Ausland05. Oktober 2022

Antifaschistische Karawane startet zwei neue Kampagnen – Ein Gespräch mit David Cacchione von Banda Bassotti

Die Brüder Kononowitsch sind nicht allein

von Melina Deymann

Die Antifaschistische Karawane engagiert sich seit 2014 für die Volksrepubliken des Donbass. Sie reisen mehrmals im Jahr in die Republiken, um dort nicht nur materielle Solidarität zu leisten. In den beiden nun von ihr ausgerufenen Projekten geht es um die Sammlung von Spenden für Schulmaterial für Waisenhäuser in den Volksrepubliken und um den Kampf für die Freilassung der Brüder Kononowitsch. Der Vorsitzende des Leninschen Komsomol der Ukraine und sein Bruder wurden wenige Tage nach dem Einmarsch Rußlands in die Ukraine vom ukrainischen Geheimdienst verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, Spione und »Propagandisten« zu sein. Sie wurden bei der Festnahme verletzt und sind im Gefängnis Folter ausgesetzt. Gegen sie findet momentan ein Schauprozeß statt, an dem weder die Brüder noch ihr Rechtsanwalt regelmäßig teilnehmen dürfen. Die deutsche kommunistische Wochenzeitung »unsere Zeit« sprach mit David Cacchione von der italienischen Skapunk-Band Banda Bassotti, die die Antifaschistische Karawane gegründet hat, über die Kinder des Donbass und darüber, was wir jetzt für die Freilassung der Brüder Kononowitsch tun können. Wir dokumentieren das Interview in voller Länge.

2014 habt ihr die Antifaschistische Karawane gegründet, zur Unterstützung der Menschen in den damals noch jungen Volksrepubliken des Donbass. Jetzt habt ihr die Karawane wieder einberufen und wurdet – genau wie wir – von den angekündigten Referenden überrascht. Was bedeuten die Abstimmungen deiner Meinung nach für die Zukunft der Volksrepubliken?

Als wir die Antifaschistische Karawane gründeten und organisierten, wußten wir, daß die einzige Chance für die Republiken darin bestand, sich der Russischen Föderation anzuschließen. Jetzt, inmitten des Konflikts zwischen den USA und der NATO auf der einen und Rußland auf der anderen Seite, ist das Referendum die einzige Möglichkeit, die Republiken zu verteidigen. Es ist inzwischen allgemein bekannt, daß die Ukraine mit NATO-Waffen und Technologie kämpft. Daß USA-Satelliten die Koordinaten an die ukrainische Armee übermitteln. Daß Tausende von NATO-Söldnern gegen Rußland kämpfen. Daß Offiziere der NATO auf ukrainischem Boden gegen Rußland kämpfen. Die Territorien der Republiken müssen Teil Rußlands werden! Rußland muß sich gegen die NATO-Aggression verteidigen. Es gibt keine anderen Möglichkeiten.

Die Karawane hat zwei neue Kampagnen ausgerufen: zum einen die Sammlung von Geld- und Sachspenden für die Waisenhäuser der Volksrepubliken, mit denen ihr seit Langem eng verbunden seid, und zum anderen eine politische Kampagne für die Freiheit der Brüder Kononowitsch, die in der Ukraine im Gefängnis sitzen. Warum passen die beiden Kampagnen, die auf den ersten Blick so unterschiedlich erscheinen, zusammen?

Wir glauben, daß die Zukunft der Kinder die Zukunft des Donbass ist. Die Unterstützung und Hilfe für den Donbass und die ukrainischen Antifaschisten, die ukrainischen Kommunisten, sind zwei Seiten desselben Kampfes. Das Verbot der Kommunistischen Partei in der Ukraine ist eine Form des Faschismus, die wir seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Die europäischen Regierungen sehen die undemokratischen Gesetze nicht, die die ukrainische Regierung gegen ihr eigenes Volk anwendet.

Du sagst, die Kinder sind die Zukunft des Donbass. Hat das Leiden der Kinder im Donbass seit Februar zugenommen? Ist ihr Leben mehr bedroht als vor dem Kriegseintritts Rußlands?

Es ist wirklich schwer, die ganze Zeit unter den Bomben zu leben. Und jetzt, wo die Bombardierungen zugenommen haben, ist es sehr gefährlich, viele Kinder an einem Ort unterzubringen. Wir unterstützen einige Waisenhäuser schon seit Jahren und in dieser Zeit haben wir es immer für sehr wichtig gehalten, ihnen unseren Trost zukommen zu lassen. Viele Schulen und viele Kinder sind nach Rußland geschickt worden. So können sie weiter lernen.

Michail und Alexander Kononowitsch sind führende Mitglieder des Leninschen Komsomol der Ukraine. Warum, glaubst du, werden Kommunistinnen und Kommunisten vom ukrainischen Regime besonders verfolgt? Was können wir hier konkret für ihre Freilassung tun?

Zunächst ist es sehr wichtig, ihre Situation bekannt zu machen. Die Brüder Kononowitsch sind nicht allein, viele Genossinnen und Genossen aus der ganzen Welt unterstützen ihren Kampf. Leider sind die Brüder nur zwei von Tausenden von Kommunistinnen und Kommunisten, Antifaschistinnen und Antifaschisten, die seit 2014 verhaftet, gefoltert oder auf der Straße verprügelt wurden. Wenn man ihre Verhaftung, ihre Folter und ihre Inhaftierung ohne jegliche Beweise betrachtet, dann ist das ein Zeichen für das völlige Fehlen von Demokratie in der Ukraine.

Das Europa der Mächtigen sieht das Verbot der kommunistischen und anderer politischer Parteien in der Ukraine nicht. Diese Nachricht erreicht die Menschen nicht. Fast alle Medien sind in den Händen des Imperialismus und es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um das Gesicht des Faschismus in der Ukraine bekannt zu machen. Alles, was in der Ukraine geschieht, wird auch von der Regierung unserer Länder bezahlt und unterstützt. Mit unserem Geld. Mit unseren Steuern. Wir müssen uns diesem von der NATO und der USA-Regierung gewollten Krieg widersetzen.