Kultur24. Juli 2021

Gespräch mit der COOPERATIONS-Direktorin Elvira Mittheis über das »Festival de Wiltz«, Kulturarbeit im Norden und gelebte Inklusion

»Unser Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft!«

von Alain Herman

Seit Dezember 2020 ist die aus Österreich stammende Kulturschaffende Elvira Mittheis neue Direktorin von COOPERATIONS, einer Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht mit kommunaler und staatlicher Trägerschaft, die sich 2016 – zunächst noch gemeinsam mit der mittlerweile aufgelösten Culture Wiltz a.s.b.l. – für die Planung und Durchführung des altehrwürdigen »Festival de Wiltz« verantwortlich zeichnet.

In die Arbeitsbereiche der COOPERATIONS a.s.b.l. fallen zudem die Programmgestaltung und Verwaltung des Kulturzentrums »Prabbeli« am Hang des Wiltzer Gruberbergs, zudem ein Kinosaal, ein Café, das Jugendbüro Éislek, der »Jardin de Wiltz«, und nicht zuletzt auch kreative Werk- und Lernstätten für Menschen mit Behinderung sowie Workshops für Kinder. In einem anderen Stadtteil von Wiltz betreibt COOPERATIONS das »Weeltzer Haus«, ein ganz spezifisches inklusives Wohnprojekt.

Bis heute wird COOPERATIONS zumeist mit der einzigartigen Inklusionsarbeit und der mit dieser zusammenhängenden Gestaltung des »Jardin de Wiltz« oder anderer fantastisch-moderner Kunstproduktionen wie zum Beispiel den im Rahmen der »Nuit des Lampions« zu bewundernden Papierlaternen in Verbindung gebracht. Menschen mit Behinderung werden in den Einrichtungen von COOPERATIONS nicht nur zur lebensgestaltenden Kreativarbeit bzw. Arbeit im Allgemeinen angeleitet, vielmehr wird Wert gelegt auf Autonomie und Selbstbestimmung, sowohl bei der Planung der Freizeitaktivitäten als auch derjenigen des Privatlebens, ohne dass die Möglichkeit einer professionellen Betreuung wegfällt. Inklusion wird bei COOPERATIONS demnach als ganzheitlicher Prozess verstanden.

Wer sich näher und länger bei COOPERATIONS umsieht, bemerkt, dass die hier arbeitenden Menschen immer noch ein wenig den Geist der österreichischen Künstlergruppe »Der Blaue Kompressor« atmen. Die Konzeptgruppe aus Wien begleitete in den 1980er Jahren den Bau des Wiltzer Gartens und setzte dabei auf neue Modelle kultureller Arbeit im öffentlichen sowie sozialen Raum. Die Einbeziehung von sozial benachteiligten Menschen wie zum Beispiel Langzeitarbeitslosen oder eben Menschen mit Handicap in Kultur- und Gestaltungsarbeit wurde am Gruberberg konkret.

Die interessante Vielfalt und nicht unkomplexe Struktur des Betriebs machten für die Kulturschaffende Mittheis, die in Wien Germanistik sowie Kommunikationswissenschaften studiert hat und überdies auf eine langjährige Erfahrung im Luxemburger Kulturleben zurückblicken kann, den Reiz aus, sich für die Leitungsfunktion zu melden.

Ein Steckenpferd der neuen Direktorin bleibt das »Festival de Wiltz«, für dessen Organisation und programmatische Gestaltung sie in ihrer Zeit als Kulturverantwortliche bei COOPERATIONS seit Oktober 2016 zuständig ist.

Neben dem eher folkloristisch geprägten Ginsterkorso zählt das sich über einen Monat erstreckende Freilichtfestival zweifelsohne zum immateriellen Kulturerbe der Stadt Wiltz. 1953, fünf Jahre nach dem ersten Ginstervolksfest, fanden die ersten Festspiele statt. Mögen die Gründer sich zu Beginn indirekt noch etwas an den Salzburger Festspielen inspiriert haben – das erste in Wiltz gezeigte Drama war Hofmannsthals »Jedermann« –, so entwickelte das Festival unter der Leitung von Fernand Koenig im Laufe der Zeit einen ganz eigenen Esprit.

