Leitartikel21. März 2025

Kriegshetze im »Leitmedium«

von Uli Brockmeyer

Die hiesige großformatige Zeitung mit dem Untertitel »Für Wahrheit und Recht« schickt sich an, zum »Leitmedium« zu werden, wurde vor einigen Tagen stolz verkündet. Tatsächlich ist das Bistumsblatt, das eigentlich christlich-humanistischen Grundsätzen verpflichtet sein sollte, schier unaufhaltsam auf dem Weg, zum Leitmedium der Kriegshetzer zu werden. Seitenweise schreit es uns entgegen, man müsse unbedingt aufrüsten, empört man sich über »den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine«. Offenbar haben die Redakteure dort ein kurzes Gedächtnis, haben vergessen, daß der Krieg in der Ukraine bereits vor elf Jahren (!) begann, als nationalistische Milizen mit ideologischem Bezug auf die Kollaborateure der Nazi-Wehrmacht gegen die eigene Bevölkerung in der Ostukraine zu Felde zogen, auf Geheiß der Kiewer Putschistenregierung, die für diesen Angriffskrieg den Namen »Anti-Terror-Operation« erfand. Mehr als 15.000 Menschen fielen diesem Krieg bis 2022 zum Opfer.

Die selben Redakteure haben allerdings nicht allzuviel einzuwenden gegen den völkermörderischen Angriffskrieg Israels gegen die Palästinenser in Gaza und im Westjordanland, gegen die Nachbarn in Syrien und im Libanon. Die Meldungen darüber finden, wenn überhaupt, auf den hinteren Seiten nur einen bescheidenen Platz.

Es geht um zügelloses Aufrüsten, und alle, die sich dagegen wenden und zu bedenken geben, daß Frieden besser ist als Krieg, und für eine vernunftbegabte Verständigungspolitik eintreten, werden im Leitartikel des »Leitmediums« vom Mittwoch als »Hetzer gegen NATO und EU« diffamiert, und zudem noch als »Wohlstandsdegenerierte« verunglimpft. Aufrüsten ist die Devise, ohne Einschränkungen, ohne Rücksicht auf Verluste, koste es, was es wolle. »Der beste Garant für Frieden ist Stärke«, schreibt der Leitartikler. Und als Begründung dienen – ebenso wie in anderen Medien im »regelbasierten« Westen – nicht belegbare Behauptungen. »Viele Militärwissenschaftler«, heißt es da auf Seite 2, »halten es für möglich, daß Putin »einen Angriff auf ein NATO-Land nicht scheut«. Belege für diese Behauptung gibt es nicht, sie ist so hohl wie die Bedrohungslügen in den 80er Jahren.

Im Gegensatz zu den Mitarbeitern dieser Zeitung scheint der Leitartikler im »Wort« sich regelmäßig im russischen Fernsehen zu informieren. Dort werde »täglich gegen Europa gehetzt«, weiß er zu berichten, und es werde »immer wieder davon gesprochen, Berlin, Paris oder London anzugreifen«. Belege dafür? Null!

Interessanterweise bemüht er auch den früheren USA-Präsidenten Roosevelt und den »dicken Knüppel«, von dem jener 1945 sprach. Vielleicht sollte man darauf hinweisen, daß mit der Politik des dicken Knüppels die an die Sowjetunion gerichtete unverhohlene Drohung mit der Atombombe bezeichnet wurde, die damals allein im Besitz der USA war.

In einem Punkt müssen wir dem »Wort«-Akrobaten allerdings zustimmen, auch wenn er es völlig anders meinte. »Wer die Haltung vertritt, ‚Das geht uns nichts an, halten wir uns raus‘, der wird womöglich bald sein blaues Wunder erleben.«

Wer sich heute raushält, die Haßtiraden und Kriegshetze über sich ergehen läßt und weiter widerspruchlos den Kriegstreibern folgt, wird sich ganz sicher in nicht allzu ferner Zeit auf dem Weg in den nuklearen Winter wiederfinden.

Frieden statt Krieg, muß die Devise sein, wenn wir überleben wollen.