Kaleidoskop13. August 2025

Beobachtungen zeigen: Wale und Delfine spielen miteinander

von dpa/ZLV

Brisbane – Der Ozean ist zwar riesig, doch manchmal kreuzen sich die Wege seiner Bewohner – zum Beispiel die von Walen und Delfinen. Eine Studie von Forschern der australischen Griffith University liefert nun neue Einblicke, wie diese Begegnungen ablaufen.

Olaf Meynecke, Walforscher und Leiter des Whales & Climate Program, sowie Co-Autorin Olivia Crawley haben Fotos und Videos aus dem Internet ausgewertet, zum Beispiel Aufnahmen von Tourveranstaltern, von Hobbyfotografen und auch von Wissenschaftlern. So wurden 199 Begegnungen zwischen 19 Bartenwal- und Delfinarten in 17 Ländern analysiert. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin »Discover Animals« veröffentlicht.

Die zentrale Erkenntnis: In etwa einem Viertel der Fälle handelt es sich um eine positive gegenseitige Interaktion – spielerisch oder freundlich, nicht einseitig oder störend. Besonders bei Buckelwalen, die als sehr sozial gelten, zeigt sich das in der Körpersprache: Sie rollen sich auf die Seite, präsentieren ihren Bauch oder nähern sich langsam den Delfinen. »Da wird durchaus ein gewisses Interesse bekundet«, sagte Meynecke dpa.

Meist sind es die Delfine, die die Wale aufsuchen – besonders oft in der Nähe des Kopfes. »Die Vermutung ist, daß die Delfine in Sichtweite der Wale bleiben, um von ihnen gesehen zu werden«, erklärte Meynecke. »Die Tiere können sich bereits über Geräusche wahrnehmen, aber die visuelle Wahrnehmung scheint ebenfalls von Interesse zu sein.«

Dank moderner Technik – unter anderem Kameras, die an den Walen befestigt werden – konnten die Forscher beobachten, daß Delfine den Walen manchmal bis auf den Meeresboden folgen und dabei auch Augenkontakt halten. Gleichzeitig genießen die Delfine es von Zeit zu Zeit an der Seite des Wales mitzureiten – weniger als Transportmittel, sondern eher ein spielerisches Verhalten, das ihnen offenbar Freude bereitet. »Es macht ihnen eindeutig Spaß, die Druckwelle des Wals zu nutzen, ähnlich wie Menschen beim Wellenreiten«, so Meynecke.

Doch das Zusammenspiel ist nicht immer harmonisch: Bei Nahrungskonkurrenz können Wale mit Schwanzschlägen signalisieren, daß sie Abstand wünschen. In dem Fall ist der Bedarf nach Gesellschaft gering. Begegnungen dieser Art kamen jedoch vergleichsweise selten vor. Delfine scheinen besonders dann Interesse zu zeigen, wenn es unter den Walen zu Auseinandersetzungen kommt. Laut den Forschern bleiben die Delfine besonders dann in der Nähe, wenn viel passiert – zum Beispiel, wenn Wale miteinander kämpfen oder Kälber dabei sind. Dann beobachten die Delfine die Szenen sehr genau, ohne sich einzumischen.

Auch wenn viele Begegnungen neutral ausfielen, reagierten Wale oft positiv auf ihre neugierigen Gefährten – ein Zeichen, daß sie das Zusammensein genießen. Warum sich die Tiere so begegnen, ist noch nicht vollständig geklärt. »Es könnte tatsächlich Unterhaltung sein«, sagte Meynecke und weist darauf hin, daß Buckelwale schon öfter beobachtet wurden, wie sie mit Seetang spielen und ihn auf ihrem Kopf balancieren – was mitunter als Ausdruck von Kreativität und Spaß gewertet wird.

Eine Theorie: Interaktionen mit Delfinen stellen eine Form von sozialem Spiel dar, das Kreativität fördern. »Wie auch beim Menschen braucht das Gehirn gerade bei intelligenten Wesen Phasen der Kreativität«, erklärt Walforscher Meynecke. Dieses Spiel könnte damit eine Funktion für die sozialen und kognitiven Fähigkeiten der Meeressäuger erfüllen.