Auf der romantischen Bühne im Schatten des Wiltzer Renaissance-Schlosses präsentierten sich seit den 1960er Jahren internationale Stars der darstellenden Kunst sowie der Musik, ob Klassik, Chanson oder Jazz, u.a. Ella Fitzgerald, Duke Ellington, Miles Davis, Juliette Gréco, René Kollo, Julia Migenes oder José Carreras. Die Zahl der künstlerischen Glanzpunkte und der angesehenen Künstler ist Legion. Diese Epoche neigte sich allerdings in den späten 2000er Jahren aus ganz unterschiedlichen Ursachen langsam ihrem Ende zu.

 

Unter Ihrem Impuls hat das »Festival de Wiltz« eine neue Ausrichtung bekommen. Inwiefern erwies sich diese als notwendig? Wollen Sie in Zukunft – trotz ihres neuen Engagements – die künstlerische Linie der Festspiele weiterhin mitgestalten?  

 

Obgleich ich nun Verantwortung trage für sämtliche COOPERATIONS-Einrichtungen, möchte ich weiterhin die künstlerische Linie mitgestalten und zu dieser gehört natürlich insbesondere das »Festival de Wiltz«. Den Transformationsprozess dieses Festivals habe ich ja bereits in den vergangenen Jahren im Wesentlichen initiiert und begleitet. Mir ist die jahrzehntelange Tradition der Wiltzer Festspiele bewusst. Sie hatten ihre Höhepunkte, die immens waren. Persönlichkeiten – an erster Stelle seien hier Fernand Koenig und Roland Kinnen genannt – haben dieses Festival über Jahre hinweg geprägt sowie im Klassik-, Opern-, Jazz- und Theater-Bereich für eine hohe künstlerische Qualität gesorgt.

Mit dem Entstehen neuer Kulturbühnen in ganz Luxemburg und vor allem der Zentralisierung hochwertiger klassischer Programme in den großen Kulturhäusern in Luxemburg-Stadt musste das Festival eine neue Ausrichtung bekommen, um angesichts der Konkurrenz und des qualitativ einzigartigen Angebots der Philharmonie oder des Grand Théâtre nicht obsolet zu werden.

Eine andere Linie erwies sich bei genauer Analyse des kulturellen Umfelds demnach als unumgänglich. Das alte Konzept war auch aus Budgetgründen nicht mehr tragbar. Produktionen und Kreationen mit großem Aufwand erfordern einen hohen Etat. Gerne würden wir zum Beispiel einen renommierten Regisseur nach Wiltz einladen, um auf der Schlossbühne eine Premiere zu inszenieren, finanziell ist dies leider nicht möglich. Aufgrund dieser Tatsachen haben wir uns für eine Öffnung hin zu anderen Richtungen des Kunstschaffens entschieden, ohne das dem früheren Festival zugeneigte Publikum vollends vor den Kopf zu stoßen.

Der Link zur Vergangenheit bleibt bestehen. Opern, Musicals, hochklassige Chanson- und Jazz-Konzerte finden sich ebenso im Programm wieder wie Indie-Rock-, Alternativ-Pop- oder moderne Folk- und Postpunk-Musik. Es handelt sich um eine breit gefächerte Mischung, die nicht einem billigen Zeitgeist frönt, sondern vielmehr der musikalischen Evolution der letzten Jahrzehnte entspricht. Beim Publikum besteht dieser Wunsch nach modernen musikalischen Richtungen durchaus, man erkennt es an den Besucherzahlen. Hinzu kommen literarische Lesungen in modernem Gewand sowie Performancekunst wie zum Beispiel der Nouveau Cirque sowie auf Kinder zugeschnittene Theater- und Musik-Programme.

 

»Der Finsternis widerstehend« – dieser Spruch gehört zu den Leitmotiven des »Jardin de Wiltz«. COOPERATIONS vermochte mit den »Garden Sounds« der Corona-Pandemie durch ein breit gefächertes Kulturprogramm zu widerstehen. Eine neue Option für das Festival?

 

»Garden Sounds« war für uns von COOPERATIONS ein schöner Überraschungserfolg. Im Mai des Pandemiejahrs 2020 spontan ins Leben gerufen, um dem Publikum trotz Virus Kunst in etwas kleinerem Rahmen zu bieten, entwickelte »Garden Sounds« innerhalb kürzester Zeit ein ganz eigenes Flair. Unser Veranstaltungssaal im »Brandbau«, der zwar technisch toll ausgestattet ist, wäre keine Alternative gewesen. In Covid-Zeiten ist in diesem nämlich nur Platz für zwölf Menschen. Aus diesem Grund offenbarte sich der Garten als bessere Alternative, sind hier doch mehr Menschen und größere Abstände möglich. Die Leute kamen, weil sie froh waren, dass doch noch etwas stattfindet. 2020 war gewissermaßen die Generalprobe für 2021.

