Gewerkschaften wollen neuem Bankenkollektivvertrag zustimmen
OGBL, LCGB und Aleba betonen Gewerkschaftseinheit im Bankensektor
Nach fast einjährigen zähen Verhandlungen mit dem Patronatsdachverband ABBL haben die im Finanzsektor aktiven Gewerkschaften OGBL, LCGB und Aleba am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in der Chambre des salariés erklärt, sie würden ihren jeweils zuständigen Gremien empfehlen, dem ausgehandelten neuen Kollektivvertrag für ca. 25.000 Schaffende zuzustimmen. Dies könne noch in diesem Monat geschehen. Rückwirkend zum 1. Januar 2024 hätte der neue Bankenkollektivvertrag eine Laufzeit bis Ende 2026.
Die drei Verhandlungsführer auf Gewerkschaftsseite – Sylvie Reuter für den OGBL, Maria-Helena Macedo für den LCGB und Roberto Mendolia für die Aleba – räumten auf der Pressekonferenz unumwunden ein, sie hätten der Banken- und Bankiersvereinigung ABBL in »außergewöhnlich zähen Verhandlungen« empfindliche Zugeständnisse gemacht, doch wichtig sei die in den vergangenen Monaten erreichte Gewerkschaftseinheit im Bankensektor, die die Salariatsvertreter angesichts neuer Strategien des Patronats »unbedingt beibehalten« müßten.
Aleba-Präsident Roberto Mendolia sprach von einem Trend weg von Universalbanken, der verstärkten Rekrutierung von Spezialisten sowie der fortschreitenden Digitalisierung und dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Finanzsektor. Das könne manchen Marktbeobachtern zufolge »in den nächsten zehn bis 15 Jahren« dazu führen, »daß die Personaldecken der hiesigen Banken um bis zu 50 Prozent kleiner werden«. In jedem Fall nähmen die Ungewißheiten für Bankmitarbeiter zu. Die meisten der 120 Banken am hiesigen Finanzplatz werden aus dem Ausland gesteuert.
Deshalb, so Sylvie Reuter, sei es wichtig für die Gewerkschaften, bei den nächsten Verhandlungen zur Erneuerung des Kollektivvertrags an ihren Forderungen, die dieses Mal nur zum Teil durchgesetzt werden konnten, sowie am geschlossenen Auftreten der Gewerkschaften und der verschiedenen Beschäftigtengruppen gegenüber dem Patronat festzuhalten.
Nachdem OGBL, LCGB und Aleba angesichts der Rekordprofite der Banken in den Jahren 2022 und 2023 mit der Kernforderung nach einer linearen Lohnerhöhung für alle im Sektor Schaffenden um vier Prozent in die Verhandlungen mit der ABBL gegangen waren, kam nach nicht weniger als 13 Verhandlungstagen unter anderem heraus, daß zumindest die Anfangsgehälter um bis zu vier Prozent steigen sollen, daß die langjährigen Mitarbeitern gezahlte »Prime de fidélité« um bis zu fünf Prozent angehoben wird und daß alle Schaffenden nun Anrecht auf mindestens 16 Stunden Weiterbildung pro Jahr haben.
Während der schon im September 2023 aufgenommenen Kollektivvertragsverhandlungen hatte die Gewerkschafts- der Patronatsseite vorgeworfen, »alles andere als lösungsorientiert« zu sein und »arrogant« aufzutreten. Auch sei ständig versucht worden, sowohl die drei Gewerkschaften, als auch die unterschiedlichen Beschäftigtengruppen »gegeneinander auszuspielen«. Beides sei von den Salariatsvertretern vereitelt worden.