Ausland16. September 2021

Milliardäre wurden um 62 Prozent reicher

Der Vermögenszuwachs der Milliardäre der USA während der COVID-19-Pandemie könnte die Hälfte von Bidens 3,5-Billionen-Dollar-Haushaltspaket finanzieren

von ZLV

Das Vermögen der Milliardäre der USA ist während der Pandemie um 1,8 Billionen Dollar gewachsen, und zwar um fast zwei Drittel (62 Prozent) von knapp 3 Billionen Dollar zu Beginn der COVID-Krise am 18. März 2020 auf 4,8 Billionen Dollar am 17. August 2021, wie aus einem Bericht von Americans for Tax Fairness (ATF) und dem Institute for Policy Studies Program on Inequality (IPS) hervorgeht. Allein das Vermögen von Elon Musk ist während der Pandemie um atemberaubende 150 Milliarden Dollar gestiegen, was einem Zuwachs von über 600 Prozent entspricht.

Nicht nur der Reichtum der Milliardäre ist gewachsen, schreibt Chuck Collins vom Institute for Policy Studies, sondern auch ihre Zahl: Im März letzten Jahres gab es 614 US-Amerikaner mit Bankkonten im 10-stelligen Bereich, im August dieses Jahres waren es bereits 708. Allein der Vermögenszuwachs von 1,8 Billionen Dollar in 17 Monaten, der nicht besteuert wird, wenn sie ihr Vermögen nicht verkaufen, würde mehr als die Hälfte von Bidens 10-Jahres-Investitionspaket von 3,5 Billionen Dollar ausmachen.

Dieses Paket soll Gemeinden und berufstätigen Familien helfen, indem es die Gesundheitsfürsorge, die Betreuung älterer Menschen, die Kinderbetreuung, den Wohnungsbau und die Bildung erschwinglicher macht, in saubere Energie investiert, den Steuerfreibetrag für Kinder ausweitet und 12 Wochen bezahlten Urlaub aus familiären und medizinischen Gründen vorsieht.

Der große Wohlstand dieser Milliardäre in den letzten 17 Monaten ist umso erschreckender, wenn man es mit den verheerenden Auswirkungen des Coronavirus auf die arbeitende Bevölkerung vergleicht. Über 86 Millionen Menschen haben in den USA ihren Arbeitsplatz verloren, fast 38 Millionen sind an dem Virus erkrankt, und mehr als 625.000 sind im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.

Die von Biden vorgeschlagenen Investitionen würden nach Angaben des Weißen Hauses auch die Krankenversicherungsprämien für 9 Millionen Menschen senken, wodurch ein durchschnittlicher 60-Jähriger mit einem Jahreseinkommen von 55.000 Dollar Hunderte von Dollar pro Monat für seine ACA-Versicherungspolice einsparen würde. Die Kosten für die Verlängerung dieser Subventionen belaufen sich nach Angaben des Finanzministeriums auf 163 Milliarden Dollar über zehn Jahre. Das bedeutet, daß allein der Anstieg des Vermögens der Milliardäre um 1,8 Billionen Dollar in den letzten 17 Monaten die gesamten 10-Jahres-Kosten für eine erschwinglichere Gesundheitsversorgung für 9 Millionen Menschen mehr als zehnmal bezahlen könnte.

Während diese Investitionen in die Gesundheitsversorgung Millionen Menschen zugute kämen und langfristig Geld sparen würden, kommt das wachsende Vermögen der Milliardäre niemandem außer den Superreichen zugute. Das liegt daran, daß das derzeitige Steuerrecht voller Schlupflöcher und Sonderregelungen ist, die es den Superreichen ermöglichen, eine große Menge an Steuern nicht zu zahlen.

Aufgrund eines der größten Schlupflöcher im Steuergesetzbuch kann der wachsende Reichtum von Milliardären und anderen Mitgliedern des reichsten 1 Prozent – für die dieser Reichtumszuwachs die Haupteinkommensquelle ist – für immer unversteuert bleiben. Der praktisch steuerfreie Status des Vermögenszuwachses von Milliardären wurde kürzlich in einem Bericht von ProPublica hervorgehoben. Darin wird geschätzt, daß die 25 Top-Milliardäre im Durchschnitt nur 3,4 Prozent ihres Vermögenszuwachses an Bundeseinkommenssteuern zahlten und daß einige, darunter Jeff Bezos (am 17. August 2021 188 Milliarden Dollar wert) und Elon Musk (am 17. August 2021 175 Milliarden Dollar wert), in den letzten Jahren mehrere Jahre lang keine Bundeseinkommenssteuer zahlten.

Selbst wenn sie besteuert werden, ist der Spitzensteuersatz für Einkommen aus Vermögenszuwächsen nur etwa halb so hoch wie der von Lohneinkommen – 20 Prozent gegenüber 37 Prozent.

Quellen: Forbes, »Forbes Publishes 34th Annual List Of Global Billionaires«, abgerufen am 18. März 2020. Forbes, »The World's Real-Time Billionaires, Today's Winners and Losers«, abgerufen am 17. August 2021.