Aus den Betrieben20. Mai 2021

Höherer Umsatz, weniger Nettogewinn im Jahr 2020

Post trug 6,1 Millionen Pakete und Päckchen in Luxemburg aus

von Ali Ruckert

Gesamt gesehen vermochte die Luxemburger Post, die im Besitz des Luxemburger Staates ist, im Krisenjahr 2020 ein beachtliches Ergebnis zu erzielen: der Konzernumsatz stieg leicht auf 864 Millionen Euro an, das Betriebsergebnis sank um 16 Prozent auf 153,4 Millionen Euro, während der Nettogewinn mit 36,2 Millionen Euro knapp fünf Prozent weniger betrug als ein Jahr zuvor. Dafür stiegen jedoch die Investitionen auf 138 Millionen Euro an (+ 17 Prozent), wovon ein Großteil in die Telekommunikationsnetze und die Paketabwicklung und -zustellung floss.

Die verschiedenen Geschäftsbereiche des Postunternehmens, das im vergangenen Jahr durchschnittlich 4.697 Beschäftigte zählte, entwickelten sich allerdings sehr unterschiedlich.

Briefpost weiter rückläufig

Die Anzahl der Briefe, die transportiert und ausgetragen wurden, ging im vergangenen Jahr weiter zurück, von 126 auf 116 Millionen. Abgefedert wurde der Rückgang dadurch, dass der Staat knapp sechs Millionen Briefe mit Impfbenachrichtigungen und Testergebnissen verschickte, ansonsten der Rückgang 12 Prozent betragen hätte.

Ganz ins Gegenteil ging die Entwicklung im Paketbereich. Innerhalb von 12 Monaten trug die Post 6,1 Millionen Pakete und Päckchen aus, 47 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Hinzu kamen 14 Millionen Pakete aus Asien, die in der Regel von Cargolux nach Luxemburg befördert wurden und durch das Bettemburger Verteilungszentrum gingen, bevor sie in die anderen europäischen Länder weitergeleitet wurden.

Die Online-Versandhändler als Gewinner

Das hatte für die Post allerdings nicht die gewünschten finanzielle Wirkung, da der Hauptanteil am Gewinn an die Onlineversandhändler ging, allen voran der börsennotierte USA-Konzern Amazon, mit dem die Post für die nächste Zeit eine vorteilhaftere Abmachung aushandeln will, sofern das möglich sein sollte.

Telekom-Bereich setzt Höhenflug fort

Mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes des Postunternehmens und zwar 480 Millionen Euro wurden im Telekom-Bereich erwirtschaftet. Während die Zahl der Festnetzanschlüsse weiter zurückging setzte die mobile Kommunikation ihren Höheflug weiter fort. Am 16. Oktober 2020 nahm die Post ihr 5G-Mobilfunknetz in Betrieb, mit dem bis 2023 eine Abdeckung von 90 Prozent der Bevölkerung des Landes erreicht werden soll.

Insgesamt sind 1,5 Millionen SIM-Karten von Post Telekom weltweit im Einsatz, und inzwischen können 73 Prozent aller Haushalte im Land die Glasfasertechnologie nutzen. Der Marktanteil der Post betrug 38 Prozent im TV-Bereich, mehr als 50 Prozent bei Mobilfunkgeräten und 63 Prozent bei festen Internetanschlüssen.

Mit steigendem Datenverkehr nimmt allerdings auch die Gefahr von Hackerangriffen zu, weshalb das Postunternehmen seine Abwehrmaßnahmen verstärkte und sich mit 50 Prozent beim Cyber-Sicherheitsunternehmen Luxtrust einkaufte, das im Jahr 65 Millionen Transaktionen vornimmt.

Bald Negativzinsen für einen Teil der CCP-Konten

Unzufrieden ist das Postunternehmen hingegen mit der Entwicklung im Bereich Post-Finance, denn infolge der niedrigen Zinsen an den Finanzmärkten und des Rückgangs der Provisionserträge sank der Umsatz um 12,8 Prozent auf 24 Millionen Euro.

Ungünstig wirkt sich aus, dass der Post für die kostenlosen CCP-Konten mit insgesamt drei Milliarden Euro Guthaben Negativzinsen von der Europäischen Zentralbank verrechnet werden. Noch in diesem Jahr soll daher voraussichtlich entschieden werden, Konten mit einem Guthaben von mehr als 100.000 Euro mit Negativzinsen zu belegen.

Damit wären die 30.000 bis 40.000 Kunden, die kein anderes Konto haben als das Postscheckkonto und wegen ihrer bescheidenen finanziellen Verhältnisse wohl auch kein Konto bei einer Bank bekommen würden, vorerst aus dem Schneider.