Leitartikel06. Dezember 2022

Der unsichtbare Krieg

von

Der Krieg in der Ukraine wird an mehreren Fronten geführt – eine der wichtigsten scheint zur Zeit die Propaganda-Front zu sein. Die Waffen dieser Front reichen von Berichten über »Erfolge« der »tapferen Verteidiger der Freiheit« bis zu täglichen tränenreich ausgemalten Darstellungen von »Kriegsverbrechen der russischen Aggressoren«.

Während die ukrainischen »Erfolge« an der Front vor allem der Phantasie von PR-Agenturen in Washington und London entspringen, wird bei dem Wehklagen über »russische Kriegsverbrechen« geflissentlich »vergessen«, daß die gezielte Zerstörung der Infrastruktur samt Energieversorgung vor 23 Jahren als »gerechtfertigt« dargestellt wurde. Als nämlich im Jahr 1999 die NATO den ersten Angriffskrieg auf europäischem Territorium führte, um die Föderative Republik Jugoslawien mit Waffengewalt zu zerschlagen, erklärte der damalige NATO-Sprecher bei einem seiner täglichen Briefings vor Journalisten, Angriffe auf die Energieversorgung seien erforderlich, um die serbischen Truppen manövrierunfähig zu machen.

Der Propagandakrieg läuft seit den finstersten Tagen des Kalten Krieges nach dem Prinzip »Wir sind die Guten – was wir tun ist gut«. Tatsächlich diente dieser Krieg an der unsichtbaren Front stets dem Ziel, jeglichen Widerspruch oder gar Widerstand an der »Heimatfront« einzudämmen und möglichst ganz auszuschalten. Damals wie heute stehen die Gewinner und Verlierer fest. Während Banken und Konzerne dicke Profite scheffelten und heute wieder scheffeln, müssen die Lohnabhängigen, die Rentner und die Jugendlichen dafür zahlen.

Die nach Schätzungen mehr als 20 Millionen Toten der USA-Kriege in aller Welt seit 1945 werden in den Medien nicht thematisiert, dafür wird aber mit Eifer nach einzelnen Opfern der russischen Angriffe in der Ukraine gesucht. Über die 15.000 Todesopfer des im Jahr 2014 begonnen Krieges des Kiewer Regimes im Donbass wird der Mantel des Schweigens ausgebreitet, ebenso wie über die Erschießung russischer Kriegsgefangener durch ukrainische Faschisten.

All das dient dazu, »Rechtfertigungen« zu verbreiten für all die Opfer, die der Bevölkerung in den Ländern des »Westens« abverlangt werden, die keinesfalls danach gefragt wird, ob sie diesen Krieg überhaupt unterstützen will. Uns wird eingeredet, es gehe um »unsere Werte« und »unsere Freiheit«. Dafür sollen wir beim Heizen und beim Essen sparen, täglich wachsende Preise für fast alle Dinge des täglichen Lebens ertragen, der galoppierenden Inflation, dem Verlust der Kaufkraft und der Ausdehnung des Schuldenberges vieler Menschen widerspruchlos und tatenlos zuschauen. Der Krieg in der Ukraine wird »unsichtbar« auch gegen die Menschen in Luxemburg geführt.

Wir Kommunisten haben niemals verheimlicht, daß wir in dem Krieg in der Ukraine nicht Partei ergreifen für eine der Seiten, sondern bedingungslos Partei ergreifen für eine friedliche Lösung des Konflikts durch Verhandlungen ohne Vorbedingungen. Es ist daher bizarr, wenn in der Nacht zum Samstag unser Büro in Esch mit einem Plakat »verziert« wurde, auf dem – in englischer Sprache – vor der »Roten Gefahr« gewarnt und aufgefordert wird, »verdächtige kommunistische Aktivitäten« zu melden.

Die Absichten der Kommunisten sind seit der Veröffentlichung des »Manifests der Kommunistischen Partei« im Jahr 1848 bestens bekannt. Dort kann man auch nachlesen, daß die »Rote Gefahr« keine Gefahr ist für die Lohnabhängigen, die ihren Lebensunterhalt mit ihrer Hände Arbeit verdienen.