Kaleidoskop15. Dezember 2023

Nach 40 Jahren: Gefälschte Hitler-Tagebücher im Bundesarchiv

von dpa/ZLV

40 Jahre nach Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher sind die Kladden an das deutsche Bundesarchiv in Koblenz (Rheinland-Pfalz) übergeben worden. Das teilte am Donnerstag der Bertelsmann-Konzern mit. 1983 hatte das Magazin »Stern« des Hamburger Verlags Gruner + Jahr vermeintliche Tagebücher von Adolf Hitler veröffentlicht, die sich wenige Tage später als Fälschung erwiesen. In der BRD war es einer der größten Presseskandale.

Dem Bundesarchiv seien 52 Kladden übergeben worden, hieß es. Sie sollen nach einer archivarischen Bestandsaufnahme digitalisiert und gemäß Bundesarchivgesetz in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden. Zwei Kladden befinden sich darüber hinaus in Ausstellungen im Haus der Geschichte in Bonn, drei im Polizeimuseum Hamburg und eine bei der Fondation Cartier in Paris.

Einer Mitteilung zufolge sagte Bundesarchivpräsident Michael Hollmann, die gefälschten Tagebücher hätten in den 80er Jahren das Potential besessen, die brutalen Verbrechen des »Nationalsozialismus« zu verharmlosen. »Es ist gut, daß die Zeugnisse dieses schwierigen Kapitels bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte nun im Bundesarchiv gesichert und im Kontext der authentischen Quellen als Fälschungen kenntlich gemacht werden können.«

Bertelsmann-Konzernchef Thomas Rabe betonte, mit der Übergabe sei die fachgerechte Archivierung der Kladden sichergestellt. »Sie eröffnet zudem die Möglichkeit für einen transparenten, wissenschaftlichen und unabhängigen Umgang mit den gefälschten Tagebüchern.«

Die Kladden seien Anfang Dezember von einem Kleintransporter nach Koblenz gebracht worden, sagte ein Bertelsmann-Sprecher. Die Bände lagen demnach jahrzehntelang bei Gruner + Jahr, dann für wenige Wochen in Panzerschränken bei Bertelsmann und wurden dort archivarisch erfaßt. »Wir sind sehr froh, daß das Bundesarchiv jetzt die Kladden hat. Dort gehören sie hin, dort können sie aufbewahrt und archivarisch zugänglich gemacht werden.«