Riesige Gasfelder in Bolivien entdeckt
Sozialdemokratischer Präsident Luis Arce hofft auf Mehreinnahmen und Wirtschaftsaufschwung
Bolivien hofft, bald deutlich mehr Gas zu fördern und damit die lahmende Wirtschaft in Schwung zu bringen. Anlaß für Optimismus gibt das staatliche Energieunternehmen Yacimientos Petrolíferos Fiscales Bolivianos (YPFB), das im Norden des Departements La Paz gerade ein riesiges Gasfeld entdeckt. Der Umfang wird auf 1,7 Billionen Kubikfuß (ca. 49 Milliarden Kubikmeter) geschätzt.
Präsident Luis Arce schwärmt vom größten Fund seit dem Jahr 2005 als einem »Megafeld«, dessen Reserven einem geschätzten Marktwert von 6,8 Milliarden Dollar entsprächen. Die Fördermengen in Bolivien sind seit Jahren rückläufig. 2023 hatte das Land, das einst zu den zehn größten Produzenten der Welt gehörte, mit Erdgasexporten nur noch zwei Milliarden Dollar verdient.
»Dieser Fund markiert den Beginn eines neuen Kapitels für die nördliche Andenregion und gibt uns die Hoffnung, ein wichtiger Gasexporteur zu bleiben«, erklärte Arce auf einer Kundgebung zum Jahrestag der Gründung von La Paz. Er rechne damit, daß das Gebiet mit dem Namen »Mayaya Centro-X1« zum drittgrößten Produktionsfeld des Landes werde, sagte er. Seit Juli 2021 hat die Regierung zwischen 50 und 60 Millionen Dollar in Bohrungen zur Erkundung möglicher Vorkommen in der Region investiert. Die bislang entdeckten Mengen entsprechen rund 20 Prozent der bislang bekannten Gasreserven Boliviens. Diese lagen Ende 2018 bei 8,95 Billionen Kubikfuß. Neuere offizielle Daten liegen nicht vor.
Die Erkundungsbohrungen in La Paz hätten ergeben, daß es dort »etwa fünf weitere Strukturen gibt, die der Mayaya-Struktur ähneln, so daß wir insgesamt von einem Potential von etwa sieben Kubikfuß allein in diesem Gebiet um Mayaya sprechen«, sagte YPFB-Präsident Armin Dorgathen. Er rechne damit, daß mit der Produktion von Gas und Flüssiggas in zwei Jahren begonnen werden könne, »sobald die Pipelines zu diesem Gebiet gebaut sind«. Der YPFB-Chef bezeichnete den Fund als »eine der wichtigsten Entdeckungen Boliviens in den letzten 100 Jahren.
Für Präsident Luis Arce sind das gute Nachrichten, zumal im Juni ein Putschversuch gescheitert ist und im kommenden Jahr Präsidentschaftswahlen anstehen. Wirtschaftliche Probleme haben den Gegnern seiner linksgerichteten Regierung zuletzt in die Hände gespielt, insbesondere die Knappheit an Treibstoff und Devisen, die auch mit sinkenden Einnahmen aus den Gasexporten zu erklären ist.
In den frühen 2010er Jahren hatten boomende Exporte noch das Wirtschaftswachstum befördert und populäre Sozialprogramme etwa zum Abbau der Armut ermöglicht. Seit 2014 ist die Produktion nun rückläufig. Auch darum mußte die Zentralbank im vergangenen Jahr Goldreserven im Umfang von 21 Tonnen verkaufen. Ende August 2023 beschwor Arce seine Landsleute noch, mit der Erschöpfung der Reserven zurechtzukommen. Die »Unmöglichkeit einer Steigerung der Gasproduktion« sei die bittere Wahrheit. »Um mehr Gas zu fördern, muß man über Reserven verfügen«, sagte er gegenüber der Tageszeitung »La Razón«.
Umso größer ist jetzt die Erleichterung über die neuen Funde, die in absehbarer Zeit zu höheren Steuer- und Deviseneinnahmen führen sollen. Der Bau einer Pipeline ist in Planung, mit der bis zu zehn Millionen Kubikmeter Gas pro Tag transportiert werden sollen. Die staatliche Erdölgesellschaft investiert derzeit mit einem »Reaktivierungsplan« in 42 Projekte in verschiedenen Departements, um die Gas- und Ölausbeutung im Land anzukurbeln. Nach 56,6 Millionen Kubikmetern pro Tag im Jahr 2016 produziert Bolivien gegenwärtig rund 40 Millionen Kubikmeter Erdgas, von denen 17 für den brasilianischen, zehn für den argentinischen und 12,5 für den heimischen Markt bestimmt sind.