Als uns klar wurde, dass das Festival als Großveranstaltung nicht durchgeführt werden konnte, fiel nach der dritten Virus-Welle ganz schnell die Entscheidung, auch die Festspiele in ähnlichem Format – auf Programmebene freilich reduziert – stattfinden zu lassen.

Ich denke, dass nach dem zweiten Lockdown Nachfrage und Hunger nach Kultur bei den Menschen besonders groß waren, so dass bei den Veranstaltungen im »Jardin de Wiltz« mehr Publikum vorhanden war als in den Jahren zuvor. Freilich, jetzt läuft auf kultureller Ebene vieles wieder relativ normal und es lässt sich außerdem landesweit ein ungeheuer vielfältiges Kulturangebot feststellen, was dazu führt, dass die Anzahl der Besucher etwas sinkt. Diesen Umstand sollte man aber nicht allzu negativ betrachten.

Wir haben es fertiggebracht, ein ganz neues kulturelles Programm im »Jardin de Wiltz« zu etablieren. Alle Veranstaltungen finden im Freien statt, ob Musik, Poetry Slam oder andere Performances. Diese Serie hat ein neues Publikum angezogen, wobei uns das alte treu geblieben ist. Die gleichsam aus der Corona-Krise heraus geborenen »Garden Sounds«, also Kulturveranstaltungen für 50 bis 100 Leute im Freien, wobei diese bei Regenwetter und Kälte Unterschlupf bzw. Decken vorfinden, gilt es in Zukunft weiterzumachen. Auf diese Weise können wir für die kommenden Jahre ein interessantes Kulturprogramm für die Nordregion aufrechterhalten – trotz Gesundheitskrise.

Der Auftrag beim Festival erweist sich natürlich als viel komplexer und umfangreicher. Das Festival gehört zu den großen, identitätsprägenden Veranstaltungen dieser Region und dementsprechend ist der Erfolgsdruck viel größer. Um dem über die Grenzregionen hinweg bestehenden Ruf gerecht zu werden und Menschen anzuziehen, sind internationale Stars notwendig. Eine Totalverlegung in den Garten ist aus nachvollziehbaren Gründen nicht möglich und auch nicht erstrebenswert.

 

In welchem Maße hat die Covid19-Pandemie die Festivalplanungen beeinträchtigt?

 

Das Festival-Programm stand ja bereits 2020 fest und vor einem Jahr wurde auch entschieden, dieses 2021 nachzuholen. Die Tickets waren ja schon im Verkauf gewesen. Drei Tage nach der Pressekonferenz im März 2020 kam es landesweit zum Lockdown und ab dem Moment war die Zeit wie eingefroren. Eine integrale Programmverschiebung auf 2021 erwies sich als unausweichlich.

Natürlich musste letztes Jahr recht schnell mit den Künstlern verhandelt werden. Insbesondere bei den internationalen Künstlern, die an Tourneen und andere Verpflichtungen gebunden sind, musste diesbezüglich sofort angefragt werden. Glücklicherweise erhielten wir von sämtlichen Kunstschaffenden eine Zusage für 2021.

Leider beruhigte sich die Situation auch in diesem Jahr nicht wie erwartet, so dass wir im Frühjahr wieder umdisponieren mussten, um das Festival in einem kleineren Rahmen stattfinden zu lassen. Also mussten diverse Konzerte und Produktionen erneut verschoben werden.

Bislang haben wir auch für 2022 die Bestätigungen erhalten. Sehr komplex ist eine solche zeitliche Verschiebung bei größeren Opernproduktionen, wie zum Beispiel diejenige des Theaters Trier, also die »Hochzeit des Figaro«, die aus verständlichen Gründen nicht Corona-tauglich sein kann. Es handelt sich hierbei um eine Großproduktion mit riesigem Ensemble und Orchester, bei der es quasi unmöglich ist, die pandemiebedingten Hygienevorschriften einzuhalten.

Dies gilt ebenfalls für große internationale Bands, die mit ihrem technischen Team anreisen. Was die Oper anbelangt, so versuchen wir das Mozart-Werk im nächsten Jahr aufzuführen. Sollte dies erneut nicht möglich sein, so haben wir für 2022 eine »Covid19-taugliche« Alternative ins Auge gefasst. Auf jeden Fall sind wir froh, gute Kontakte zum Trierer Theaterdirektor Manfred Langner zu pflegen, der sehr offen ist, was Großproduktionen »außer Hause« betrifft, so dass die Kooperation trotz der Umstände harmonisch verläuft.

