Luxemburg26. April 2024

Generalmobilmachung für Cyberkriegsübung

Über 80 Fachkräfte aus Luxemburg beteiligten sich am diesjährigen NATO-Manöver »Locked Shields«. Erstmals nahmen auch Privatunternehmen teil

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Am Mittwoch und Donnerstag beteiligte sich Luxemburg zum vierten Mal an der Cyberkriegsübung »Locked Shields«, die jedes Jahr vom »NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence« in Tallinn an der Ostflanke des westlichen Militärpakts organisiert wird. Bei der angeblich »weltgrößten und komplexesten multinationalen Live-Feuer-Übung zur Cyberverteidigung« waren der Armee zufolge mehr als 3.500 Teilnehmer aus 32 NATO- und Partnerstaaten mit 8.000 Hackerattacken auf 5.500 virtualisierte IT-Systeme konfrontiert, die detektiert, abgewehrt und behoben werden sollten.

Konkret sah das Manöverszenario in diesem Jahr vor, daß sich der fiktive, mit der NATO verbündete Staat »Berylia«, der sich mit dem ebenso fiktiven »Crimsonia« um Naturressourcen streitet, einer ganzen Serie koordinierter Cyberattacken auf Regierungs-, Militär- und Kommunikationsnetzwerke sowie auf die Wasser- und Stromversorgung ausgesetzt sah. Im weiteren Verlauf von »Locked Shields 2024« sollten die bösen »crimsonischen« Hacker, die sich selbstredend in einem »Roten Team« zusammengeschlossen haben, auch noch eine Desinformationskampagne über Internetnetzwerke starten, um Massenproteste in »Berylia« auszulösen, sowie den Bankensektor ins Visier nehmen.

Parallel sollten 18 »Blaue Teams«, die untereinander im Wettbewerb standen, die Hackerangriffe des in Tallinn sitzenden »Roten Teams« abwehren. Mehr als 80 Fachkräfte aus Luxemburg bildeten mit 50 aus Belgien eines dieser »Blauen Teams«. Es operierte wie schon vor zwei Jahren bei »Locked Shields« vom »Parc Hotel Alvisse« in Dommeldingen aus. Pressevertreter, die sich das luxemburgisch-belgische Team am Donnerstag zusammen mit Armeeministerin Yuriko Backes und Armeechef Steve Thull kurz ansehen durften, wurden aus »Sicherheitsgründen« dazu verpflichtet, weder Foto- noch Filmaufnahmen von den Netzkriegern zu machen.

Nachdem die Ressortchefin insbesondere die Militärkooperation mit Belgien, dem »wichtigsten Partner unserer Armee«, gelobt hatte, gab es ein Briefing durch Lieutnant-colonel Patrick Antony, bei der Armee Leiter der Abteilung Informations- und Kommunikationssysteme, und Dr. Jan Beutler, der das Cyber-Büro der Armee leitet. Antony erklärte, am ersten Manövertag am Mittwoch sei »die komplette Kommandokette in Luxemburg getestet« worden, die bei einem tatsächlichen Cyberangriff mit dessen Abwehr befaßt wäre.

Deshalb waren neben den üblichen Fachkräften von Armee, Polizei und anderen staatlichen oder halbstaatlichen Stellen wie der Zoll- und Akzisenverwaltung, der Zentralbank, der Finanzaufsichtsbehörde CSSF, dem Luxemburg House of Cybersecurity, dem Wirtschaftsministerium, dem Parlament, der Universität Luxemburg, dem Centre hospitalier Emile Mayrisch (CHEM), den CFL und der Escher Gemeindeverwaltung zum ersten Mal auch Vertreter von Privatunternehmen wie dem Satellitenbetreiber SES, der Luxair, der Post, dem Wassersyndikat SEBES, von SUDenergie und sogar vom Lebensmittelgroßhändler La Provençale an »Locked Shields 2024« beteiligt.