Neue Ideen nötig
Als konsequenter, großer Wurf im Kampf gegen die Verbreitung von Covid-19 wurde im letzten Monat die mittlerweile abgelaufene Lockdownmaßnahme in Deutschland zuvor angekündigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte auf der einleitenden Pressekonferenz seinerzeit indirekt den Nachbarländern eine entsprechende Behandlung angedroht, sollte diese nicht mitziehen. Es könne schließlich nicht sein, daß souveräne Nachbarstaaten dem deutschen Weg nicht folgen und eigene Maßnahmen entscheiden.
Der letzte deutsche Lockdown ist Geschichte. Diskutiert werden schon wieder neue Maßnahmen, während gleichzeitig das Impfgeschehen vor sich hin dümpelt, gelähmt von Föderalismus und Bürokratie. Gebracht haben diese Maßnahmen, die »Lockdown« genannt werden, jedoch nicht wirklich dem völligen Herunterfahren entsprechen, allerdings wenig. Auch in Luxemburg zeigen die hohen Infektionszahlen, daß Zusperren von Gastronomie und Kneipen nicht wirklich etwas gebracht haben. Lediglich das konsequente Herunterfahren im vergangenen Frühjahr hatte eine gewisse Wirkung, die dann vom eintretenden Bilderbuchfrühling unterstützt wurden.
Danach wurde eigentlich nur noch ein Sammelsurium von Maßnahmen beschlossen, die möglichst wenig die Arbeitswelt betrafen und insbesondere im Privaten zu großen Einschränkungen führten. Dabei macht ein Virus keinen Unterschied zwischen einer Kneipe und einem Großraumbüro oder einem voll besetzten Bus zur Schule.
In Deutschland ging die sogenannte »Osterruhe« krachend baden und ob die in Frankreich angekündigten erneuten Maßnahmen einen nennenswerten Effekt haben werden, bleibt abzuwarten. Die Menschen sind es mittlerweile müde und kapitulieren angesichts einer langen Latte von Verboten, die teils absurd erscheinen. Das ist verständlich. Doch sind Lockdowns eigentlich der verzweifelte Versuch, den Deckel auf dem Topf zu halten, in dem sich viele nach wie vor nicht an die hygienischen Maßnahmen halten, deren Umsetzung alles andere als absurd ist.
Verschiedene Staaten in Asien haben etwa aufgrund ihres Umgangs mit der eigenen Bevölkerung ganz andere Infektionszahlen. Das gilt nicht nur für ein einziges Land, sondern gleich mehrere. Diese haben ihre Einwohner deutlicher »gebeten«, sich zum Wohl der Gesellschaft einiges diktieren zu lassen. Dort herrscht allerdings auch grundsätzlich ein anderes Gesellschaftsklima und dadurch auch ein anderer Umgang etwa mit Masken.
Auch Ökonomen aus Nord- und Südamerika haben nun festgestellt, was sich bereits so anfühlt: Je länger Lockdown-Maßnahmen andauern, desto weniger diszipliniert verhält sich die Bevölkerung. Ihrer Theorie zufolge können Lockdowns nur ein zeitlich begrenztes Mittel sein.
Es braucht also andere Maßnahmen, die vielleicht der Bevölkerung wieder mehr Eigeninitiative zutrauen und dennoch einen Blick auf die Entwicklungen haben. Daß die Absage von Großveranstaltungen richtig war, bestätigt sich nach wie vor, doch gibt es noch immer keine nennenswerte Kontrolle von Coronaschutzmaßnahmen in den Betrieben, wo weiter Präsenz herrscht. Dies wäre wichtiger, als etwa das abwechselnde Zu- und wieder Aufsperren von Sportplätzen oder Restaurants.
Neue Ideen sind also nötig, denn die Impfkampagne geht zwar »schon« in die vierte Runde, doch werden wir noch eine Weile mit einschränkenden Maßnahmen leben müssen.