Luxemburg27. April 2024

Armut und Ausgrenzung haben zugenommen

Statec: Anteil der Einwohner, die Probleme haben, über die Runden zu kommen, stieg 2023 auf 22,4 Prozent. Mieter, Alleinerziehende, Portugiesen und junge Menschen überproportional betroffen

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Im vergangenen Jahr ist der Anteil der Landesbewohner, die sagen, sie hätten regelmäßig Probleme, über die Runden zu kommen, von 20,7 auf 22,4 Prozent gestiegen. Das sind bei (Anfang 2023) rund 660.000 Einwohnern mehr als 148.000 von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffene Menschen. Diese Zahl ergibt sich aus der regelmäßigen EU-weiten Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen (European Union Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC), teilte das nationale Statistikamt Statec am Mittwoch mit.

Nach EU-Definition gilt eine Person als »von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht«, wenn eine oder gar mehrere dieser drei Lebenssituationen auf sie zutrifft: Ihr Einkommen liegt unterhalb der offiziellen Armutsgefährdungsgrenze von 60 Prozent des mittleren Einkommens, der Haushalt ist von »erheblicher materieller Entbehrung« betroffen oder eine Person lebt in einem Haushalt mit sehr geringer »Erwerbsbeteiligung«. Letzteres heißt, der Anteil der erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder im Alter von 18 bis 59 Jahren, die einer Arbeit nachgingen, betrug weniger als ein Fünftel.

Wie der Statec weiter erklärte, verdoppelte sich im vergangenen Jahr der Anteil der Einwohner, die von »erheblicher materieller Entbehrung« betroffen waren, von einem auf zwei Prozent. Das bedeutet, daß das Leben von mehr als 13.000 Menschen in Luxemburg wegen fehlender Finanzmittel drastisch eingeschränkt war: Sie waren oft nicht in der Lage, ihre Rechnungen, Miete oder Hypotheken zu bezahlen, sich einigermaßen gesund und ausgewogen zu ernähren, ihre Wohnungen zu heizen oder einmal im Jahr eine einwöchige Urlaubsreise zu unternehmen.

Von denen, die Probleme hatten, über die Runden zu kommen, war im vergangenen Jahr für 37 Prozent kein Urlaub drin; im Vorjahr waren es erst 31 Prozent. Der Anteil der armutsgefährdeten Haushalte, die es sich nicht leisten können, mindestens an jedem zweiten Tag Fleisch, Fisch oder ein vegetarisches Äquivalent zu essen, stieg von acht auf zwölf Prozent.

Überproportional von materiellen Entbehrungen betroffen sind dem Statec zufolge Mieter (2023 den Angaben zufolge 33 Prozent, also jeder dritte), Alleinerziehende (mittlerweile 37 Prozent), Portugiesen (42 Prozent nach erst 38 Prozent 2022, der Anteil ist damit doppelt so hoch wie unter Luxemburgern) und junge Menschen im Alter von 16 bis 25 Jahren (29 Prozent nach erst 25 Prozent 2022). Am stärksten verschlechtert habe sich die soziale Lage der im Land lebenden Franzosen. Sagten im Jahr 2022 weniger als 18 Prozent, sie hätten regelmäßig Probleme, über die Runden zu kommen, so waren es im vergangenen Jahr schon 24 Prozent, also fast jeder Vierte.

Nach den Mietern hätten aber auch Eigenheimbesitzer, die einen Kredit für ihr Haus abbezahlen müssen, im Jahr 2023 unter den steigenden Wohnkosten gelitten, so daß mittlerweile mehr als jeder Vierte in finanziellen Schwierigkeiten stecke. Hier betrage der Anstieg sechs Prozentpunkte gegenüber 2022.