Kaleidoskop17. Januar 2023

Gina Lollobrigida im Alter von 95 Jahren gestorben

von dpa/ZLV

Die italienische Filmlegende Gina Lollobrigida ist tot. Die Schauspielerin, die die »italienische Kinogeschichte mehr als ein halbes Jahrhundert lang« geprägt habe, sei im Alter von 95 Jahren gestorben, teilte der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit Lollobrigida war eine der Ikonen von Hollywoods goldenem Zeitalter, hatte aber auch als Bildhauerin und Fotojournalistin Erfolg.

Luigina Lollobrigida wurde am 4. Juli 1927 in Subiaco im Latium als Tochter eines Möbelfabrikanten geboren und wuchs dort mit drei Schwestern auf. Bereits im Alter von drei Jahren zum »Schönsten Kleinkind Italiens« gekürt, erhielt sie Privatunterricht in Gesang, Tanz, Sprachen und Zeichnen. Nachdem die kleine Fabrik des Vaters zusammen mit ihrem Heim am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört worden waren, ließ die Familie sich unter bescheideneren Verhältnissen in Rom nieder. Mithilfe eines Stipendiums studierte Lollobrigida am dortigen Liceo Artistico Bildhauerei und Malerei und ließ sich zur Opernsängerin ausbilden.

Lollobrigida hatte schon einige Statistenrollen übernommen, bevor Mario Costa sie 1947 von der Straße weg in einer kleinen Rolle für seinen Film »Follie per l'opera« (deutscher Titel: »Der Opernrausch«) engagierte. Im Jahr darauf trat sie auch in dessen Film »Pagliacci« (»Der Bajazzo«) auf. Gefördert wurde ihre Popularität durch Erfolge bei Schönheitswettbewerben, als Zweite bei der Wahl der »Miss Roma 1947« und als Dritte beim Wettbewerb um »Miss Italia«.

1949 wurde für »La Lollo« zum Wendejahr. Sie heiratete den jugoslawischen Arzt Milko Škofič, der bald seinen Beruf aufgab und lange Jahre erfolgreich als ihr Manager tätig war. Zum ersten künstlerischen Erfolg wurde im gleichen Jahr »Campane a martello« (»Sturmglocken«), 1950 folgten unter anderem »Cuori senza frontiere« (»Herzen kennen keine Grenzen«) und »Miss Italia«, woraufhin Regisseur Howard Hughes sie nach Hollywood einlud. Doch sie lehnte einen Langzeitvertrag dort ab und kehrte nach Italien zurück. Hier entwickelte sie sich zu einer der beliebtesten Schauspielerinnen, ihre Filme galten bald als sichere Kassenerfolge.

Ihr Aufstieg zur »Gina nazionale« und zu internationalem Ruhm begann 1952 mit Christian-Jaques »Fanfan la tulipe« (»Fanfan, der Husar«) an der Seite von Gérard Philipe und mit René Clairs »Les belles de nuit« (»Die Schönen der Nacht«), in dem sie wegen der Wärme ihres Spiels und ihrer Attraktivität bewundert wurde. Ihre volkstümlichen Rollen als Bersagliera in den »Brot, Liebe«-Filmen »Pane, amore e fantasia« (1953 mit Vittorio di Sica) und »Pane, amore e gelosia« im Jahr darauf steigerten ihre Popularität noch, bevor sie 1954 unter der Regie von Luigi Zampa in »La Romana« (»Die freudlose Straße«) nach dem Roman von Alberto Moravia die römische Prostituierte Adriana verkörperte, damit jedoch auf eine weniger positive Resonanz stieß.

Seit Mitte der 50er, als sie am englischen Hof und von USA-Präsident Eisenhower empfangen wurde, wirkte sie auch in US-amerikanischen und englischen Filmen mit. Damals eine der bestbezahlten Schauspielerinnen der Welt, reiste sie samt Rolls-Royce zwischen Europa und den USA hin und her. Ihr Hollywooddebüt gab sie 1953 in »Beat the Devil« von Regisseur John Huston. Als »La donna più bella del mondo« (»Die schönste Frau der Welt«) begeisterte sie 1955 das Publikum ebenso wie im Jahr darauf mit ihrer Charakterrolle in »Notre Dame de Paris«, in der sie nach Meinung der Kritiker ihren Partner Anthony Quinn an die Wand spielte.

Ihre in den USA gedrehten Streifen wie 1959 »Solomon and Sheba« (»Salomon und die Königin von Saba«), »Never so few« (1959, »Wenn das Blut kocht«) oder »Go Naked in the World« (1960, »Geh nackt in die Welt«), in denen sie nur noch als vollbusiges Sexsymbol auftrat, galten jedoch als unbedeutend für ihre künstlerische Entwicklung. Erfolg hatte sie mit »Come September« (1961 in der Regie von Robert Mulligan) an der Seite von Rock Hudson. Lollobrigida wurde für ihre Rolle als Freundin eines US-amerikanischen Industriellen, die nicht mehr auf ihn warten und stattdessen einen anderen heiraten will, mit einem Golden Globe ausgezeichnet.

Noch im vergangenen Jahr trat Lollobrigida bei den Senatswahlen für das Linksbündnis Italia Sovrana e Popolare an, dem auch der Partito Comunista angehörte.