Wie kam es zum Internationalen Frauentag?
Clara Zetkin und der Kampf für Gleichberechtigung, Emanzipation, internationale Solidarität und Frieden
Der Internationale Frauentag ist untrennbar verbunden mit dem Namen einer Frau verbunden, die ganz einfach nicht aus der Geschichte der Frauenbewegung wegzudenken ist: Clara Zetkin.
Auf dem II. Internationalen Kongress der Sozialdemokratischen Frauen im August 1910 in Kopenhagen beantragten Clara Zetkin und Käte Duncker, einen Kampftag für die Rechte der Frauen einzuführen.
»Brot und Rosen«
Durch diese Initiative erhofften sich die Aktivistinnen den außerparlamentarischen Druck für die Durchsetzung von Frauenrechten zu erhöhen. Dabei ging es in erster Linie um das uneingeschränkte Frauenwahlrecht als Ausdruck für die politische Emanzipation der Frauen und um soziale Rechte. Dazu gehörten Arbeiterinnenschutz, soziale Fürsorge für Mutter und Kind, die Gleichbehandlung von ledigen Müttern, die Bereitstellung von Kindergrippen und Kindergärten, freie Schulmahlzeiten und Lehrmittelfreiheit und die internationale Solidarität. Ein Datum für den weltweiten Frauentag wurde in Kopenhagen noch nicht festgelegt. Inspiriert wurden die politischen Forderungen auch durch die Demonstrationen und Streiks der Textilarbeiterinnen von 1858 in den USA. Sie hatten kürzere Arbeitszeiten, bessere Wohn- und Lebensbedingungen, aber vor allem besseren Lohn, der weit unter dem der Männer lag, gefordert.
Am 19. März 2011 wurde der Internationale Frauentag in verschiedenen Ländern begangen, so in Deutschland, Dänemark, Österreich, in der USA und der Schweiz.
1912 entstand auch das Lied »Brot und Rosen«, das die 14.000 Textilarbeiterinnen in Massachusetts sangen, als sie gegen die elenden Arbeitsbedingungen, eine weitere Senkung der Hungerlöhne und Kinderarbeit streikten.
Am 8. März 1917 demonstrierten in Petrograd erstmals Arbeiterinnen, Soldatenfrauen und Bäuerinnen gemeinsam gegen Hunger und Krieg.
Diese Bewegungen hatten auch Einfluss auf das Wahlrecht für Frauen in der Welt, darunter auch Luxemburg, wo 1919 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen in der Abgeordnetenkammer gestimmt wurde.
Auf der II. Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 wurde der 8. März einstimmig als Datum für den Frauentag festgelegt, der von da an einheitlich in der ganzen Welt stattfinden sollte.
Um das möglich zu machen, waren von Clara Zetkin, die inzwischen als kommunistische Frauenrechtlerin und Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands in ganz Europa bekannt war, ihren Mitstreiterinnen im Laufe der Jahre viel Arbeit und Überzeugungskraft notwendig.
Doch mit dem 8. März war es in Deutschland vorbei, als das Groß- und Finanzkapital Hitler 1933 an die Macht brachten. Die fortschrittlichen Frauenorganisationen, die zuvor den Internationalen Frauentag als Kampftag gegen Faschismus und Kriegsgefahr genutzt hatten, wurden verboten. Und die Nazis führten den »Muttertag« ein, der die Niederlage des Hitlerfaschismus überdauerte.
Die «Union des Femmes
Luxembourgeoises» und der 8. März
In der Tradition von Clara Zetkin und der kommunistischen Frauen in Luxemburg, die bereits während der 1930er Jahre den Internationalen Frauentag begangen hatten, wurde am 25. Februar 1945 die die »Union des Femmes Luxembourgeoises« (UFL) gegründet. Sie beging ab 1945 Jahr für Jahr den Internationalen Frauentag und nutzte dies während der nachfolgenden Jahrzehnte, um ihre Forderungen für die Gleichberechtigung der Frau zu stellen, internationale Solidarität zu üben, zum Beispiel mit den vietnamesischen Frauen, als die USA Vietnam in die Steinzeit zurückbomben wollten, und sich für atomare Abrüstung einzusetzen.
1983: Sechs
Frauenorganisationen stellen gemeinsame Forderungen
Auf Initiative des »Mouvement de Libération des Femmes« beschlossen 1983 sechs Frauenorganisationen, darunter die UFL, den Internationalen Frauentag zusammen zu begehen.
Ihr Forderungskatalog umfasste sowohl frauenspezifische Themen, zum Beispiel gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit und die Vollrente für Witwen, als auch allgemeine Forderungen: die 35-Stundenwoche ohne Lohnausfall, die Wiederherstellung der automatischen Indexanpassung der Löhne und Renten, genügend Kindertagesstätten, aber auch die Bestrafung von sexueller Aggressionen und Nötigungen sowie eine drastische Kürzung der Militärausgaben.
Weitere gemeinsame Veranstaltungen der Frauenorganisationen folgten sporadisch. Erst im Jahre 2000 erhielt die luxemburgische Frauenbewegung neuen Auftrieb: Auf dem Weltmarsch der Frauen in Brüssel manifestierten mehr als 40.000 Frauen aus der ganzen Welt, gegen Armut und Gewalt, für Chancengleichheit und bessere Lebensbedingungen, unter ihnen 60 Frauen aus Luxemburg, die 16 Frauenorganisationen repräsentierten.
»Si je veux«,
CID-Femmes, JIF
Im Jahre 2010 fand eine öffentliche Kundgebung des Kollektivs »Si je veux – pour l`autodétermination de la femme« vor der Abgeordnetenkammer statt. Eine Petition forderte die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Insgesamt wurden 3.253 Unterschriften gesammelt.
Am 8. März 2012 fand vor der Abgeordnetenkammer eine Manifestation mit der Beteiligung von 16 Frauenorganisationen statt. Auf Initiative der CID-Femmes war das Motto der Aktionsplattform: »100 Joer Internationale Fraendag – 2011 so aktuell wéi 1911«.
In den Jahren danach nahm die Aktionsplattform JIF die Vorbereitung des Internationalen Frauentages in die Hand. Es wurden Manifestationen organisiert und zu jeweils aktuellen Problemen der Frauen Stellung genommen.
Ein breites Bündnis von Frauenorganisationen ermöglichte es, den Forderungen verstärkt Nachdruck zu verleihen.
Diesem Ziel dient auch der »Frauenstreik« der in diesem Jahr zum zweiten Mal hierzulande stattfindet.
Der Kampf der Vorkämpferinnen für den Internationalen Frauentag und die Gleichberechtigung, darunter Clara Zetkin, können unserem heuten Einsatz für Gleichberechtigung und Emanzipation, internationale Solidarität und Frieden immer noch Impulse geben.
Clara Zetkin: »Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschheitsgeschlechts wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in einer sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeiter in den Vollbesitz ihrer Rechte kommen«.