Vom Schrotthändler zum Rüstungs-Milliardär
Der sechsreichste Tscheche Michal Strnad macht dank NATO-Kriegen Milliarden mit Kriegsgerät und Munition
Im NATO- und EU-Land Tschechische Republik gibt es elf Dollar-Milliardäre, meldete der deutschsprachige Dienst von »Radio Prag« am Mittwoch. Die reichste Person im Land ist wie in den vergangenen Jahren Renata Kellnerová, die Erbin des Spekulanten und Gründers des in Amsterdam registrierten Finanzkonzerns PPF Group, Petr Kellner. Das Vermögen der Familie beträgt 18 Milliarden US-Dollar (16,8 Milliarden Euro). Dies geht aus der diesjährigen Rangliste hervor, die die Zeitschrift »Forbes« am Dienstag veröffentlicht hat.
An zweiter Stelle steht der Chef der KKCG-Investorengruppe, Karel Komárek, an dritter Stelle der Energie- und Industrieunternehmer Daniel Křetínský. Sie haben die Plätze im Vergleich zum letzten Jahr getauscht. Ex-Premierminister und Parteichef der früheren Regierungspartei ANO, Andrej Babiš, ist an siebenter Stelle zu finden.
Vor ihm hat sich der finanzielle Aufsteiger des Jahres in Tschechien plaziert: Michal Strnad, Inhaber und Vorstandsvorsitzender des Rüstungsunternehmens »Czechoslovak Group«. In der Weltrangliste der reichsten Menschen hat sich Strnad im Jahresvergleich um mehr als 800 Stufen nach vorn »gearbeitet« und belegt den 709. Platz. Mit einem Vermögen von 4,4 Milliarden US-Dollar ist er zudem der sechsreichste Tscheche.
Die Czechoslovak Group (CSG) ist eine tschechische Industrie- und Rüstungsholding, die von Jaroslav Strnad gegründet wurde. Von der Gründung 2014 bis zum Januar 2016 war sie unter dem Namen Excalibur Group tätig. Im Jahr 2018 übernahm Michal Strnad, der Sohn des Gründers, sämtliche Unternehmensanteile sowie die Geschäftsführung von seinem Vater.
Jaroslav Strnad begann nach dem Ende der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) in den 1990er Jahren als Schrotthändler, indem er unter anderem ausgemusterte Bestände der Armee günstig aufkaufte und verwertete. Vieles von dem angehäuften »Schrott« war jedoch als Ersatzteile für Rüstungsbestände in anderen Ländern verwendbar. Dadurch konnte der Schrotthändler rasch einen größeren Reichtum anhäufen. 1995 gründete er laut Wikipedia die Firma »Excalibur Army«, aus der später eine Holding wurde. 2005 erwarb Strnad die erste Industrieanlage für technischen Service und Neuproduktion von Ersatzteilen – die bankrotte militärische Reparaturfirma in Přelouč, die er vom Verwalter der Insolvenzmasse kaufte.
Im Jahr 2010 übernahm er das Unternehmen DAKO-CZ aus Třemošnice, Hersteller von Bremssystemen für Schienenfahrzeuge, und 2017 übernahm er die Mehrheit am 1850 gegründeten Fahrzeughersteller Tatra Trucks.
Das heutige Tochterunternehmen »Excalibur Army« unterhält laut Information von Wikipedia eine »strategische Partnerschaft« mit dem US-amerikanischen Konzern General Dynamics und hat im Jahr 2015 die Lizenz zur Produktion von in Österreich entwickelten Radpanzern »Pandur-II« bis zum Jahr 2039 erhalten. 2015 lieferte »Excalibur« 250 BMP-1-Schützenpanzer an den Irak.
Im November 2022 hat »Excalibur« 70 Prozent der Anteile des italienischen Munitionsherstellers Fiocchi Munizioni übernommen. Im Oktober 2023 wurde für 1,91 Mrd. Dollar der Hersteller von Munition für Jagd- und Sportwaffen CCI mit den Marken »Federal«, »HEVI-Shot«, »Remington and Speer« übernommen.
Laut Michal Strnad kann das Unternehmen pro Jahr ca. 80.000 bis 100.000 Artilleriegranaten des NATO-Standards 155 mm herstellen; dies würde etwa 25 bis 30 Prozent der jährlichen Produktionskapazität dieses Typs in der EU entsprechen. Es sei geplant, die jährliche Produktion auf 150.000 Granaten zu erhöhen; dies werde aber voraussichtlich etwa zwei Jahre benötigen.