dorthin bleibt weiterhin ein Abenteuer