Kaleidoskop18. April 2024

Boeing-Ingenieur erhebt schwere Vorwürfe gegen USA-Konzern

von dpa/ZLV

Washington – Boeing muß sich scharfen Vorwürfen eines seiner Ingenieure stellen. Sam Salehpour warnte vor seiner Anhörung vor dem Senatsausschuß für Heimatschutz am Mittwoch, der Konzern müsse alle Jets seiner Modellserie »787 Dreamliner« weltweit aus dem Verkehr ziehen. Sie könnten wegen Lücken zwischen Rumpfteilen vorzeitig ausfallen, wiederholte Salehpour seine Kritik an der Montage der Flugzeuge am Dienstag (Ortszeit) in den Nachtnews des Senders NBC und warf Boeing vor, ihn trotz gegenteiliger Beteuerungen unter Druck zu setzen.

»Die gesamte weltweite Flotte braucht meiner Meinung nach Aufmerksamkeit. Und die Aufmerksamkeit besteht darin, daß man die Lücken überprüfen und sicherstellen muß, daß es kein Potential für ein vorzeitiges Versagen gibt«, sagte Salehpour dem TV-Sender. Der Ingenieur, der seit über zehn Jahren für den Konzern arbeitet, betonte dabei auch, von Boeing mit Vergeltungsmaßnahmen konfrontiert worden zu sein, unter anderem durch Drohungen und dem Ausschluß von Sitzungen, nachdem er Bedenken über Probleme mit den Lücken zwischen Rumpfteilen angesprochen habe.

»Ich bin vorgetreten und habe meinen Hals gestreckt«, sagte er auf NBC, »ich bin mit mir im Reinen. Denn dies wird vielen Menschen das Leben retten.« Im März hatte sich ein anderer Whistleblower, John Barnett, offenbar das Leben genommen. Auch er hatte schwere Mängel bei Boeing-Jets angeprangert.

Die Luftfahrtbehörde der USA untersucht die Behauptungen des Ingenieurs, laut dem Boeing die Herstellung der 787 beschleunigt habe, um Produktionsengpässe zu vermeiden, und dabei Sicherheits- und Qualitätsprobleme ignorierte. Zum Beispiel seien die Rumpfteile nicht ordnungsgemäß zusammengefügt worden. Auch beim Modell 777 gebe es Probleme, so Salehpour.

Vor mehr als zehn Jahren feierte sich Boeing noch dafür, besonders schnell bei der Montage der 787 zu sein. Der erste »Dreamliner«, der mit einer Rate von zehn Stück pro Monat gebaut wurde, sei ein »Meilenstein«. Schon damals kritisierten Mitarbeiter das hohe Tempo bei der Produktion. Der Konzern kämpft mit einer schweren Krise, seit ein Teil der Außenwand einer »737-Max« im Januar mitten im Flug herausgefallen war. Seither werden neue Fragen über die Produktion seines meistverkauften Verkehrsflugzeugs aufgeworfen.

Konzernchef Dave Calhoun und Verwaltungsratspräsident Larry Kellner hatten im März ihren Rücktritt bekanntgegeben. Zuvor hatten sie versucht, Regulierungsbehörden, Fluggesellschaften und Passagiere zu beruhigen.