Luxemburg08. März 2022

8. März – Internationaler Frauentag

Gemeinsam für mehr Rechte

von ZLV

Nach ziemlich genau zwei Jahren Zwangspause – der bisher letzte Solidaritätsbasar fand unmittekbar vor den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie statt – konnte die UFL in diesem Jahr wieder zu einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag einladen. Für einen neuen Basar im größeren Rahmen fehlte die Zeit, aber die Einladung zu einem Freundschaftsessen am Samstag im Bistro von Anita in Esch/Alzette wurde von so vielen Frauen und auch Männern befolgt, daß kein einziger Stuhl frei blieb.

UFL-Präsidentin Irène Bigler wies darauf hin, daß wieder einmal ein Frauentag in Zeiten eines Krieges begangen wird, eines Krieges, den auch die UFL aus tiefstem Herzen ablehnt. In diesem Zusammenhang erklärte Irène Bigler, daß die UFL seit den Tagen ihrer Gründung stets für den Frieden und die internationale Kooperation eingetreten sei, und sich in all den Jahren ihres Bestehens für die Opfer von Kriegen eingesetzt hat. Eine besondere Rolle spielte dabei das Engagement der Luxemburger Frauen für die Opfer des Krieges der USA gegen das Volk von Vietnam. Aus dieser Tradition heraus erklärt sich auch, daß die UFL in der Gegenwart und auch in der Zukunft eine Organisation ist, die den Kampf um die volle Gleichberechtigung der Frau immer mit dem Kampf um die Durchsetzung der Menschenrechte, gegen Armut und Gewalt verbinden wird.

Unmittelbar vor dem heutigen Frauenstreik hatte die UFL als Vertreterin der Plattform »Journée Internationale des Femmes« (JIF) Milena Steinmetzer eingeladen, die interessante Ausführungen zur Geschichte des Internationalen Frauentages zu berichten wußte. Sie verband ihre Ausführungen mit der Erläuterung der Probleme, denen sich die Frauen hierzulande tagtäglich gegenüber sehen, und den Forderungen, die beim Frauenstreik im Mittelpunkt stehen.

Da geht es zunächst um Lohngleichheit. Frauen bekommen sieben Prozent weniger Lohn als die Männer, was bedeutet, daß Frauen ab dem 5. Dezember bis zum Ende des Jahres »gratis« arbeiten im Vergleich zu den Männern. Dazu kommt, daß Frauen sechsmal so oft in Teilzeit arbeiten (36 Prozent zu sechs Prozent der Männer), dies tun sie zum Großteil wegen familiärer Verpflichtungen. Wer Teilzeit arbeitet, hat auch nur ein Teilgehalt, wer nur ein Teilgehalt hat, hat auch nur eine Teilrente. Der 44-prozentige Rentenunterschied ist in Luxemburg der höchste in der gesamten EU. So finden sich Frauen, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, in Altersarmut wieder.

Es geht um Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn für alle. Frauen leisten doppelt bis dreimal so viel unbezahlte Arbeit pro Woche wie Männer und haben dadurch weniger Zeit für sich selbst, aber auch für politisches Engagement. Die unbezahlte Arbeit kann und muß gerechter zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden.

Die Wohnungskrise betrifft Frauen stärker als Männer. Zwar sind alle Luxemburger von den hohen Wohnungspreisen betroffen, Alleinerziehende allerdings stärker. Der Großteil der Alleinerziehenden sind Frauen. Frauenhäuser sind überlastet, weil die dort lebenden Frauen große Schwierigkeiten haben, eine Wohnung zu finden. Dadurch sehen sich viele vor die Entscheidung gestellt, ob sie zurück zum gewalttätigen Partner gehen sollen. Und die Frauen in akuter Gefahr finden keinen Platz, was zu sehr gefährlichen Situationen führt.

Ein wichtiges Thema ist die Gewalt gegen Frauen. Die häusliche Gewalt geht statistisch gesehen zur großen Mehrzahl von Männern aus und ist in der Regel gegen Frauen und Kinder gerichtet. Nicht nur physische Gewalt ist ein Problem, sondern auch psychologische Gewalt muß anerkannt werden. Genauso muß es eine Definition von »Feminizid« im Strafgesetzbuch geben. Bisher gibt es keine Zahlen dazu in Luxemburg, weil es ohne klare Definition keine statistische Erhebung geben kann. Ein weiteres Themenfeld sind gynäkologische Gewalt und Gewalt während der Geburt, welche Frauen erleben. Auch hier gibt es in Luxemburg noch keine klaren Definitionen oder Zahlenmaterial. »Wir fordern, daß Frauen die Möglichkeit haben, während der Geburt gehört zu werden und diese so durchzuführen, wie es für sie am besten ist – und nicht wie es schneller und günstiger ist«, betonte Milena Steinmetzer.

Beim Frauenstreik geht es auch um den Elternurlaub für den zweiten Elternteil: Lesbische Paare müssen Zugang zum »Vaterschaftsurlaub« erhalten, der bisher nur Männern gewährt wird und somit die zweite Frau in einem lesbischen Paar von dieser Möglichkeit ausschließt. Der bisherige »Vaterschaftsurlaub« beträgt nur zehn Tage, danach ist die Mutter bis zum Ende des Mutterschaftsurlaubs auf sich allein gestellt, während der Vater arbeiten geht. Dadurch vertiefen sich die traditionellen Geschlechterrollen in einer Beziehung. Es ist wichtig, daß Kinder von ganz klein auf eine Beziehung mit beiden Elternteilen aufbauen können. Der Elternurlaub für den zweiten Elternteil sollte daher auf drei Monate erweitert werden.

Die Rednerin brachte ihre Zuversicht zum Ausdruck, daß auch dieser Internationale Frauentag dazu betragen wird, daß Frauen und Männer gemeinsam für mehr Rechte eintreten werden.