Wie China das Virus besiegte
Während das Coronavirus ein Land nach dem anderen ins Chaos stürzt, Länder wie Italien und Spanien seit Tagen einem totalen Shutdown unterliegen und in Luxemburg der Notstand ausgerufen wurde, kehrt in China langsam wieder Normalität ein. Im bevölkerungsreichsten Land der Welt flachten sich die Ansteckungs- und die Sterblichkeitskurve wieder ab, mehrere Provinzen melden seit Wochen keine neuen Fälle mehr. Die Regierung ist zwar weiter vorsichtig und läßt einige Maßnahmen zur Kontrolle des Virus in Kraft, doch Gesellschaft und Wirtschaft werden langsam wieder hochgefahren.
Zur Antwort Chinas auf die mittlerweile zur Pandemie ausgewachsene Epidemie gehörte, in einem noch nie dagewesenen Umfang Dutzende Millionen Menschen unter strikte Quarantäne zu stellen. Bereits als die Zahl der Covid-19-Fälle in der Volksrepublik erst einige Hunderte betrug, wurden schnellstens sämtliche (!) Schulen, Universitäten, Fabriken, Einkaufszentren, Kultur- und Sportveranstaltungen geschlossen bzw. abgesagt.
Gleichzeitig wurden Ärzte, Krankenpfleger, Soldaten und Mitglieder der Kommunistischen Partei mobilisiert, um die Behandlung schwerer Fälle zu organisieren, Tests durchzuführen und medizinisches Material dorthin zu bringen, wo es am dringendsten gebraucht wurde. Im Rekordtempo wurden ganze Krankenhäuser errichtet, um den wachsenden Druck auf bestehende Spitäler zu nehmen.
Zuerst trat das neuartige Coronavirus in Wuhan – einer Stadt mit zehn Millionen Einwohnern – auf, von wo aus es sich auf andere Teile der Provinz Hubei ausbreitete. Dank des entschlossenen Kampfs gelang es der Regierung aber, eine Ausbreitung auf andere Provinzen zunächst zu verhindern.
Damit verschaffte China auch anderen Ländern weltweit mehrere Wochen, sich auf den Ausbruch vorzubereiten. Doch nicht alle Regierungen nutzten die gewonnene Zeit. Wirtschaftlich höher entwickelte europäische Länder und insbesondere die USA wurden mehr oder weniger unvorbereitet von der Coronakrise erfaßt, andere Länder wie der Iran, die seit Jahren einem mörderischen Sanktionsregime unterliegen, hatten wegen der USA-Sanktionen nicht die Mittel, ihre Gesundheitssyste vorzubereiten. Vor allem deshalb gab es im Iran bis Mittwoch 17.361 Infektionen
und 1.135 Tote.
Doch wie schaffte China, was ökonomisch höherentwickelte Länder nicht schafften? Ein wesentlicher Grund dafür liegt im »sozialistischen Weg chinesischer Prägung«, der seit der Revolution von 1949, die ein »Jahrhundert der Demütigungen« durch Kolonialismus und Imperialismus beendete, beschritten wird. Zum ersten Mal wurden Hunderte Millionen Chinesen geimpft, alphabetisiert und in Schulen und Universitäten unterrichtet. Tausende »Barfußärzte« schwärmten in ländliche Gegenden aus und brachten eine kostenlose medizinische Grundversorgung auch in die entlegensten Dörfer.
Bereits in der Mao-Ära verdoppelte sich die Lebenserwartung der Chinesen, und bis heute konnten fast 800 Millionen Menschen aus der Armut befreit werden. Zudem wurde vor neun Jahren das größte Sozialversicherungssystem der Welt eingeführt, das selbst die Weltbank »die größte Ausweitung des Sozialversicherungsschutzes in der Geschichte der Menschheit« nennt.
Nicht zu vergessen: Seit 2013 wurde die Zahl der Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohner in China von 3,31 auf 4,34 gesteigert, während sie unter anderem in Italien und Spanien wegen der von der EU auferlegten Austeritätsmaßnahmen seit 2008 kontinuierlich gesenkt wurde…
Oliver Wagner