Luxemburg21. März 2024

Esch/Alzette: Armut darf nicht sichtbar werden

von KP

In der von der CSV geführten Minettemetropole Esch/Alzette hat es keinen Platz für Engel. Erst recht nicht, wenn diese sich in einem gemeinnützigen Verein zusammentun, um den Ärmsten die Nächstenliebe anzudienen, die ihnen von einer neuerdings eher repressiv ausgerichteten Politik verwehrt bleibt.

Die »Street Angels Asbl«, welche schon seit einigen Jahren vorwiegend in der Stadt Luxemburg aktiv ist, verteilt abends warmes Essen, Kleidung und andere Grundversorgungsgüter an Obdachlose und von der Gesellschaft ausgeschlossene Menschen. Natürlich sind die Straßenengel auch in der Hauptstadt nicht wirklich willkommen und haben derzeit echte Probleme, einen festen Platz für die Verteilung zu finden.

Rezent haben die Mitglieder der Asbl entschieden, ihre Aktion auch auf die zweitgrößte Stadt des Landes auszuweiten. Die erste Aktion fand letzte Woche statt und wurde von den Betroffenen sehr begrüßt. Eine warme Suppe am Abend und ein »offenes Ohr« waren für die meisten ein wahrer Lichtblick.

Das Hoheitsrecht der Obrigkeit

In Esch/Alzette gibt es derzeit noch kein »Bettelverbot«. Es gibt auch noch keine Verordnung, laut der es untersagt wäre, anderen Menschen im öffentlichem Raum zu helfen oder wie hier, beizustehen. Dennoch wollen Bürgermeister Christian Weis und der für Soziales zuständige Schöffe Bruno Cavaleiro, beide CSV, derartige Aktionen in der Gemeinde unterbinden. Sie werden hierbei tatkräftig vom Chef des »service de la coordination sociale«, Emmanuel Cornelius unterstützt.

Eigentlich eine verrückte Situation, denn im Juni 2022 haben einige dieser hier genannten Personen an der »European Social Network« (ESN) Konferenz in Hamburg teilge­nommen. Christian Weis hatte seinerzeit noch den nun von Bruno Cavaleiro bekleideten Schöffenposten inne und stellte fest: »Obwohl das Leben in verschiedenen europäischen Städten unterschiedlich zu sein scheint, stehen wir alle vor den gleichen sozialen Herausforderungen. Es ist ermutigend zu sehen, dass der gleiche Wille und Wunsch vorhanden sind, das tägliche Leben der Bürger unserer jeweiligen Städte und Regionen zu verbessern. Indem wir neue Ideen, Ratschläge und Best Practices in Esch einbringen, können wir unsere eigenen sozialen Angebote hinterfragen, verbessern und erweitern.«

Diese Position wurde bei der Unterredung mit der Delegation der Straßenengel am Dienstag so nicht mehr eingenommen. Die private Initiative der »Street Angels Asbl« wurde untersagt. Wenn nun die angekündigte Aktion nicht wie vorgesehen durchgeführt werden konnte, so waren die Engel dennoch vor Ort, um die Menschen aufzuklären. Ob und wie es nun weitergeht, muss noch geklärt werden.

Daß sich am Dienstag die politischen Akteure von CSV, DP und déi gréng nicht blicken ließen, ist nachvollziehbar. Bedauerlich dann aber, daß die Sozialisten und déi Lénk mit Abwesenheit zu glänzen wussten. Einzig die Piraten, die einen Sitz im Gemeinderat haben, und ein Vertreter der Escher KPL-Sek­tion standen den Engeln bei.

Die Kommunistische Par­tei verurteilt seit jeher die Tatenlosigkeit der für soziale Dienste zuständigen Akteure und fordert ein Ende der Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen, die in Armut leben.