Kaleidoskop26. April 2023

Chico Buarque nimmt Camões-Literaturpreis entgegen

von dpa/ZLV

Lissabon – Rund vier Jahre nachdem ihm der Preis zuerkannt wurde, hat der brasilianische Musiker, Schriftsteller und Dramaturg Chico Buarque den Camões-Preis, die höchste literarische Auszeichnung der portugiesischsprachigen Welt, entgegen genommen.

Der damalige rechte brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hatte sich geweigert, die für die Verleihung des Preises an den Künstler erforderlichen Dokumente zu unterzeichnen. »Es tröstet mich, daß der Ex-Präsident die seltene Höflichkeit besaß, die Urkunde meines Camões-Preises nicht zu beschmutzen«, sagte Chico Buarque nun in seiner Rede in Anwesenheit von Brasiliens Präsident Lula da Silva, der in Portugal zu Gast ist.

Der aus Rio stammende Chico Buarque sang einst politische Lieder gegen die Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985) und wurde 1966 auch international mit dem Stück »A Banda« berühmt. Er schrieb auch Theaterstücke, etwa 1978 die »Ópera do Malandro«, eine Version von Brechts Dreigroschenoper, sowie mehrere Romane.

In »Mein deutscher Bruder«, 2016 auf Deutsch erschienen, erzählt er, wie er auf ein jahrzehntealtes Familiengeheimnis stieß: Er hatte einen Halbbruder in der DDR, den Sänger Sérgio Günther (1930-1981). Buarque erfuhr dies erst lange nach dessen Tod.

Der mit 100.000 Euro dotierte Preis ist nach dem portugiesischen Dichter Luís de Camões (1524-1580) benannt, Autor des Nationalepos »Die Lusiaden«. Er wird nach einem Übereinkommen zwischen Portugal und Brasilien seit 1989 alljährlich abwechselnd in einem der beiden Länder für das Gesamtwerk eines portugiesischsprachigen Autors vergeben.