Für 2022 sind wir in puncto Großproduktionen auf dem Festivalplatz – und ich spreche hier nicht nur von Opern – ziemlich optimistisch. Mit den Lesungen, Monodramen und kleineren Konzerten im Wiltzer Garten haben wir zweifelsohne eine Erfolgsformel gefunden, die auch in Zukunft angewendet werden soll. Wir wollen es aber nicht dabei belassen, das Programm der 2022er Festivaledition wird definitiv noch erweitert und um größere Produktionen ergänzt werden…

 

Gibt es eventuell persönliche Highlights bei der diesjährigen Auflage des Festivals?

 

Als Programmdirektorin ist es recht kompliziert, eine konkrete Wahl zu treffen, denn an sich besitzen ja sämtliche Veranstaltungen des Festivals ihre qualitativen Vorzüge. Alle Acts sind auf ihre Weise spannend. Trotzdem versuche ich mich mal an einer subjektiven Einschätzung, wenn mir das überhaupt erlaubt ist.

Persönlich würde ich zum Beispiel das Album-Release-Konzert des jungen Folk-Musikers Bartleby Delicate hervorheben. Zu erwähnen seien aber auch die »lokalen« Künstler und Partner. U.a. Marly Marques mit ihrer Band ist dieses Jahr zu Gast (wetterbedingt musste das Konzert leider abgesagt werden -A.H.), genauso – und hierbei handelt es sich mittlerweile um eine kleine Tradition – die Wiltzer Harmonie Grand-Ducale, mit ihren 226 Jahren die älteste Musikvereinigung des Landes, welche mit erfahrenen und jungen Musikern nach dem Motto »Esou kléngt Wooltz« ein äußerst abwechslungsreiches Repertoirekonzert gibt. Auch mit diesem lokalen Akteur gestaltet sich die Zusammenarbeit sehr offen und produktiv.

Generell ist es für uns wichtig, auch hinter den Kulissen mit den Wiltzer Vereinen zu kooperieren, denn neben der Hilfe der angestellten Studenten können wir in der Festivalzeit auf die ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder zählen. Hieran erkennt man, welche Bedeutung das Festival für die Identität der Stadt hat.

 

In der Vergangenheit bestand immer eine gute Kooperation zwischen öffentlichem Transport und Festival. Wird diese Tradition weitergeführt werden?

 

In der Tat, auch in diesem Bereich kann von einer gewissen Tradition gesprochen werden. Der berühmte Festival-Zug spät abends, bei dem für die anreisenden Besucher das Ticket gratis war – für die Unkosten kam der Veranstalter auf –, ist das wohl bekannteste Beispiel. Zu den »Wiltz-Session«-Konzerten organisierte Marc Scheer, der heute für die Escher Kulturfabrik arbeitet, vor einigen Jahren ebenfalls einen Bus, um die kulturinteressierten Menschen aus dem Süden und Zentrum des Landes nach Wiltz zu bringen. Der öffentliche Transport ist seit dem vergangenen Jahr gratis und gerade deshalb gilt es, ihn auch auf kultureller Ebene noch besser zu bewerben.

Ökologische Nachhaltigkeit bestimmt seit langer Zeit sowohl die Philosophie von COOPERATIONS a.s.b.l. als auch diejenige unserer Schwestervereinigung, der Société Coopérative, die neben vielem anderem das inklusive Restaurant »Eis Kichen« im Kulturzentrum »Prabbeli« betreibt. Um den Weg zwischen dem Bahnhof in Wiltz und dem Gruberberg, wo sich unsere Lokalitäten befinden, visuell attraktiver zu gestalten, ist ein neues inklusiv-soziales Projekt angedacht worden. Zu viel möchte ich diesbezüglich noch nicht verraten, da es noch nicht ausgearbeitet ist.

Unser Kunstatelier plant jedenfalls, auf dieser Route verschiedene Skulpturen aufzustellen. Warum nicht auch kleinere Expos oder spontane Performances? Alles ist möglich. Ziel ist es, neben den Inklusions-, Kultur- und Unterhaltungsfaktoren ein Bewusstsein bei den Leuten für die Bedeutung des öffentlichen Transports zu schaffen.

 

Die letzte »Nuit des Lampions« fand 2018 statt. Wird es in diesem Herbst eine Neuauflage des beliebten Kulturevents geben? Wenn ja, in welcher Form?

