Gitarrengott Jeff Beck ist tot
Der schon zu Lebzeiten legendäre britische Gitarrist Jeff Beck ist tot. Er sei mit 78 Jahren plötzlich an bakterieller Meningitis gestorben, teilte seine Familie am Mittwochabend mit. Beck galt als einer der einflußreichsten Gitarristen der Geschichte. »Niemand hat Gitarre gespielt wie Jeff«, erklärte der Kiss-Gitarrist Gene Simmons auf Twitter. Die BBC lobte: »Sein Ton, seine Präsenz und vor allem seine Lautstärke haben die Gitarrenmusik in den 60er Jahren neu definiert und Bewegungen wie Heavy Metal, Jazz-Rock und sogar Punk beeinflußt.« Noch im Sommer hatte Beck zusammen mit Hollywoodstar Johnny Depp ein Album veröffentlicht und anschließend eine Tournee gespielt.
Geboren am 24. Juni 1944 in einem südlichen Vorort von London, wollte seine Mutter, daß Geoffrey Beck, wie er eigentlich hieß, Klavierspielen lernte. Aber der junge Jeff war so fasziniert von den US-amerikanischen Rock-n'-Roll- und Blues-Legenden, daß er sich aus Zigarrenkisten eine Gitarre baute. Mit seinen Eltern gab es deshalb oft Streit, erinnerte sich der Musiker später im Fachmagazin »Rolling Stone«. Aufgehalten hätten sie ihn aber nicht. »Ich nehme an, sie dachten, „Wenn er die Gitarre hat, geht er wenigstens nicht raus, um zu stehlen“.« »Die einzigen Freunde, die ich hatte, waren ziemlich zwielichtig.«
Beck spielte mit verschiedenen Bands in und um London, bis ihn Jimmy Page 1965 den Yardbirds als Nachfolger ihres Gitarristen Eric Clapton empfahl. Beck galt als Saitenzauberer, der bisher ungehörte Sounds mit Fingerfertigkeit, technischen Tricks und Raffinessen erzeugte. Avantgarde- und experimentelle Klänge hatten es ihm angetan – »ich machte die seltsamsten Geräusche, die ich konnte«, sagte er später. »Darum geht es doch, oder? Regeln sind mir egal!«
Er prägte die unverwechselbaren Riffs der bekanntesten Yardbirds-Hits »Over Under Sideways Down« und »Shapes of Things«. 1966 stieß Page als zweiter Leadgitarrist dazu und übernahm, als sich Beck während einer USA-Tour mit der Band überwarf. Es war die erste einer Reihe von unberechenbaren Entscheidungen, die dazu führten, daß er trotz musikalischer Brillanz nie zum Megastar aufstieg.
Danach spielte Beck mit Ausnahmemusikern wie Rod Steward zusammen und schaffte es mit den Singles »Hi Ho Silver Lining« und »Tallyman« in die britischen Charts. Doch schon nach zwei Alben als Jeff Beck Group und nur drei Wochen vor ihrem geplanten Auftritt in Woodstock löste er seine Band auf.
Später arbeitete er in unterschiedlichen Formationen mit Mick Jagger, Roger Waters, Brian May, Paul Rodgers und Stevie Wonder zusammen sowie mit Tina Turner an ihrem meistverkauften Album »Private Dancer«. Dabei spielte er sich virtuos durch die unterschiedlichsten Musikstile von Heavy Blues über Pop bis Rock, Funk, Trance und natürlich Jazz. Nur eines blieb: Er erfand den Sound immer wieder neu. Zwei Mal wurde er in die »Rock & Roll Hall of Fame« aufgenommen, 1992 für seine Leistungen mit den Yardbirds und 2009 als Solist. Zudem erhielt er acht Grammys.
Beck habe »einen starken Einfluß auf mich und viele andere«, twitterte Genesis-Gitarrist Steve Hackett. »Er ließ die elektrische Gitarre singen.« Mick Jagger von den Rolling Stones bezeichnete Beck als »einen der großartigsten Gitarristen der Welt«. Ozzy Osborne betonte, es sei eine Ehre gewesen, Beck zu kennen und mit ihm zu spielen. Sänger Paul Young würdigte Beck als »Gitarrist der Gitarristen«. Tony Iommi von Black Sabbath lobte Beck als »außergewöhnliche Ikone, genialen Gitarristen«. Es werde nie wieder einen Musiker wie ihn geben. Und Rod Stewart schrieb: »Jeff Beck war von einem anderen Planeten.«