Luxemburg02. März 2022

Die Welt ist nicht genug

Armeeminister präsentiert Luxemburgs erste Strategie zur militärischen Absicherung von SES-Satelliten und »Weltraumressourcen«

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Vier Tage vor dem Beginn des völkerrechtswidrigen NATO-Krieges gegen den souveränen europäischen Staat Jugoslawien im Jahr 1999 wies der mittlerweile dreimalige Pulitzer-Preisträger Thomas Friedman in einem außenpolitischen Kommentar der »New York Times« auf den Umstand hin, daß »die unsichtbare Hand des Marktes (…) niemals ohne seine Faust funktionieren (wird)«: »McDonald’s kann ohne McDonnell Douglas, den Erbauer der F-15, nicht florieren.«

Übertragen auf die hiesigen Verhältnisse könnte man sagen, wer mit SES in Betzdorf den größten Satellitenbetreiber der Welt beherbergt, und wer sich wie die luxemburgische Regierung aus DP, LSAP und Grünen in nicht allzu ferner Zukunft mit »Space Resources« eindecken will, der muß diese »Weltraumressourcen« auch militärisch absichern – bzw. im Falle des kleinen Luxemburg zu ihrer Absicherung im Rahmen des westlichen Kriegsbündnisses und der sich parallel zur NATO zu einer weiteren westlichen Militärmacht wandelnden EU beitragen.

Vor diesem Hintergrund sollte man die »erste Weltraum-Verteidigungsstrategie Luxemburgs« betrachten, die der olivgrüne Armeeminister François Bausch am Montagnachmittag vor Generalstabschef Steve Thull, weiteren hochrangigen Gästen vom Diekircher Herrenberg und der Presse präsentiert hat. Für unser tägliches Leben, »die Wirtschaft« und für »unsere Sicherheit« spiele der Weltraum eine immer wichtigere Rolle, sagte Bausch. Deshalb hat auch das westliche Bündnis seine Kriegsvorbereitungen mit seiner neuen Strategie »NATO 2030« nicht nur auf Rußland und China, sondern auch auf den Cyber- und den Weltraum ausgedehnt.

Bausch berichtete von einer Anfrage der NATO, den ersten luxemburgischen Militärsatelliten »GovSat-1«, der Ende Januar 2018 vom US-amerikanischen Cape Canaveral aus in eine geostationäre Umlaufbahn gebracht wurde, zur Gewährleistung einer sicheren Internetverbindung im ukrainischen Kriegsgebiet nutzen zu können. Die Absicherung der Satellitenkommunikation sei eines der Ziele der luxemburgischen »Weltraumverteidigungsstrategie«, das zweite sei die Erdbeobachtung »für militärische und zivile Zwecke«.

Der dazu bestellte Satellit »LUXEOSys« (»Luxembourg Earth Observation System)«, der im nächsten Jahr ins All geschickt werden soll, wird statt der im Sommer 2018 von der Chambermehrheit bereitgestellten 170 Millionen Euro nun mindestens doppelt so viel kosten. Drittes Ziel ist die Erkennung von Gefahren aus dem Weltall, insbesondere durch Weltraumschrott und erdnahe astronomische Objekte sowie Weltraumwetter-ereignisse. Hierzu habe Luxemburg 6,8 Millionen Euro in einen NATO-Fonds gesteckt, mit dem Minister Bausch zufolge eine Plattform zur sogenannten »Space Situational Awareness« aufgebaut werden soll.

Und schließlich gehe es um den Schutz »unserer Satelliten« vor »feindlichen Akten und Cyberattacken im und aus dem Weltall«, so der Armeeminister weiter. Auch könne man »den Partnern in der NATO und der EU« demonstrieren, daß Luxemburg ein »verläßlicher Partner« sei, und die Armee werde »attraktiver«, wenn sie anders als früher nun »hochqualifizierte Arbeitsplätze« schaffe.