 

Auf jeden Fall haben wir für dieses Jahr eine »Nuit des Lampions« eingeplant. In den letzten Monaten ist eine Covid-taugliche Version ausgearbeitet worden. Die »Nuit des Lampions« wird sich in einer neuen Form, die gleichsam aus der Corona-Situation heraus entstanden ist, präsentieren. Wir wollen die kulturellen Darbietungen auf die Gebäulichkeiten des Gruberbergs samt Garten beschränken. Dergestalt wollen wir auch von dem Massenveranstaltungskonzept wegkommen, das ganz sicherlich ein voller Erfolg war und seine Vorzüge sowie Höhepunkte hatte, unsere Kapazitäten allerdings arg überstrapazierte und zum anderen nicht mehr in Einklang mit der inklusiven Philosophie unseres Hauses war.

Die Lampion- und Licht-Installationen, die artistischen Performances und Konzerte der neuen »Nuit des Lampions« sind für ein begrenztes Publikum von zirka 500 Leuten pro Veranstaltungstag ausgelegt. Damit spreche ich eine weitere Neuerung an, denn die »Nuit« wird nicht mehr nur an einem einzigen Abend stattfinden, sondern über eine Dauer von drei Tagen.

Eine Art »soft opening« bildet hierbei der erste Tag mit der »Open-Air Expo«, bei der die Kunstinstallationen des Gartens im Mittelpunkt stehen sollen.

An den zwei anderen Tagen stehen Konzerte sowie Performances auf dem Programm, so dass die Kulturinteressierten sich für einen der beiden identischen Tage entscheiden können. Auf diese Art und Weise verhindern wir zudem eine zu große Menschenansammlung auf den Pfaden und Plätzen des »Jardin de Wiltz«. Mit dieser neuen Version wollen wir dann auch in Zukunft weitermachen.

 

Mit dem alten Feuerwehrgebäude »Brandbau«, das gänzlich renoviert wurde, besitzt COOPERATIONS einen eigenen Konzertsaal. Wie soll dieser zukünftig genutzt werden?

 

Das »Brandbau«-Gebäude erhielt im Covid-Jahr eine neue Bestimmung, zum einen als Künstlerresidenz, zum anderen als Workshop-Ort für kleine Gruppen wie zum Beispiel die »Kannersummer«-Aktivitäten, welche unter Anleitung von professionellen Kunstschaffenden durchgeführt werden.

Die kulturellen Events werden bis auf Weiteres in den Garten verlegt. Gewiss, der Brandbau soll ein kultureller Veranstaltungsraum bleiben. Er kann aber erst richtig wiederbelebt werden, wenn die Covid-Regeln fallen. Aber auch für die Zeit danach besteht die Idee darin, im Frühling und Sommer Konzerte usw. im Garten stattfinden zu lassen, was diesen insgesamt aufwertet, und in den kalten Monaten im »Brandbau«.

 

Wie soll es mit COOPERATIONS weitergehen? Welche Ziele haben Sie sich als neue Direktorin gesetzt?

 

Ich bin der Ansicht, dass die sozial-inklusive Seite von COOPERATIONS im Zusammenspiel mit der hier geleisteten Kulturarbeit einzigartig ist und in dieser Form nicht in den anderen Foyers und Kulturhäusern des Landes anzutreffen ist. Diese konkrete Philosophie muss erhalten bleiben und verstärkt werden. Die gelebte Inklusion könnte zum Beispiel im kulturellen Bereich noch ausgebaut werden. Auf umsichtige Art und Weise könnte dies durch eine noch bessere Verzahnung der innerbetrieblichen Strukturen realisiert werden. Diese Synergien gilt es dann, nach außen zu transportieren.

Erwähnen kann man in diesem Zusammenhang das »Jugendbüro«, das im partizipativ-politischen Bereich sehr viel Bewusstseins- und Aufklärungsarbeit bei den Jugendlichen in der Region leistet. Man könnte es aber noch mehr integrieren und mit den verschiedenen Bereichen verknüpfen, wie zum Beispiel mit dem Kulturbereich.

Auch auf Kinoebene wollen wir projektorientierter arbeiten, zum Beispiel anhand von Themenabenden, um Filmvorführungen mit Diskussionen über Inklusion, Politik, soziale Probleme und das Recht auf Kultur zu verbinden. Kurzum: Unser Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft.

Das Interview führte Alain Herman