Kaleidoskop24. Februar 2022

Grunge-Pionier Mark Lanegan gestorben

von dpa/ZLV

Er galt als Pionier des Grunge-Rock und seine Stimme als außergewöhnlich: Der Tod Mark Lanegans hat eine Lücke in der Musikwelt hinterlassen. Stars wie Iggy Pop und Joy-Division-Bassist Peter Hook zeigten sich bestürzt, nachdem das Musikmagazin »Rolling Stone« am Dienstagabend unter Berufung auf Lanegans Publizisten den Tod des US-amerikanischen Musikers vermeldet hatte. Lanegan sei am Morgen in seinem Zuhause im irischen Killarney gestorben, hieß es.

Auf dem Twitter-Account des Künstlers war zu lesen: »Ein geliebter Sänger, Songwriter, Autor und Musiker, er war 57 und hinterläßt seine Frau Shelley.« Seine Karriere begann der 1964 im USA-Bundesstaat Washington geborene Lanegan in den 80er Jahren als Frontmann der Band Screaming Trees, die man später als Pioniere des Grunge bezeichnete – eines Sounds, der den Garagenrock der 60er mit dem Punk der 70er Jahre verband.

Später stand der Sänger, bekannt für seine sehr tiefe, kratzige Stimme, auch mit Queens Of The Stone Age und The Gutter Twins auf der Bühne. Zeitgleich trieb Lanegan trotz einer langen Abhängigkeit von Heroin und Alkohol eine erfolgreiche Solokarriere in der Indie- und Bluesrock-Szene voran. 1990 veröffentlichte er mit »The Winding Sheet« sein erstes Soloalbum, auf das viele weitere folgen sollten. Das letzte Album ist noch nicht einmal zwei Jahre alt, die Platte »Straight Songs of Sorrow« ist inspiriert von Lanegans Memoiren, die der Musiker im gleichen Jahr als Buch (»Sing Backwards and Weep«) herausbrachte.

Im vergangenen Jahr folgte mit »Devil in a Coma« ein weiteres Buch, in dem er eine schwere Covid-Erkrankung verarbeitete. »Ich hatte im Laufe der Jahre meinen Teil an wohlverdienten Arschtritten einstecken müssen, aber dieses Ding hat versucht, mich zu zerlegen, Körper und Geist, und ich konnte kein Ende sehen«, heißt es in einem Ausschnitt aus dem Werk, den die britische Tageszeitung »The Guardian« veröffentlichte.

Lanegan mußte Monate im Krankenhaus verbringen, lag zeitweise im Koma und berichtete in seinem noch im selben Jahr erschienen Buch eindrücklich von seinen Halluzinationen und Ängsten in dieser Zeit. Später gestand er im Interview mit dem Internetportal »Heavy Consequence« ein, zunächst einer jener »Schwachköpfe« gewesen zu sein, die an der Coronaimpfung gezweifelt hätten. Er sei aber eines Besseren belehrt worden und werde sich, sobald das möglich sei, auch boostern lassen, sagte er im Dezember 2021.

»Mark Lanegan war ein liebenswerter Mann. Er hat ein wildes Leben gelebt, von dem manche von uns nur träumen können«, schrieb Peter Hook, der Mitgründer der Rockbands Joy Division und New Order, am Dienstag auf Twitter. Lanegan ging selbst offen damit um, schon früh in seinem Leben Erfahrungen mit Kriminalität und Drogen gemacht zu haben. Auch Nirvana-Frontmann Kurt Cobain zählte zu seinen Freunden.

Über die Umstände von Lanegans Tod war zunächst nichts bekannt. Man bitte, die Privatsphäre seiner Familie zu respektieren, hieß es. »Er läßt uns mit phantastischen Worten und Musik zurück. Zum Glück wird er dadurch für immer leben«, schrieb Hook.