Getreideernte 2025:
Rekordertrag – aber die Preise brechen ein
Die Getreideernte 2025 fällt quantitativ und qualitativ überdurchschnittlich aus – doch die Freude der Landwirte wird durch dramatisch gefallene Weltmarktpreise getrübt. Beim Erntegespräch mit Vertretern der Bauere Koperativ (BAKO), der Moulins de Kleinbettingen, der De Verband Group/Versis und der Lëtzebuerger Saatbaugenossenschaft (LSG) zog Landwirtschaftsministerin Martine Hansen am Freitag in Hosingen eine zwiespältige Bilanz.
Nach einem nassen Herbst und Winter, der die Bodenwasservorräte auffüllte, folgten Trockenphasen im März und Mai – doch die April-Regenfälle retteten die Ernte. »Die Sonneneinstrahlung im Juni hat für exzellente Qualitäten gesorgt«, so Günter Mertes, Geschäftsführer der BAKO. Selbst die Regenperiode im Juli, die die Ernte verzögerte, beeinträchtigte die Qualität kaum. Zudem blicken wir auf einen historischen Frühstart, denn schon vor dem Nationalfeiertag wurden die ersten Bestände an Wintergerste eingebracht.
Sehr erfreulich auch der Weizenertrag des Label-Brotweizens »Produit du Terroir«, der mit 12.000 Tonnen ein sattes Plus von 35 Prozent gegenüber dem ertragsschwachen Vorjahr vorweist. Die Qualität bei Weich- und Hartweizen ist ebenfalls gut und der Juli-Regen hat kaum Nachteile mit sich gebracht. Bei Raps, Hafer und Dinkel liegen auch überragende Ernteergebnisse vor – und bieten als einzige preisliche Lichtblicke, da die Nachfrage nach Nischenprodukten stabil bleibt.
Was in der ersten Übersicht als vielversprechend, ja sogar als erfreulicher Ausblick klingt, stößt sich leider an den Weltmarktpreisen. »Die Ernte ist gut, aber die Märkte sind es nicht«, fasste Klaus Palzkill (De Verband Group) die Lage zusammen. »Die Erlöse decken kaum die Produktionskosten«, warnt er. Nur der Raps bleibt dank leicht gestiegener Preise rentabel während viele Betriebe bei Weizen und Gerste an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit arbeiten. Ein ganz ähnliches Bild ergibt sich bei den Kartoffeln, weil die ausgeweitete Anbauflächen in Europa zu einem Überangebot führen.
Drei Viertel der landwirtschaftlichen Fläche Luxemburgs (etwa 46.000 Hektar) dienen der Futtermittelproduktion – und auch hier gibt es Licht und Schatten. So bringen die Wiesen und Weiden wohl nur durchschnittliche Erträge, dafür ist die Qualität überdurchschnittlich gut. Trockenschäden hielten sich in Grenzen, so dass nur wenig Ausfall zu beklagen ist. Die Maisernte läuft noch, dennoch ist man auch hier, mit Bezug auf Ertrag und Qualität, sehr optimistisch.
Ministerin Hansen wies in ihrer Intervention auf die geopolitischen Instabilitäten, die »volatilen Erzeugerpreise«, die gestiegenen Produktionskosten und den Einfluss des Klimawandels hin. Angesichts der bekannten Marktsituation rät sie dazu, die Nischenprodukte (Raps, Hafer, Dinkel) auszubauen – hier sind Preise und Nachfrage stabil. Es soll die Direktvermarktung gestärkt werden (z. B. über Hofläden oder regionale Kooperationen. Und dann muss die Klimaresilienz erhöht werden (z. B. mit trockenheitstoleranten Sorten und Bewässerungsmanagement).