Kaleidoskop21. Juni 2023

Himalaja-Gletscher schmelzen schneller als in vergangener Dekade

von dpa/ZLV

Der Klimawandel trifft auch die höchstgelegenen Erdregionen: Vier Fünftel des gegenwärtigen Gletschervolumens der Region Hindukusch-Himalaja könnte bis zum Jahr 2100 verschwunden sein, heißt es in einem am Dienstag in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu veröffentlichten Bericht des International Centre for Integrated Mountain Development (ICIMOD). Seit 2010 seien die Gletscher 65 Prozent schneller geschwunden als im Jahrzehnt zuvor. Auch die Schneedecke nehme ab.

Die Hindukusch-Himalaya-Region erstreckt sich über ein Gebiet von Afghanistan unter anderem über Indien, Nepal und China bis Myanmar. Absehbare Folgen des Eis- und Schneeschwunds sind wie in anderen Gletscherregionen auch zunächst öfter und stärker werdende Überschwemmungen und Erdrutsche. Auf längere Sicht ist Wassermangel talabwärts zu befürchten, da die Gletscher viele Flüsse speisen. Das Wasser aus den Bergen speist große Flüsse wie Ganges, Indus, Mekong und Jangtse.

Eis und Schnee der Region seien eine wichtige Wasserquelle für zwölf Flüsse in 16 asiatischen Ländern, die wiederum vielen Menschen Frischwasser zur Verfügung stellten, hieß es. »Zwei Milliarden Menschen in Asien hängen von dem Wasser der Gletscher und des Schnees hier ab«, sagte Izabella Koziell, die Vizechefin des International Centre for Integrated Mountain Development, laut einer Mitteilung zu dem Bericht. »Die Konsequenzen des Verlusts dieser Permafrostzone sind unabsehbar.«

Es müsse jetzt gehandelt werden, fordert Koziell: »Es gibt noch Zeit, diese wichtige Region zu retten, aber nur, wenn sofort schnelle und tiefgreifende Emissionskürzungen beginnen.« Die Chefin der International Cryosphere Climate Initiative (ICCI), Pam Pearson, sagte laut Mitteilung: »Das Eis reagiert viel schneller und unumkehrbarer auf den Temperaturanstieg als bisher angenommen.«

Der South Col-Gletscher des Mount Everest im Himalaja könnte schon bis Mitte des Jahrhunderts sein Eis verloren haben, schätzte ein Forschungsteam um Mariusz Potocki von der University of Maine schon im vergangenen Jahr im Fachblatt »Climate and Atmospheric Science«. Das dort über Jahrtausende angehäufte Eis schrumpft rapide, zeigten Analysen eines Bohrkerns aus gut 8.000 Metern Höhe.