Kultur02. Dezember 2021

Josephine Baker im Pariser Panthéon

Josephine Baker wurde weltweit als Tänzerin und Sängerin gefeiert. Als Widerstandskämpferin ist sie vor allem in Frankreich bekannt. Nun findet sie dort im Ruhmestempel der Nation ihre letzte Ruhestätte.

In Frankreich machte sie mit ihrem Bananenrock und dem energiegeladenen Charleston Karriere. Für das Land riskierte Josephine Baker als Widerstandskämpferin und Agentin der Spionageabwehr ihr Leben. Dafür wird die französisch-amerikanische Tänzerin, Sängerin und Ikone der Goldenen 1920er Jahre posthum zur Heldin der Nation.

Als erste schwarze Frau fand sie am Dienstag ihre letzte Ruhestätte im Pariser Panthéon - begleitet von einer über einstündigen Zeremonie im Beisein von Familienangehörigen und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. 

Wer in Frankreichs Ruhmestempel liegt, gehört zu den Großen der französischen Geschichte wie Voltaire, Victor Hugo, Émile Zola, Simone Veil und Marie Curie. Zu den Helden der Franzosen gehören 75 Männer und nur 5 Frauen. Josephine Baker ist nun die sechste. Um ins Panthéon zu kommen, genüge es nicht, ein großer Künstler zu sein, teilte der Elyséepalast mit. Man müsse die Werte der Republik verkörpern und sich für Frankreich engagiert haben.

Josephine Baker, geboren 1906 in St. Louis (USA) als uneheliche Tochter einer Waschfrau und eines Spaniers, wurde 1925 in Paris zum Star. Nur mit einem Bananenröckchen bekleidet eroberte sie im Théatre des Champs Elysées die Zuschauer. Später trat sie als Sängerin und Schauspielerin in Erscheinung. 

Das Datum für den Einzug in den Pariser Ruhmestempel wurde nicht zufällig gewählt, denn am 30. November 1937 heiratete Josephine Baker den jüdischen Industriellen Jean Lion, wodurch sie Französin wurde. Ab 1939 spielte sie dann eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die faschistischen deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs. 

Sie spionierte im Auftrag der alliierten Streitkräfte und nutzte ihre Auslandsreisen, um geheime Dokumente zu übergeben, die mit unsichtbarer Tinte auf Partituren geschrieben waren. In ihrer Unterwäsche trug sie auch geheime Fotos von deutschen Militäranlagen. Als erste US-Amerikanerin erhielt sie für ihre Dienste das französische Croix de Guerre und die Ehrenlegion. 

Frankreich habe sie zu dem gemacht, was sie sei. Sie werde dafür ewig dankbar sein, hatte Josephine Baker einst dem Offizier Jacques Abtey gesagt. Und hinzugefügt: Die Pariser hätten ihr alles gegeben, vor allem ihr Herz. Sie sei deshalb bereit, ihnen ihr Leben zu geben. Eines ihrer bekanntesten Lieder, »J'ai deux amours«, handelt von ihren beiden Lieben: ihr Land und Paris. 

Josephine Baker kehrte 1947 und 1951 in die Vereinigten Staaten zurück, um dort aufzutreten. Doch wurde sie Opfer der rassistischen Diskriminierung von Schwarzen im öffentlichen Leben. Anfang der 1960er Jahre reiste sie erneut nach in die USA, um die Bürgerrechtsbewegung von Pastor Martin Luther King zu unterstützen. Sie adoptierte 12 Kinder unterschiedlicher Herkunft und Religion als Symbol für Toleranz.

Josephine Baker starb im April 1975 in Paris im Alter von 68 Jahren. Begraben wurde sie in Monaco.

(dpa)