Amsterdam verbietet Kiffen im alten Zentrum
Die großen Warntafeln hängen bereits in den Straßen von Amsterdam: »Kiffen verboten. 100 Euro Strafe.« Heute ist es soweit. Dann gilt im alten Zentrum der niederländischen Hauptstadt ein Kiffverbot. Cannabis darf nicht mehr auf Straßen, Plätzen und Grachten rund um das weltbekannte Rotlichtviertel geraucht werden. Im Rest der Stadt ist Kiffen weiterhin erlaubt.
Es ist eine weitere Maßnahme gegen die Folgen des Massentourismus. Pro Jahr kommen mehr als 20 Millionen Besucher in die Stadt mit knapp 800.000 Einwohnern. Gerade das Rotlichtviertel solle für die Bewohner sicherer und lebenswerter werden, sagen die Stadtverantwortlichen. »Vor allem nachts kann die Atmosphäre sehr grimmig werden.« Seit Jahren klagen Bewohner über saufende, grölende und kiffende Menschen auf den Straßen, vor allem britische Junggesellenabschiede sind berüchtigt.
Schon jetzt ist am Wochenende ab 16 Uhr der Verkauf von Alkohol verboten – außerhalb der Gaststätten. Trinken darf man Alkohol auf der Straße auch nicht. Kneipen und Bars müssen im Rotlichtviertel früher schließen, und das gilt auch fürs Sexgewerbe. Amsterdam plant sogar, die weltberühmten roterleuchteten Fenster zu schließen, und Prostitution in einem »Erotikzentrum« außerhalb des Stadtzentrums unterzubringen.
Gerade die Partytouristen sollen abgewehrt werden. Die Stadt startete im britischen Internet die Kampagne »Stay Away« – Bleib weg – um diejenigen abzuschrecken, die nur zum Saufen, Kiffen und für Sex kommen.
Mit dem Kiffverbot endet eine Ära. Gut fünf Jahrzehnte lang war gerade das Rauchen eines Joints Symbol für das tolerante Image von Amsterdam. Anfang der 70er Jahre wurde nicht nur der Konsum sondern auch der Verkauf von Haschisch und Marihuana offiziell geduldet. Kein Wunder, daß Touristen das Verbot nicht glauben wollen. »Ist das ein Witz?«, fragte der Italiener Giorgio. Der Brite Ian will bei seinem nächsten Besuch in Amsterdam einfach mehr Geld mitnehmen, »für die Buße«. Die Deutsche Sofia fragte besorgt: »Aber die Coffeeshops bleiben doch offen, oder?« Der Verkauf weicher Drogen in den Coffeeshops ist aber nach wie vor erlaubt.