Kaleidoskop19. November 2021

»Le Beaujolais nouveau est arrivé«

von dpa/ZLV

Der erste Wein des Jahres aus dem Beaujolais ist am frühen Donnerstag in Paris eingetroffen. Schon seit 1951 werden am dritten Donnerstag im November ab Mitternacht die ersten Flaschen des kühlgetrunkenen Jungweins weltweit entkorkt. Ausgerechnet zum 70. Jubiläum des Ereignisses war das nördlich von Lyon gelegene Anbaugebiet wie die meisten französischen Weinregionen von einer historisch schlechten Ernte betroffen.

Zwar sei die Ernte mager ausgefallen, die Qualität der Trauben aber habe nicht gelitten, versicherte der Verband Inter-Beaujolais. »Man findet zarte, fruchtige und sehr süffige Beaujolais«, sagte der Experte Bertrand Chatelet über den neuen Jahrgang. Die Erntemenge im Beaujolais lag nach der letzten Statistik des französischen Landwirtschaftsministeriums um rund die Hälfte unter der Vorjahresmenge und dem Durchschnittsertrag. Frost im Frühjahr und Schädlingsbefall waren die Ursachen.

Seit 1951 genießen die Winzer der Gegend bei Beaujeu und Lyon das Ausnahmerecht, frischgekelterten Rebsaft vorzeitig im November zu entkorken. Gerade mal ein paar Wochen alt war er zunächst nur für den Hausgebrauch der Winzer zum Anstoßen auf die beendete Lese gedacht. Als findige Händler den aus der Gamay-Traube gewonnenen Beaujolais in Paris anboten und sich ein Rennen um die zuerst eintreffenden Tropfen lieferten, war eine Vermarktungsidee geboren.

Trotz des Naserümpfens der meisten Weinkenner ob des »önologischen Kindesmißbrauchs« wurde aus dem zwar durchgegorenen, aber dennoch keine nennenswerten Aromen und Tannine, dafür aber jede Menge scharfer Zitrusnoten und Bitterstoffe enthaltenen Jungwein schnell ein Verkaufsschlager.

Liebhaber guten Weins warnen aber, »nouveau« oder »primeur« mit dem eigentlichen Beaujolais zu verwechseln. Und wie der Verband Inter-Beaujolais gestern mitteilte, ist die Menge des »nouveau« in den vergangenen Jahren auch zurückgegangen und macht nur noch rund ein Fünftel des gesamten in der Region erzeugten Weines aus.

Im vergangenen Jahr wurden allein in Frankreich fast zehn Millionen Flaschen des »Beaujolais nouveau« verkauft. Wichtigste ausländische Abnehmer waren Japan mit 3,8 Millionen Flaschen, gefolgt von den USA, Kanada und Deutschland.