Kaleidoskop31. Oktober 2023

Ein Schloß für die französische Sprache

von dpa/ZLV

Der französische Präsident Emmanuel Macron ist ein großer Liebhaber der Sprache Molières. Gerne überrascht er mit altmodischen Ausdrücken wie »croquignolesque«, was so viel wie lächerlich beziehungsweise absurd bedeutet. Oder »gallimatias« – verworrenes, konfuses Geschwätz. Mit der »Cité internationale de la langue française« hat Macron nun eines seiner großen Projekte realisiert: Das erste Museum für französische Sprache in einem königlichen Schloß. Am Montag fand die Einweihung statt.

Mit 210 Millionen Euro ist die internationale Cité der französischen Sprache das teuerste Projekt seiner bisherigen Amtszeit – nach der Restaurierung der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Dafür ließ er das Schloß von Villers-Cotterêts vollständig renovieren, ein ehemaliges Renaissance-Jagdschloß von König François I., das rund 70 Kilometer nordöstlich von Paris liegt. Morgen soll es für das breite Publikum öffnen.

Eine Standortwahl von starkem Symbolcharakter. François I. unterzeichnete im Jahr 1539 die bekannte »Verordnung«, wodurch in Frankreich Französisch anstelle von Latein zur Amtssprache für alle Verwaltungsakte des Königreichs wurde. Zudem ist die Gegend um den 10.000-Seelen-Ort die Heimat französischer Nationalschriftsteller wie Alexandre Dumas, Jean de La Fontaine und Jean Racine.

Auch das Schloß selbst hat eine bewegte Geschichte. Es diente als Militärkrankenhaus, Betteldepot und bis 2014 als Altersheim. Im Jahr 2018 beschloß Macron, das baufällige Gebäude wieder zu beleben. Es ist der französischen Sprache und den französischsprachigen Kulturen in all ihren Facetten gewidmet. Multimedia-Geräte illustrieren die Geschichte von Wörtern und Aussprache, interaktive Spiele testen Rechtschreibung und Sprachniveaus. Ein Teil des Schlosses ist Künstlerresidenzen gewidmet, Ausstellungen und Konzerten.

Die Sprache Molières, wie die Franzosen ihre Muttersprache nach dem gleichnamigen weltberühmten französischen Dramatiker nennen, wird in vielen ehemaligen Kolonien gesprochen. Sie ist Amtssprache in 29 Staaten und Arbeitssprache vieler internationaler Organisationen. Im November 2024 soll im Schloß von Villers-Cotterêts der Frankophonie-Gipfel stattfinden, der Staats- und Regierungschefs aus Ländern vereint, die durch die französische Sprache miteinander verbunden sind. Zuletzt fand der Gipfel vor 33 Jahren in Frankreich statt.