Ausland18. Januar 2022

Weltweite Ungleichheit wächst

Oxfam-Studie: Seit Beginn der Pandemie leben weitere 160 Millionen Menschen in Armut

von dpa/ZLV

Die Coronapandemie hat soziale Ungleichheiten weiter verschärft. Während sich das Vermögen der zehn reichsten Milliardäre auf insgesamt 1,5 Billionen US-Dollar verdoppelt habe, lebten mehr als 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut, heißt es in einem Bericht, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam kurz vor Beginn einer digitalen Konferenz des Weltwirtschaftsforums vorstellte.

Das Vermögen aller Milliardäre weltweit sei um fünf Billionen US-Dollar gestiegen, das sei ein größerer Zuwachs als in den 14 Jahren vor der Pandemie zusammen. Generell hätten Konzerne »Rekordgewinne« erzielt.

Bereits vor der Coronakrise im Jahr 2019 lebte fast die Hälfte aller Menschen unterhalb der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von 5,50 US-Dollar pro Tag. Heute sind es laut Oxfam 163 Millionen Menschen mehr. Vor allem Frauen haben Arbeit und Einkommen verloren. Allein im Jahr 2020 beliefen sich ihre Verluste auf mindestens 800 Milliarden US-Dollar. Auch Mädchen sind noch mehr benachteiligt als vor der Pandemie: Über 20 Millionen mehr als vor der Pandemie werden nie wieder eine Schule besuchen.

Mittlerweile seien über drei Milliarden Menschen zweifach gegen Covid-19 geimpft, doch nur rund neun Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen habe mindestens eine Impfdosis erhalten, kritisierte Oxfam: »Millionen Menschen, die hätten gerettet werden können, sind wegen der ungerechten Impfstoffverteilung an der Pandemie und ihren Folgen gestorben.« Die Impfstoffe müßten als öffentliches Gut behandelt werden, auch weil Regierungen ihre Entwicklung mit viel Steuergeld gefördert hätten.

Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland, kommentierte: »Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch. Regierungen haben Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil ist bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitieren. Während ihr Vermögen so schnell wächst wie nie zuvor und Einige Ausflüge ins All unternehmen, hat die weltweite Armut drastisch zugenommen.«

Von der deutschen Regierung fordert Oxfam Deutschland, Konzerne und sehr Vermögende stärker in die Verantwortung zu nehmen. So müsse die Vermögensteuer wieder eingeführt werden und es brauche eine einmalige Abgabe auf sehr hohe Vermögen. Der Patentschutz für Covid-19-Impfstoffe müsse ausgesetzt werden.

In dem anläßlich der »Davos Agenda« des Weltwirtschaftsforums veröffentlichten Bericht fordert Oxfam von den Regierungen, Konzerne und Superreiche zur Finanzierung sozialer Grunddienste stärker zu besteuern und für globale Impfgerechtigkeit zu sorgen. Zudem bräuchte es laut der Hilfsorganisation ein »grundlegend anderes Wirtschaftssystem«, dessen handlungsleitendes Prinzip nicht der Profit, sondern das Gemeinwohl ist.